Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Lieber Günter Wittek!
Die Debatte um den Matthias Horx ist sicherlich nicht uninteressant. Isoliert zitiert klingt manches von ihm frisch und fröhlich, aber tatsächlich ist er ein fanatischer Propagandist der Globalisierung in der die Pseudoindividualisierung, die eine tatsächliche Totalunterwerfung unter die Markgesetze bedeutet, als Erlösunungsideologie den Leuten eingeredet wird. Mathias Horx ist vor allem Berater für Großfirmen und Antreiber für Selbstausbeutung. Nicht ganz unähnlich dem Modesoziologen Ulrich Beck.
Herzlichst
Helmut Kraus
----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Thursday, May 22, 2003 6:05 PM
Subject: LF: "Kultur der Anerkennung"
>
> http://www.diepresse.at/default.asp?channel=m&ressort=g&id=355002
>
> 17.05.2003 - Gastkommentare
> Das Neue Lernen
>
> VON MATTHIAS HORX
> -----------------------------------------------
>
>
> Im privaten deutsch-englischen Kindergarten meines 5jährigen Sohnes im
> 18. Bezirk herrscht eine erstaunliche Atmosphäre, die mich immer
> wieder aufs Neue fasziniert. Ruhig, konzentriert und ohne Hektik
> lernen die Kinder Buchstaben erkennen, Rechnen, aber auch Dinge wie
> "Sprechen", "Balance", "Ausdruck". Im Mittelpunkt dieses
> Observatoriums des Lernens steht Miss S., eine resolute Engländerin
> mit leuchtenden Augen. Sie hat es geschafft, meinem etwas unsicheren
> Sohn innerhalb eines halben Jahres
> a) Eis laufen b) das Alphabet und c) ein gehöriges Maß an
> Selbstbewusstsein beizubringen.
>
> Wo stehen wir heute in der Bildungsdebatte? Wir streiten uns, ob man
> zwei Stunden Unterrichtszeit streichen darf. Wir machen uns Gedanken
> über die Wiedereinführung eines "Kanon der Bildung". Doch das
> eigentliche Problem liegt ganz woanders. Es liegt in der Tiefe unseres
> Menschenbildes. Unser in wilhelminischer bzw. Franz-Joseph-Zeit
> geborenes Bildungssystem stammt aus einer Kultur der Abhängigkeit und
> Disziplinierung. Die
überwiegende
> pädagogische Praxis in unseren Schulen ist durch den Frontalunterricht
geprägt,
> bei dem ein Lehrer vor eine Gruppe von Schülern tritt, die er bei
Androhung
> von Strafe zum Schweigen auffordern muss. Bewertet werden in diesem
> System vor allem Abweichungen und Fehler. Gefördert wird nicht der
> Einzelne,
sondern
> das System. Heraus kommen oft stumme Anpasser oder unsichere Angeber.
>
> Wer jemals in einer englischen oder skandinavischen Schule war, weiß,
> dass
es
> auch ganz anders geht. In den Schulen des Wissenszeitalters stehen die
Schüler
> im Zentrum ihres Lernprozesses. Praktiziert werden kleine,
> selbstständige Gruppen, in denen es um Ausdruck, Darstellung,
> Selbst-Bewusstsein geht. In Finnland etwa sind Lehrer hochbezahlte
> Wandlungs-Spezialisten, Schulen Abenteuer-Laboratorien und 70 Prozent
> der Schüler haben eine passable
Matura.
>
>
> Wenn wir unser Bildungssystem reformieren wollen, brauchen wir
> zuallererst eine "Kultur der Anerkennung":
>
> [*] Anerkannt wird, dass der Einzelne, das Individuum, kostbare,
spezifische
> Fähigkeiten hat, die individuell zu erkennen und zu fördern sind.
>
> [*] Anerkannt wird, dass es keine Meta-Wahrheit gibt, dass Lernen also
> immer auch ein Akt gemeinsamer Verständigung über ein Thema ist.
>
> [*] Anerkannt wird, dass Schulen und Lehrer zugleich auch Lernende
> sind. "Learning by doing", bei dem Lehrer von Dompteuren zu
> Moderatoren werden.
>
> Die Zukunft verlangt nicht Millio nen von Leuten, die bereit sind,
monoton-
> mechanische Tätigkeiten auszuführen, sondern solche, die in der Lage
> sind, ihren Weg in einer neuartigen Umwelt zu finden." Dieses Zitat
> des Zukunftsforschers Alvin Toffler stammt aus den 80er-Jahren.
> Ähnliches formulierte Miss S., die Heldin des Neuen Lernens, in ihrem
> letzten Weihnachtsbrief an uns Eltern:
>
> "Wir beobachten die Kinder, wie sie ihr Selbstbewusstsein aufbauen und
> Widerstände überwinden. Wir sind Zeuge, wie jedes Kind eigene Talente
> und Persönlichkeit entwickelt. Wir freuen uns mit ihnen, wenn sie
> Erfolge erzielen. Es ist eine so große Ehre für uns, Zeuge dieses
> Prozesses zu
sein.
> Wir sind so stolz auf sie!"
>
> Mehr Zukunft kann nicht sein!
>
> www.zukunftsinstitut.de
>
> Matthias Horx lebt als Trend- und
> Zukunftsforscher in Wien.
>
> In unserem Schulsystem wird nicht der Einzelne gefördert, sondern das
> System.
>
> 17.05.2003
>
>
> --
> Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
e-mail
> an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
> Nachrichtentext.
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