Sehr geehrter Herr Kollege Wittek!

Wir sollten aber auch nicht zu viele Illusionen in die Veränderbarkeit der GÖD wie auch der etablierten Gewerkschaften generell haben. (im Sinne der Umwandlung in eine "kämpferische GÖD", in einen "kämpferischen ÖGB")

Die etablierten Gewerkschaften haben ihre klare Funktion, ihr Selbstverständnis und die dazu gehörenden Parteigruppierungen, die das Sagen darin haben: Sie verstehen sich als staatstragend, haben das Wohl des Staates, der Nation, der Volkswirtschaft im Auge und erst in zweiter Linie die Interessen der ArbeiterInnen und Angestellten. Die vertreten sie njur insofern, als sie sich mit den Interessen der kapitalistischen Wirtschaft vertragen. Notfalls treten sie auch für Lohnsenkungen, Entlassungen usw. ein und verhelfen ihnen sogar zur Durchsetzung.

Kämpfen tun sie, wenn der Druck der Mitglieder bzw. der Beschäftigten ein gewisses Ausmaß erreicht hat, aber es sind häufig Scheinkämpfe, mit denen oft nicht wirklich etwas erreicht wird. D.h. die vorhandene Kampfbereitschaft und Kampfkraft wird selbst in solchen Kämpfen nochmals abgebremst und aufgesplittert.

Die Gewerkschaftsbürokratie bzw. -führung lässt sich nicht x-beliebig durch die Mitglieder irgendwohin treiben und zu etwas machen, das sie nicht ist. Diese Position (die Gewerkschaftsführung dorthin zu bringen, so man sie selber haben will), eine Position, die ja weit verbreitet ist, lese ich auch aus Ihrem Mail heraus.

Richtig ist, wenn Sie sagen, dass die Kämpfenden / Streikenden / die Basis versucht, die Kontrolle über den Verlauf und die Ergebnisse des Kampfes zu erringen. Das bedeutet, die Kontrolle der Gewerkschaftsführung innerhalb des Kampfes einzudämmen. Das ist aber verdammt schwierig. Das würde etwa Urabstimmungen über Verhandlungsergebnisse erfordern - ein Instrumentarium, das weder die GÖD noch eine andere ÖGB-Gewerkschaft hat. Und es würde unabhängige Streikkomitees voraussetzen. Der Streik am 13. Mai wird aber vom Präsidium des ÖGB bzw. in unserem Fall auch von Zentralvorstand und Bundessektionsleitungen angeführt - und kontrolliert. Man soll nicht suggerieren, dass es anders wäre.

Robert Sutterlütti

----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum" ; "Schett"
Sent: Sunday, May 11, 2003 10:32 AM
Subject: LF: Re: AW: Zu viele offene Fragen


> Ich erkenne in der Wortmeldung von Koll. Schett die Sorge, dass durch
> den Streik die GÖD gleichsam einen Freibrief bekommen soll "in unserem
> Namen" (aller, die sich am Streik
> beteiligen) Lösungen zu verhandeln, die dann letztendlich nicht in
> unserem Sinne waren, uns von der GÖD aber in bekannter Weise ("wir
> haben Schlimmeres verhindert") vorgesetzt werden, und wir sind wieder
> angeschmiert.

> Alle, die wir streiken, müssen
> nachhaltig dahinter sein, dass wir die Ziele unseres Streiks auch
> tatsächlich erreichen, sonst brechen wir den Streik, wir tragen mit
> Verantwortung. Es geht nicht nur gegen die Regierung, sondern auch
> gegen die Verwässerer unserer Anliegen in den eigenen Reihen.
>
> Doch wer sich abseits stellt, der hat am Ende auch keine Chance zu
> sagen: "Das habt ihr aber nicht in unserem Namen ausgehandelt." Die
> kommenden Streiktage müssen anders werden als der 6.Mai. Nach diesen
> Streiktagen soll die GÖD auch nicht mehr dieser unbewegliche Klotz
> sein, der nur nach dem Trägheitsprinzip agiert.
>
> Die Trägheit der GÖD funktioniert nur so lange, als wir uns das bieten
> lassen.

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