Guten Abend!

Kollege Wallner schrieb unter anderem:

"Sollte Jantschitsch nicht - sagen wir, innerhalb eines Jahres irgendwo Direktor oder LSI werden, dann hätte er der Sektion 11 den größten Dienst erwiesen (...)"

Über die Jahresfrist kann man diskutieren. Ohne aber etwaigen Hearings vorgreifen zu wollen (die es ohnehin nur im DirektorInnen-Bereich gibt): ich denke, es gibt eine nicht geringe Anzahl von DirektorInnen, die nie wirklich beweisen mussten, wie sie ein mittelgroßes Unternehmen zu repräsentieren im Stande sind. Kollege Jantschitsch zeigte in seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Sektion 11 auf seine Art, dass ihm die repräsentierte Sache, dass ihm die vertretenen KollegInnen wichtig waren / sind und dass er, im Unterschied zu seinem Vorgänger, stets ohne jene fatale Verbissenheit handelte, die grundlegend kontraproduktiv ist. Dass inhaltlich an seiner Arbeit Kritik zu üben ist / war, versteht sich vor allem für mich, der ich seiner Fraktion nicht angehöre, von selbst. Kollege Jantschitsch zog allerdings die Konsequenzen aus der Reaktion "seiner" FraktionsgenossInnen auf ein Interview, das sicher taktisch nicht klug , von der Argumentation aber (sogar für mich) nachvollziehbar war, wenn ich auch dieser Argumentation nicht zustimme. Wir bewegen uns auf dünnem Eis, wenn wir den Abgang eines engagierten, nicht aalglatten Kollegen junktimieren mit einer Mentalreservation für künftige Funktionen, für die Kollege Jantschitsch doch wohl qualifiziert scheint. Ich persönlich möchte ihm doch meinen Respekt ausprechen dafür, dass er sich entschieden hat, zurückzutreten, da er sich durch seine eigene Fraktion desavouiert fühlte. Und wenn der heutige KURIERin seinem Artikel zum Jantschitsch-Rücktritt http://www.kurier.at/zeitung/innenpolitik/A/index.php?artikel=161280
wie folgt schließt:
"In der AHS-Bundessektion der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD) hieß es, Jantschitsch habe unter Überlastung gelitten.", dann erinnert mich diese Aussage an schlimme Zeiten autoritärer Regime. Mir jedenfalls sind Menschen, die selbstdenkend nicht auf Nummer sicher gehen und Gefahr laufen, Fehler zu machen - und aus diesen Fehlern noch dazu, selten genug ist dieses Phänomen, Konsequenzen ziehen - grundsätzlich sympathisch. Schwierigkeiten habe ich immer mit jenen KollegInnen, die eh schon immer alles gewusst haben.

Nachdenkliche Grüße sendet
Timo Davogg




----- Original Message -----
From: "Erich Wallner"
To:
Sent: Thursday, May 08, 2003 10:47 PM
Subject: AW: LF: Jantschitsch-Apologie


> 1. Die Meinung des Koll. Kohlmaier über den "gescheiten Kommentar" teile
> ich ;-) .
>
> 2. Seine Meinung über Koll. Quin teile ich nicht unbedingt. Quins
> kürzestfristige lange Analyse über die Pensions-Belastungen zeigt
> jedenfalls, daß er hervorragende Sach-Arbeit leisten kann. Als
> Kompliment darf man auch werten, daß sie in Nullkommanix auf der
> Kreidekreis-Homepage zu finden war! Als Außenstehender und Beobachter
> der Szene getraue ich mich nicht zu beurteilen, wie sehr (geschuldet
> geglaubte und auch ehrlich spontane) Solidaritäts-Motive im Handeln
> von Funktionären ganz allgemein eine Rolle spielen.
> Jantschitsch' Rücktritt - u.a. begründet durch Kritik auch von Seiten
> von FCG-Kollegen, nicht nur von der Basis - mag Quin vor Augen führen,
> daß die Kritik doch nicht so unberechtigt war. Freilich könnte man das
> auch zum Anlaß für eine Dolchstoßlegende nehmen.
>
> 3. Politisch sehe ich Jantschitsch' Rücktritt als Chance:
> * Sein/e NachfolgerIn wird mehr auf die Basis hören müssen und sich
> privater, nicht abgestimmter Extratouren zu enthalten haben -
> Solidarität selbst innerhalb der FCG gibt es nicht (mehr) umsonst!
> (Schön wär's, wenn sich dieser Gedanke auch im ÖAAB bis hin zu seinen
> Mitgliedern im Parlament verbreitete!)
> * Der andere Rücktrittsgrund - mangelnde Unterstützung durch die GÖD -
> trifft ja nicht nur auf den 9. April zu, sondern z.B. immer wieder auf
> Gehaltsverhandlungen, wo die Akademiker bei Fixbeträgen und
> Deckelungen die Deppen sind - zuletzt die Obergrenze von € 18,9 für
> 2002. Irgendwann wird es auch der / die letzte KollegIn leid sein,
> immer dieselbe Jeremiade zu hören: "Wir als Minderheit konnten uns
> leider, leider innerhalb der GÖD nicht durchsetzen." Wer ist denn nun
> eigentlich unser Kontrahent - der Dienstgeber oder die eigene
> Gewerkschaft? Es ist also zu hoffen, daß sich Jantschitsch'
> NachfolgerIn gegenüber der GÖD gestärkt fühlt, und daß auch die beiden
> anderen Häuptlinge von APS und BMHS diesbezüglich aus ihrem Schlummer
> erwachen.
> * Sollte Jantschitsch nicht - sagen wir, innerhalb eines Jahres
> - irgendwo Direktor oder LSI werden, dann hätte er der Sektion 11 den
> größten Dienst erwiesen: ein Funktionär, der im Falle des Falles ohne zu
> murren wieder an seinen angestammten Platz zurückkehrt, ist nämlich
> nicht korrumpierbar, und diese "Drohung der lauteren Absicht" scheint
> mir eine der stärksten Waffen seines/r NachfolgerIn zu sein - wer kann
> denn da in der heutigen Zeit noch Paroli bieten?
>
> Erich Wallner
>
> (P.S.: Was ist eigentlich aus Helm geworden?)
>
>
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at] Im
> Auftrag von gerhard.kohlmaier@schule.at
> Gesendet: Donnerstag, 8. Mai 2003 07:49
> An: lehrerforum@ccc.at
> Betreff: Re: LF: Jantschitsch-Apologie
>
>
>
> Ein wirklich gescheiter Kommentar zu den Quin-Aussagen von Kollegen
> Wallner. Es stellt sich auch die Frage, ob Kollege Quin nicht auch
> deshalb in die Bundesleitung berufen wurde, weil er sich in dieser
> oberflächlichen Art der Beschwichtigung schon geraume Zeit im
> Lehrerforum geübt hat. Man kann nur hoffen, dass er nicht zu jenen
> "Hoffnungsträgern" unserer Sektion gezählt wird, die in Zukunft ihre
> Überlegungen einer breiteren Öffentlichkeit kundtun werden.
>
> Gerhard Kohlmaier
>
>
>
>
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> Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
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