Bei allem, was man über den Hintergrund von M. Horx sagen will, im grundsätzlichen kann/muss ich ihn weitgehend unterstützen.<br><br>	Nehmen wir seine wichtigsten Aussagen her und setzen einmal an Stelle von Miss S., "der resoluten Engländerin mit den leuchtenden Augen" unsere Lehrmeisterin Frau Gehrer. Das lautet dann so:<br><br>Sie will uns beibringen, dass (AB JETZT ORIGINAL HORX mit ANDEREN PERSONEN:) "man zwei Stunden streichen darf ...Doch das eigentliche Problem liegt ganz woanders ... Die überwiegende pädagogische Praxis DER FRAU MINISTERIN ist durch ... Frontalunterricht (= Presse-Aussendungen,<br>Kürzungsverordnungen) geprägt, bei dem SIE vor DIE LEHRER/INNEN tritt, die SIE bei Androhung von Strafe zum Schweigen auffordern muss. Bewertet werden in diesem System vor allem STREIKDROHUNGEN UND WIDERSTAND. ".<br><br>	Und auch diesen Absatz von Horx, mit dem er auf ausländische Vorbilder verweist, kann ich 100%-ig unterschreiben: <br>"Praktiziert werden kleine, selbstständige Gruppen, in denen es um Ausdruck, Darstellung, Selbst-Bewusstsein geht. In Finnland etwa sind Lehrer hochbezahlte Wandlungs-Spezialisten, Schulen Abenteuer-Laboratorien und 70 Prozent der Schüler haben eine passable Matura."<br><br>Und so ließe sich das noch fortsetzen	N. Häfele<br><br>> -----Ursprüngliche Nachricht-----<br>> Von:	Günter Wittek [SMTP:guenter.wittek@chello.at]<br>> Gesendet am:	Donnerstag, 22. Mai 2003 20:51<br>> An:	Lehrerforum<br>> Betreff:	LF: Re: "Kultur der Anerkennung"<br>> <br>> <br>> <br>> Es ist schon kein Zufall, lieber Helmut Kraus, dass dieser Artikel von <br>> Matthias Horx in der PRESSE erschienen ist.<br>> <br>> Was verbinde ich gedanklich mit Horx:  Er ist für mich der Vordenker <br>> für Wolfgang Schüssel und die Wirtschaftskammer,  Schüssel, der die <br>> ÖVP zur Nicht-Raunzer-Partei erklärt hat, um den Mitgliedern den Mund <br>> zu verbieten, um schmerzliche Einschnitte ohne zu heftigen Widerspruch <br>> durchbringen zu können.  Ähnlich die Wirtschaftskammer, die sich seit <br>> Monaten gegen das Jammern ausspricht.  In deren Konzept passt Horx mit <br>> seinem Manifest "wider den Ungeist der Panikmache".  Und es ist auch <br>> tatsächlich so, dass Wirtschaftstreibende eine optimistische <br>> Grundstimmung brauchen, um Geschäfte zu machen, es braucht der Staat <br>> Wirtschaftswachstum, um Ressourcen gegen Arbeitslosigkeit zu haben, ja <br>> auch um Pensionen sichern zu können.<br>> <br>> Horx ist einer, der "die Kirche im Dorf lasen" will, sich deswegen <br>> gegen die Streissler-Vorschläge des Arbeitens bis 80 ausspricht. Er <br>> will hingegen "Arbeit neu justieren". Es hat schon mit Globalisierung <br>> und vor allem mit Deregulierung zu tun, wenn Horx einfach aus der <br>> jahrzehntelangen Debatte um Arbeitszeit die Spannung herausnimmt und <br>> für neue Arbeitsverhältnisse eintritt, für Teilzeitjobs, wie es einem <br>> / einer eben beliebt, wie sich dies auch Familie intern regeln mag. <br>> Das System der lebenslangen Durchrechnung, die Abschaffung des <br>> Umlagesystems, das 1:1-Modell, dass jeder Erwerbstätige im Berufsleben <br>> seine eigene Pension anspart, soll das möglich machen. Da ist Horx <br>> einfach realistischer als Schüssel, der sein Werk nur unter dem <br>> Gesichtspunkt der Abzockerei sieht, während bei Horx durchaus auch - <br>> eine nicht näher definierte - Grundsicherung und <br>> Generationengerechtigkeit mit zum Konzept gehören.  