Frankf.Rundschau: 08 05 03 http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/deutschland/?cnt=2
07886

BERICHT
Bayern führt Elitestudiengänge ein

MÜNCHEN, 7. Mai (dpa/ara). Bayern will als erstes Bundesland eigene Studiengänge für besonders begabte Studenten einrichten. Wissenschaftsminister Hans Zehetmair (CSU) kündigte am Mittwoch in einer Regierungserklärung vor dem Landtag den Aufbau eines "Elitenetzwerks Bayern" an. Geplant sind unter anderem ein internationales Doktorandenkolleg und ein Ausbau der Hochbegabtenförderung. Das Projekt richtet sich zunächst an 2000 Studenten und 120 Nachwuchswissenschaftler. Es soll bereits im Sommersemester starten.

Für die deutschlandweit einmalige Initiative, so Zehetmair, stelle die Landesregierung in zwei Stufen rund 220 Stellen zur Verfügung. Diese seien keine neu geschaffenen Stellen. Vielmehr seien sie durch Einsparungen in anderen Bereichen entstanden. Hinzu kommen 14 Millionen Euro, die in den kommenden fünf Jahren mit Beteiligung der jeweiligen Hochschule und der Unterstützung der Wirtschaft zur Verfügung stehen sollen.

Mit dem Projekt will Zehetmair Leistungswillige im Lande halten. Denn Bayern schafft "optimale Rahmenbedingungen und Leistungsanreize für Hochqualifizierte" und setzt ein "attraktives Gegengewicht zu den Spitzenangeboten des Auslands".

KOMMENTAR: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/die_seite_3/?cnt=2
07856

Letzter Schrei

Von Jörg Feuck

Was für eine schöne Überraschung: Ein Bundesland hat noch zusätzliches Geld für die Hochschulen zu verteilen.

Und da endet auch schon die gute Nachricht. Denn es wird nur eine ganz schmale Schicht sein, die von dem profitiert, was Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair hochtrabend als "Elitenetzwerk" angekündigt hat: Für die "Leistungsbesten" werden Elitestudiengänge, internationale Doktorandenkollegs und Schüler-Hochbegabtenprogramme aufgelegt.

Ein Prozent aller Studierenden in Bayern dürfen auf eine solche Behandlung erster Klasse hoffen. Ausgewählte Professoren und Talente werden unter sich
sein; um die Masse der Eingeschriebenen kümmern sich Durchschnitts-Dozenten. Für die nötige allgemeine bessere Ausstattung der Hochschulen springt nichts heraus.

Bayerns Spitzengetue passt zum derzeit letzten Schrei in der
Bildungspolitik: Hochschulen möchten sich Studienanfänger aussuchen, Bewerber mit Hilfe von Prüfungen aussieben. Die im internationalen Vergleich noch magere Quote von Studierenden soll nicht steigen, sondern gedrückt werden. Die Pisa-Lehren wollen halt nicht in alle Köpfe hinein: Strikte Auslese fördert nicht breite Spitzenleistungen, sondern befördert Mittelmäßigkeit.

Bayern muss, weil es die wenigsten Abiturienten hervorbringt, die meisten Studierenden aus anderen Bundesländern importieren. Und so gibt es noch eine gute Nachricht - auch die in den Süden gezogenen Nachwuchswissenschaftler aus Bremen und Nordrhein-Westfalen, nach bayerischer Lesart aus der Bildungsdiaspora, können Zehetmairs Topf anzapfen.







--
Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.