Bei allem, was man über den Hintergrund von M. Horx sagen will, im grundsätzlichen kann/muss ich ihn weitgehend unterstützen.

Setzen wir einmal anstelle von Miss S., "resoluten Engländerin mit den leuchtenden Augen" unsere Lehrmeisterin Frau Gehrer. Sie will uns beibringen, dass (Horx:)"man zwei Stunden streichen darf ...Doch das eigentliche
Problem liegt ganz woanders ... Die überwiegende pädagogische Praxis DER FRAU MINISTERIN ist durch ... Frontalunterricht (= Presse-Aussendungen,
Kürzungsverordnungen) geprägt, bei dem SIE vor DIE LEHRER/INNEN tritt, die SIE bei Androhung
von Strafe zum Schweigen auffordern muss. Bewertet werden in diesem System vor allem STREIKDROHUNGEN UND WIDERSTAND. ".

Und auch diesen Absatz von Horx kann ich 100%-ig unterschreiben:
"Praktiziert werden kleine, selbstständige Gruppen, in denen es um Ausdruck, Darstellung, Selbst-Bewusstsein geht.
In Finnland etwa sind Lehrer hochbezahlte Wandlungs-Spezialisten, Schulen Abenteuer-Laboratorien und 70 Prozent der Schüler haben eine passable Matura."

N. Häfele


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Günter Wittek [SMTP:guenter.wittek@chello.at]
> Gesendet am: Donnerstag, 22. Mai 2003 18:06
> An: Lehrerforum
> Betreff: LF: "Kultur der Anerkennung"
>
>
> http://www.diepresse.at/default.asp?channel=m&ressort=g&id=355002
>
> 17.05.2003 - Gastkommentare
> Das Neue Lernen
>
> VON MATTHIAS HORX
> -----------------------------------------------
>
>
> Im privaten deutsch-englischen Kindergarten meines 5jährigen Sohnes im
> 18. Bezirk herrscht eine erstaunliche Atmosphäre, die mich immer
> wieder aufs Neue fasziniert. Ruhig, konzentriert und ohne Hektik
> lernen die Kinder Buchstaben erkennen, Rechnen, aber auch Dinge wie
> "Sprechen", "Balance", "Ausdruck". Im Mittelpunkt dieses
> Observatoriums des Lernens steht Miss S., eine resolute Engländerin
> mit leuchtenden Augen. Sie hat es geschafft, meinem etwas unsicheren
> Sohn innerhalb eines halben Jahres
> a) Eis laufen b) das Alphabet und c) ein gehöriges Maß an
> Selbstbewusstsein beizubringen.
>
> Wo stehen wir heute in der Bildungsdebatte? Wir streiten uns, ob man
> zwei Stunden Unterrichtszeit streichen darf. Wir machen uns Gedanken
> über die Wiedereinführung eines "Kanon der Bildung". Doch das
> eigentliche Problem liegt ganz woanders. Es liegt in der Tiefe unseres
> Menschenbildes. Unser in wilhelminischer bzw. Franz-Joseph-Zeit
> geborenes Bildungssystem stammt aus einer Kultur der Abhängigkeit und
> Disziplinierung. Die überwiegende pädagogische Praxis in unseren
> Schulen ist durch den Frontalunterricht geprägt,
> bei dem ein Lehrer vor eine Gruppe von Schülern tritt, die er bei
> Androhung
> von Strafe zum Schweigen auffordern muss. Bewertet werden in diesem System
> vor allem Abweichungen und Fehler. Gefördert wird nicht der Einzelne,
> sondern
> das System. Heraus kommen oft stumme Anpasser oder unsichere Angeber.
>
> Wer jemals in einer englischen oder skandinavischen Schule war, weiß,
> dass es auch ganz anders geht. In den Schulen des Wissenszeitalters
> stehen die Schüler
> im Zentrum ihres Lernprozesses. Praktiziert werden kleine, selbstständige
> Gruppen, in denen es um Ausdruck, Darstellung, Selbst-Bewusstsein geht.
> In Finnland etwa sind Lehrer hochbezahlte Wandlungs-Spezialisten, Schulen
> Abenteuer-Laboratorien und 70 Prozent der Schüler haben eine passable
> Matura.
>
>
> Wenn wir unser Bildungssystem reformieren wollen, brauchen wir
> zuallererst eine "Kultur der Anerkennung":
>
> [*] Anerkannt wird, dass der Einzelne, das Individuum, kostbare,
> spezifische Fähigkeiten hat, die individuell zu erkennen und zu
> fördern sind.
>
> [*] Anerkannt wird, dass es keine Meta-Wahrheit gibt, dass Lernen also
> immer auch ein Akt gemeinsamer Verständigung über ein Thema ist.
>
> [*] Anerkannt wird, dass Schulen und Lehrer zugleich auch Lernende
> sind. "Learning by doing", bei dem Lehrer von Dompteuren zu
> Moderatoren werden.
>
> Die Zukunft verlangt nicht Millio nen von Leuten, die bereit sind,
> monoton-
> mechanische Tätigkeiten auszuführen, sondern solche, die in der Lage
> sind, ihren Weg in einer neuartigen Umwelt zu finden." Dieses Zitat
> des Zukunftsforschers Alvin Toffler stammt aus den 80er-Jahren.
> Ähnliches formulierte Miss S., die Heldin des Neuen Lernens, in ihrem
> letzten Weihnachtsbrief an uns Eltern:
>
> "Wir beobachten die Kinder, wie sie ihr Selbstbewusstsein aufbauen und
> Widerstände überwinden. Wir sind Zeuge, wie jedes Kind eigene Talente
> und Persönlichkeit entwickelt. Wir freuen uns mit ihnen, wenn sie
> Erfolge erzielen. Es ist eine so große Ehre für uns, Zeuge dieses
> Prozesses zu sein. Wir sind so stolz auf sie!"
>
> Mehr Zukunft kann nicht sein!
>
> www.zukunftsinstitut.de
>
> Matthias Horx lebt als Trend- und
> Zukunftsforscher in Wien.
>
> In unserem Schulsystem wird nicht der Einzelne gefördert, sondern das
> System.
>
> 17.05.2003
>
>
> --
> Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
> e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
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