Die rechtlichen Fragen, die Koll. Wallner angesprochen hat, beruhen darauf, dass die Schulhierarchie ein System ist wie die "Bremer Stadtmusikanten". Das Grundübel ist daher das hierarchische System, daher brauchen wir Ansätze dieses zu überwinden. Das geht über eine nachhaltige, ergebnisorientierte Diskussion über das Weisungsrecht.

Ich erkenne in der Wortmeldung von Koll. Schett die Sorge,
dass durch den Streik die GÖD gleichsam einen Freibrief bekommen soll "in unserem Namen" (aller, die sich am Streik
beteiligen) Lösungen zu verhandeln, die dann letztendlich nicht in unserem Sinne waren, uns von der GÖD aber in bekannter Weise ("wir haben Schlimmeres verhindert") vorgesetzt werden, und wir sind wieder angeschmiert. Auch wenn ich mich derzeit in Zweckoptimismus übe und in meinen Vorstellungen eine schöne, heile und demokratische Gewerkschaftswelt als Bild und Zukunftsvorstellung entwerfe, weil ich weiss, dass etwas, was wir nicht bereit sind uns vorzustellen, auch nicht sein und nicht werden kann. Aber zugleich versteh ich die Zurückhaltung und die "Mir reicht es"-Stimmung von Koll. Schett sehr gut, und ich bedaure die Wortmeldungen der letzten Tage, die den Koll. Schett vorschnell als Streikbrecher bezeichnet haben. Ich bin für eine Begriffsumkehr. Alle, die wir streiken, müssen nachhaltig dahinter sein, dass wir die Ziele unseres Streiks auch tatsächlich erreichen, sonst brechen wir den Streik, wir tragen mit Verantwortung. Es geht nicht nur gegen die Regierung, sondern auch gegen die Verwässerer unserer Anliegen in den eigenen Reihen.

Doch wer sich abseits stellt, der hat am Ende auch keine
Chance zu sagen: "Das habt ihr aber nicht in unserem Namen ausgehandelt." Die kommenden Streiktage müssen anders werden als der 6.Mai. Nach diesen Streiktagen soll die GÖD auch nicht mehr dieser unbewegliche Klotz sein, der nur nach dem Trägheitsprinzip agiert.

Die Trägheit der GÖD funktioniert nur so lange, als wir uns
das bieten lassen.
Ein Testfall kann die Wahl des Jantschitsch-Nachfolgers sein: Wenn viele GÖD-Mitglieder ein für Mitglieder "öffentliches Hearing" fordern, dann kann dies eine Weichenstellung in die richtige Richtung sein. Die noblen GÖD-Generale sollen nicht sagen, (wenn sie uns haben verraten,) wir hätten sie nicht gut beraten.

mkG
Günter Wittek



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: "Schett"
An: "'Lehrerforum'"
Gesendet: Samstag, 10. Mai 2003 17:58
Betreff: LF: AW: Zu viele offene Fragen


: Ich möchte der Vollständigkeit halber, auch wenn sich an meiner Position und
: Argumentation nichts geändert hat, mitteilen, dass sich unser Lehrkörper
: mehrheitlich für einen Streik ausgesprochen hat und die Schule daher am
: Dienstag geschlossen bleibt.
: Leider hat bis heute niemand meine Fragen (siehe unten) ganz oder teilweise
: beantworten können.
:
: Christian Schett
: PS Bregenz
:
: -----Ursprüngliche Nachricht-----
: Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at] Im
: Auftrag von Schett
: Gesendet: Dienstag, 6. Mai 2003 15:49
: An: 'Lehrerforum'
: Betreff: LF: Zu viele offene Fragen
:
: In den letzten 8 Jahren mussten wir Lehrer nicht zu letzt wegen des
: "Nicht-Handelns" der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst Gehaltseinbußen von
: rund 25% hinnehmen. Nun drohen uns durch die Pensionsreform weitere
: Einschnitte. Worin unterscheiden sich Einschnitte in meiner
: Lebensverdienstsumme, wenn ich sie einmal einer Regierung und einmal einer
: schwachen (oder von mir aus regierungsfreundlichen) Gewerkschaft verdanke?
:
: In den letzten 8 Jahren hätte es wahrlich genug Gründe gegeben, in den
: Streik zu treten (LDG neu bei den Pflichtschullehrern, §61 neu im AHS- und
: BMHS-Bereich), die GÖD sah nie einen Grund zu handeln bzw. hat zumindest
: bei den Pflichtschullehrern noch fleißig mitgeholfen, die Arbeitsbedingungen
: nachhaltig zu verschlechtern. Warum sind Pensionen es Wert, dafür zu
: kämpfen, die Arbeitsbedingungen der Lehrer aber nicht?
:
: Die GÖD bekennt sich - wie wohl alle Gruppierungen - zu einer
: Pensionsreform, stößt sich aber an der überfallsartigen Einführung. Für
: Lehrer in meiner Altersstufe und darunter würde sich also auch bei einer
: "behutsamen" Pensionsreform an der 40jährigen Durchrechnung und den
: damit verbundenen Einbußen nichts ändern. Will man hier primär der
: "Neugebauer-Generation" einen Dienst erweisen?
:
: Dass vor allem Beamte - also auch wir Lehrer - zu den Verlierern dieser (und
: auch jeder anderen - siehe SPÖ-Modell) Pensionsreform gehören, liegt nicht
: zuletzt an unserem Gehaltsschema. Seit ich Lehrer bin, wird über höhere
: Anfangsgehälter und dafür flacherer Gehaltskurve gesprochen. Warum hat die
: GÖD bis heute an diesem Zustand, der uns jetzt auf den Kopf fallen wird,
: nichts geändert?
:
: Was für mich bei der ganzen Streikdiskussion bleibt ist ein schaler
: Beigeschmack und eine große Portion Skepsis, die sich nicht zuletzt darauf
: begründet, dass ich nunmehr 13 Jahre Zeit hatte, die Handlungen, oder besser
: gesagt, die Nicht-Handlungen der GÖD mitzuverfolgen. Ich für meinen Teil
: werde jedenfalls am 13.05.03 Schule halten, denn ich lasse mich nicht gerne
: instrumentalisieren - weder von einer "sozial kalten" Bundesregierung noch
: von einer "nicht vertrauenswürdigen" Gewerkschaft.
:
: Christian Schett
: PS Bregenz
:


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