Ich kann durchaus <br>> nachvollziehen, dass ein "intelligentes Gesundheitsmanagement in <br>> Richtung Vorsorge" viele Vorteile bringt, denn Menschen kann man nicht <br>> mit der chemischen Keule gesund machen, dazu gehören auch Arbeits- und <br>> Lebensbedingungen, die uns Lust an der Arbeit schaffen. Horx ist mit <br>> seinen Vorstellungen, wenn man sie zu Ende denkt, ein radikaler <br>> Kritiker von Schüssel und Rasinger.<br>> <br>> Der genannte PRESSE-Artikel.   Die geforderte "Kultur der<br>> Anerkennung" ist doch m.E. eine Kultur der Zuwendung, des Respektes. <br>> Und ganz simpel gefragt:  Unter welchen Rahmen- bedingungen ist das <br>> möglich?  So wie Gehrer will, mit Klassen- schülerhöchstzahlen von 30 <br>> und mehr? Wohl kaum.  Leute wie er können gar nicht anders als im <br>> Kampf um kleinere Klassen auf unserer Seite stehen. Impulse aus der <br>> menschlichen Neugier zu gewinnen, wer soll hier dagegen sein?  Wenn <br>> wir wie Fundamentalisten an unserem Fächerkanon festhalten und nicht<br>> bereit sind die Frage zu stellen, "was sollen Schüler lernen?",<br>> dann werden wir vermutlich recht bald isoliert dastehen, man<br>> wird uns als verzopft anschauen.<br>> <br>> Ich finde den Ansatz richtig, den Menschen beim Lernen in den <br>> Mittelpunkt zu stellen.<br>> <br>> Günter Wittek<br>> <br>> <br>> -----Ursprüngliche Nachricht-----<br>> Von: "helmut kraus" <helmut.kraus@chello.at><br>> An: "Günter Wittek" <guenter.wittek@chello.at>; "Lehrerforum"<br>> <lehrerforum@ccc.at><br>> Gesendet: Donnerstag, 22. Mai 2003 19:44<br>> Betreff: Re: "Kultur der Anerkennung"<br>> <br>> <br>> : Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br>> : Lieber Günter Wittek!<br>> :<br>> : Die Debatte um den Matthias Horx ist sicherlich nicht uninteressant.<br>> : Isoliert zitiert klingt manches von ihm frisch und fröhlich, aber<br>> : tatsächlich ist er ein fanatischer Propagandist der Globalisierung <br>> in der<br>> : die Pseudoindividualisierung, die eine tatsächliche <br>> Totalunterwerfung unter<br>> : die Markgesetze bedeutet, als Erlösunungsideologie den Leuten <br>> eingeredet<br>> : wird.<br>> : Mathias Horx ist vor allem Berater für Großfirmen und Antreiber für<br>> : Selbstausbeutung. Nicht ganz unähnlich dem Modesoziologen Ulrich Beck.<br>> :<br>> : Herzlichst<br>> : Helmut Kraus<br>> :<br>> :<br>> : ----- Original Message -----<br>> : From: "Günter Wittek" <guenter.wittek@chello.at><br>> : To: "Lehrerforum" <lehrerforum@ccc.at><br>> : Sent: Thursday, May 22, 2003 6:05 PM<br>> : Subject: LF: "Kultur der Anerkennung"<br>> :<br>> :<br>> : ><br>> : > http://www.diepresse.at/default.asp?channel=m&ressort=g&id=355002<br>> : ><br>> : > 17.05.2003 - Gastkommentare<br>> : > Das Neue Lernen<br>> : ><br>> : > VON MATTHIAS HORX<br>> : >  -----------------------------------------------<br>> : ><br>> : ><br>> : > Im privaten deutsch-englischen Kindergarten meines 5jährigen Sohnes<br>> : > im 18. Bezirk herrscht eine erstaunliche Atmosphäre, die mich immer<br>> : > wieder aufs Neue fasziniert. Ruhig, konzentriert und ohne Hektik<br>> lernen<br>> : > die Kinder Buchstaben erkennen, Rechnen, aber auch Dinge wie<br>> "Sprechen",<br>> : > "Balance", "Ausdruck". Im Mittelpunkt dieses Observatoriums des<br>> Lernens<br>> : > steht Miss S., eine resolute Engländerin mit leuchtenden Augen. Sie<br>> hat es<br>> : > geschafft, meinem etwas unsicheren Sohn innerhalb eines halben Jahres<br>> : > a) Eis laufen b) das Alphabet und c) ein gehöriges Maß an<br>> : > Selbstbewusstsein beizubringen.