Medienkundlich interessierten KollegInnen empfehle ich die Lektüre des heute im STANDARD auf den Seiten 20 - 21 erschienenen doppelseitigen (!) Inserates der EADS über die diversen Vorzüge des €-Fighters.

Ein paar Schmankerl daraus:

1."Die hohe Flugsicherheit des Eurofighters trägt nicht unerheblich dazu bei, daß sich bei [Testpilot] Wornings Ehefrau Ulrike die Angst um ihren Mann in Grenzen hält. Den Ausgleich zu seinem anstrengenden Job findet der sportliche Eurofighter-Pilot beim Golf spielen und Ski fahren [sic]. Und natürlich zu Hause, wo ihm neben seiner Ehefrau auch die drei verschmusten Hauskatzen begrüßen."

Kommentar E.W.: Zum Glück ist es nicht umgekehrt, daß ihn zu Hause neben drei Katzen eine verschmuste Ehefrau begrüßt, sonst wäre es nämlich nichts mit einem Ausgleich zum anstrengenden Job - Sportlichkeit hin oder her.

2. "Auch viele andere Eigenschaften des Champions bringen selbst routinierteste Militärpiloten ins Schwärmen. So ermöglicht das Radar mit sehr großer Reichweite und Mehrfachzielbekämpfung im Verbund mit positivem Infrarotsensor und Datenlink den Einsatz in allen Wetter- und Bedrohungsszenarien. Immerhin ist der Typhoon [=Eurofighter] für den Luftkampf sowohl auf große Entfernung als auch im Nahbereich maßgeschneidert. Ein neu entwickeltes Selbstschutzsystem kann den Gegner täuschen."

Kommentar E.W.: "Mehrfachzielbekämpfung" bedeutet wohl auf Österreichisch, daß man zwei oder drei Fotos gleichzeitig machen kann - denn bewaffnet werden sollen ja von den 18 gekauften Maschinen nur vier. Und diese Fotos kann man sogar bei Nacht schießen! (Wie das geht, nächtens ein bewegliches, mehrere 100 m entferntes bewegliches Ziel so zu fotografieren, daß man nachher relevante Einzelheiten wie z.B. Hoheitszeichen erkennen kann, das würde mich allerdings interessieren. Im Zusammenhang mit dem Diebstahl der Saliera hieß es, nachts gäbe es im Kunsthistorischen Museum keine Videoüberwachung, weil da es da nämlich finster sei - und das ist ein angeblich hochmodernes
Überwachungssystem.)
Zum Glück verfügt der Eurofighter über ein Selbstschutzsystem zur Täuschung des Gegners - der merkt dann gar nicht, daß er von unseren aeronautischen Paparazzi fotografiert wird, und glaubt, es fliegt bloß ein Storch vorbei!

3. "Fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) meinten, ein neutraler Staat müsse stets in der Lage sein, sich bei einem Angriff selbst zu verteidigen. [...] Wenn aufgrund der Bestellung des Abfangjägers 75.000 [sic!] Arbeitsplätze geschaffen würden, sind nach Überzeugung von jedem zweiten Befragten (52%) die Vorteile für Österreich groß."

Kommentar E.W.: Da werden sich die 64% verteidigungswilligen ÖsterreicherInnen aber freuen, wenn sie erfahren, daß nicht weniger als vier von den 18 Maschinen sogar mit Waffen ausgerüstet werden sollen!
Der verhatschte Konditionalsatz, der mit einem Irrealis
("würden") beginnt, schwenkt unversehens über in einen Potentialis
("sind") und suggeriert damit eine Realität, die sowieso nur in den Köpfen von meinungsbeforschten MitbürgerInnen besteht.
75.000 (nicht einfach nur "gesicherte", sondern sogar
"geschaffene"!) Arbeitsplätze (natürlich steht nirgendwo, wie man zu diesem Wert kommt) sind klarerweise eine Zahl aus dem Traumbüchl. - Warum kaufen wir nicht gleich einen Flugzeugträger und "schaffen" damit 1 Million Arbeitsplätze? Den Kaufpreis holen wir uns wieder rein über Kompensationsgeschäfte. Anschließend verkaufen wir ihn dann gleich wieder und lukrieren einen saftigen Netto-Gewinn!


P.S.: Dreimal dürfen wir raten, wer letzten Endes dieses doppelseitige Inserat bezahlen wird ...

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