Der Hauptgegner Schüssels ist wohl nicht Verzetnitsch, denn die Streiks und Demos könnte er leicht durchstehen. Der Hauptgegner ist die Zerrissenheit der FPÖ mit ihrem Mentor J.H. aus dem Bärental. Wäre die FPÖ berechenbar, so wäre der Käs längst gegessen. MfG J.Zwickl
----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Friday, May 16, 2003 8:41 PM
Subject: LF: Zynische Regierungspolitik und hilfloser Widerstand? (2)


>
>
> : Der aktuelle Hauptgegner Wolfgang Schüssels heißt aber Fritz
Verzetnitsch.
> : Der ÖGB-Präsident ist alles andere als eine charismatische Figur. Er
wirkt
> : eher wie ein guter Onkel und ist ein bedächtiger Sozialdemokrat und
> : Sozialpartner der alten Schule, der am liebsten hinter geschlossenen
> : Türen mit den Spitzen des Wirtschaftsbundes verhandelt und dann mit
> : ihnen vor die Öffentlichkeit tritt, um die Ergebnisse zu verkünden.
> Will
> : man es negativ ausdrücken, dann fehlt ihm die Eloquenz, positiv könnte
> : man aber auch anmerken, dass er nichts Abgefeimtes oder Zynisches
> : an sich hat. Als größte Schwäche bezeichnet er seine »Gutmütigkeit«.
> : Anlässlich einer Fernsehdebatte schrieb Günther Nenning: »Dem
> : gramgefurchten Gesicht des ÖGB-Präsidenten Verzetnitsch war´s
> : in der Diskussion anzusehen, wie schwer er sich tut. Er weiß schon,
> : dass er der Verlierer ist.«
> :
> : Im Prinzip haben die Gewerkschaften keine Alternativen zu den
> : herrschenden Sparvorhaben anzubieten, teilen sie doch alle
> : gesellschaftlichen Vorgaben. Nach wie vor sagen sie vorbehaltlos
> : ja zu Markt und Standort, ja zu Verwertung und Wachstum, ja zu
> : Arbeit und Konkurrenz. Da sind sie unerschütterlich, zumindest
> : vernimmt man hier absolut keine neuen Töne. Verzetnitsch vergleicht
> : den Kapitalismus stets mit einer Kuh, die man kräftig füttern müsse,
> : damit man sie ordentlich melken könne. Nur was ist, wenn die Kuh
> : krank ist? Wenn sie auf keine Kur mehr anspricht?
> :
> : Der Kapitalismus ist in ein auto-kannibalistisches Stadium getreten
> :
> : Bei soviel grundsätzlicher Bejahung tut sich die konkrete Verneinung
> : schwer, ist sie doch den selben Prämissen verpflichtet wie der
vermeintliche
> : Gegner. Zentral ist immer die Finanzierbarkeit. An der Kostenfrage
> wird
> : nicht gerüttelt. Dass gespart werden muss, darüber sind sich alle
einig -
> : uneinig nur darüber wo. Dass Sparen vielleicht unsinnig ist,
> betrachtet
man
> : den Reichtum vom materiellen und ideellen Gesichtspunkt aus - eben
> nicht
> : von der Kostenseite -, das will und will nicht in die Köpfe. Diese
fetischistische
> : Befangenheit im monetären Denken (»Was kosten?« - »Wer zahlen?«)
> : diskutiert gesellschaftliche Möglichkeiten an den vorhandenen oder
> eben
> : nicht vorhandenen finanziellen Mitteln. Gerade hier stünde ein Tabubruch
an.
> : Die obligate Frage, was die Gewerkschaften denn anderes tun können,
> muss
> : somit zurückgewiesen werden. Umgekehrt:
> : *********************************************************
> : Wenn sie weiter das tun, was sie bisher getan haben, wird von den
berechtigten
> : Anliegen ihrer Klientel nichts übrigbleiben.
> : *********************************************************
> :
> : Kein Euro ist mehr sicher, Rentenreformen sind zum Alltag geworden -
> die
> : letzte ist nicht die letzte gewesen. Die Sicherheit, die man heute
verspricht,
> : ist morgen bereits passé. Woran die Staatshaushalte alsbald gesunden
sollen,
> : das vermag niemand so recht zu sagen, weder die Regierung noch die
> : Gewerkschaft. So präsentieren sie halt ihre Vorschläge, wem was und
> : wie viel abgeschnitten werden soll.
> :
> : Können die Regierenden also ihr restriktives Sparprogramm gar nicht
> mehr
> : zurücknehmen? Kaum. Natürlich werden Schüssel & Co in einigen Punkten
> : überzogen haben, um gegebenenfalls der Gegenseite einen
Kompromissvorschlag
> : zu unterbreiten, den diese annehmen kann, ohne das Gesicht zu
> verlieren.
> : Essenziell wird das nichts ändern.
> :
> : Der chronisch gewordene Sozialabbau ist Resultat tiefer ökonomischer
> : Verwertungskrisen, die auch die Wohlstandsinseln der nördlichen
Hemisphäre
> : immer weniger verschonen. Die große Illusion besteht nun darin, zu
meinen,
> : dass politischer Kampf und Wille ausreichen, damit im Großen und
> Ganzen
> : alles so bleibt, wie es ist, dass man wie in alten Zeiten dem Kapital
etwas
> : abverlangen kann, ohne sich an die kapitalistischen
Gesellschaftsverhältnisse
> : heranzuwagen.
> :
> : ******************************
> : Am Ende des Leidensweges Barbarei
> : ******************************
> :
> : Das heutige Pensionssystem ist nicht zu retten, gerade Linke, die
> etwas
Ahnung
> : von der Kritik politischer Ökonomie haben, sollten das wissen.
> Schüssel,
Schröder
> : oder Chirac mögen Totengräber sein, sie sind aber nicht
> verantwortlich
für den Tod.
> : Der Henker des Sozialen ist die gesellschaftliche Struktur selbst,
> die
fortlaufende
> : Rationalisierung und Entwertung macht vor nichts und niemanden halt.
Kann
> : diese Logik nicht überwunden werden, befinden wir uns lediglich in
> einer
Etappe
> : eines langen Leidensweges, der in der Barbarei endet. Die
Marktwirtschaft ist
> : jedenfalls im Begriff, den ruhigen Lebensabend der Menschen
abzuschaffen.
> :
> : Erste Vorschläge, bis 80 (nicht vertippt: achtzig!!) zu arbeiten,
> wie
soeben der
> : Wiener Wirtschaftsprofessor Erich Streissler gefordert hat, legen
> davon
Zeugnis
> : ab. Die Pensionen werden zu Tode gespart und die Rentner gleich mit.
> So
> : stehen sich zynische Regierungspolitik und hilfloser Widerstand
gegenüber.
> : Beide ratlos. Der Kapitalismus ist in ein autokannibalistisches
> Stadium
getreten.
> : Er beginnt selbst in den Zentren des Kapitals zu marodieren. Jeder
frisst jeden.
> : Während der Boden der Marktwirtschaft wegbricht, bekennen sich
Herrschaft
> : und Opposition geradezu frenetisch zu deren Grundlagen. Je
> unmöglicher
der
> : Kapitalismus wird, desto entschiedener beharrt man darauf, dass er
> doch
> : regulierbar wäre, würden nur die Richtigen das Richtige tun.
> :
>
>
>
>
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> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
e-mail
> an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
> Nachrichtentext.
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