<br>> : ><br>> : > Wo stehen wir heute in der Bildungsdebatte? Wir streiten uns, ob man<br>> : > zwei Stunden Unterrichtszeit streichen darf. Wir machen uns Gedanken<br>> : > über die Wiedereinführung eines "Kanon der Bildung". Doch das<br>> eigentliche<br>> : > Problem liegt ganz woanders. Es liegt in der Tiefe unseres<br>> Menschenbildes.<br>> : > Unser in wilhelminischer bzw. Franz-Joseph-Zeit geborenes<br>> Bildungssystem<br>> : > stammt aus einer Kultur der Abhängigkeit und Disziplinierung. Die<br>> : überwiegende<br>> : > pädagogische Praxis in unseren Schulen ist durch den Frontalunterricht<br>> : geprägt,<br>> : > bei dem ein Lehrer vor eine Gruppe von Schülern tritt, die er bei<br>> : Androhung<br>> : > von Strafe zum Schweigen auffordern muss. Bewertet werden in diesem<br>> System<br>> : > vor allem Abweichungen und Fehler. Gefördert wird nicht der Einzelne,<br>> : sondern<br>> : > das System. Heraus kommen oft stumme Anpasser oder unsichere Angeber.<br>> : ><br>> : > Wer jemals in einer englischen oder skandinavischen Schule war, weiß,<br>> dass<br>> : es<br>> : > auch ganz anders geht. In den Schulen des Wissenszeitalters stehen die<br>> : Schüler<br>> : > im Zentrum ihres Lernprozesses. Praktiziert werden kleine,<br>> selbstständige<br>> : > Gruppen, in denen es um Ausdruck, Darstellung, Selbst-Bewusstsein<br>> geht.<br>> : > In Finnland etwa sind Lehrer hochbezahlte Wandlungs-Spezialisten,<br>> Schulen<br>> : > Abenteuer-Laboratorien und 70 Prozent der Schüler haben eine passable<br>> : Matura.<br>> : ><br>> : ><br>> : > Wenn wir unser Bildungssystem reformieren wollen, brauchen wir<br>> zuallererst<br>> : > eine "Kultur der Anerkennung":<br>> : ><br>> : > [*] Anerkannt wird, dass der Einzelne, das Individuum, kostbare,<br>> : spezifische<br>> : > Fähigkeiten hat, die individuell zu erkennen und zu fördern sind.<br>> : ><br>> : > [*] Anerkannt wird, dass es keine Meta-Wahrheit gibt, dass Lernen also<br>> : > immer auch ein Akt gemeinsamer Verständigung über ein Thema ist.<br>> : ><br>> : > [*] Anerkannt wird, dass Schulen und Lehrer zugleich auch Lernende<br>> sind.<br>> : > "Learning by doing", bei dem Lehrer von Dompteuren zu Moderatoren<br>> werden.<br>> : ><br>> : > Die Zukunft verlangt nicht Millio nen von Leuten, die bereit sind,<br>> : monoton-<br>> : > mechanische Tätigkeiten auszuführen, sondern solche, die in der Lage<br>> sind,<br>> : > ihren Weg in einer neuartigen Umwelt zu finden." Dieses Zitat des<br>> : > Zukunftsforschers Alvin Toffler stammt aus den 80er-Jahren. Ähnliches<br>> : > formulierte Miss S., die Heldin des Neuen Lernens, in ihrem letzten<br>> : > Weihnachtsbrief an uns Eltern:<br>> : ><br>> : > "Wir beobachten die Kinder, wie sie ihr Selbstbewusstsein aufbauen und<br>> : > Widerstände überwinden. Wir sind Zeuge, wie jedes Kind eigene Talente<br>> : > und Persönlichkeit entwickelt. Wir freuen uns mit ihnen, wenn sie<br>> Erfolge<br>> : > erzielen. Es ist eine so große Ehre für uns, Zeuge dieses Prozesses zu<br>> : sein.<br>> : > Wir sind so stolz auf sie!"<br>> : ><br>> : > Mehr Zukunft kann nicht sein!<br>> : ><br>> : >  www.zukunftsinstitut.de<br>> : ><br>> : > Matthias Horx lebt als Trend- und<br>> : > Zukunftsforscher in Wien.<br>> : ><br>> : > In unserem Schulsystem wird nicht der Einzelne gefördert,<br>> : > sondern das System.<br>> : ><br>> : >  17.05.2003<br>> : ><br>> <br>> <br>> <br>> --<br>> Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac) <br>> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein <br>> e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im<br>> Nachrichtentext.<br>--<br>Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.<br>