2. Versuch
>Date: Wed, 21 May 2003 19:52:29 +0200
>To: lehrerforum@ccc.at
>From: Dieter BROSZ
>Subject: Bildungsbudget 2003/2004
>
>Erläuterungen zu den Bildungsbudgets 2003 und 2004:
>
>Finanzminister KHG hat in seiner Budgetrede behauptet, die
>Bundesregierung
>setze einen Schwerpunkt im Bereich Bildung und Wissenschaft.
>
>"Wir müssen eine Politik verfolgen, die das Angebot für Bildung und
>Ausbildung laufend verbessert. Freiheit und Eigenverantwortung bedeuten,
>dass die Menschen diese Chancen selber nützen müssen. Unsere Aufgabe ist
>es, diese Chancen zu ermöglichen.
>
>Hier setzt das vorliegende Budget klare Prioritäten! Wir sehen für den
>Bundesvoranschlag 2003 über 8,2 Mrd. Euro für Bildung und Wissenschaft
>vor. 2004 werden diese Ausgabe sogar auf über 9 Mrd. Euro steigen. Im
>Jahre 1999 waren dies noch bescheidene 7,5 Mrd. Die Ausgaben für
>Universitäten und wissenschaftliche Einrichtungen werden sich zwischen
>1999 und 2004 fast verdoppeln.", gedruckte Budgetrede des Finanzministers,
>Seite 9.
>
>Oha, dachten sich daraufhin einige grüne Abgeordnete. Mit einiger
>Unterstützung gelang es die Trickrechnereien KHGs innerhalb kurzer Zeit
>aufzuklären.
>
>Fest steht, dass keinesfalls von einem budgetären Schwerpunkt, sondern
>von
>drastischen Einsparmaßnahmen gesprochen werden muss.
>
>Den Vogel hat der smarte Finanzminister mit seinen
>Universitätsbehauptungen abgeschossen. Ab 2004 wird es Globalbudgets für
>die Universitäten geben. Auf Grund der dadurch notwendigen Ausgliederung
>der beamteten Lehrenden an den Universitäten in die sogenannten Ämter der
>Universitäten sowie bei den Pensionszahlungen kommt es zu einer
>Bilanzverlängerung. Das heißt, dass die dafür notwendigen 840 Millionen
>Euro sowohl als Einnahmen als auch als Ausgaben verbucht werden. Ein
>klassisches Nullsummenspiel. Grasser hat bei seiner Berechnung schlicht
>und einfach nur die somit erhöhten Ausgaben addiert, nicht aber die
>Einnahmen abgezogen.
>
>Wie würde z. B. eine Bank mit einem Kreditnehmer umgehen, der als
>Sicherheit ein Haus angibt, aber nicht dazu sagt, dass er im Gegenwert
>dieses Hauses bei einer anderen Bank in der Kreide steht? Der
>österreichische Finanzminister leistet sich so etwas im Parlament.
>
>Tatsächlich schaut das Universitätsbudget traurig aus. Laut Gehrers
>heutigen Aussagen im heutigen Budgetausschuss liegt das Grundbudget 2003
>um 17 Millionen Euro unter jenem des Jahres 2002. Auf Grund der
>komplizierten Neugastaltung des Wissenschaftsbudgets durch die
>Globalbudgets sind genaue Aussagen für 2004 noch nicht möglich. Die
>Steigerung wird aber sehr bescheiden sein.
>
>Die Schulen:
>
>Laut Budgetvoranschlag 2003 gibt es für das Kapitel Bildung und Kultur
>um
>ca. 192 Millionen Euro mehr Geld als 2002. Allerdings muss berücksichtigt
>werden, dass die Zahlungen für die Bundesimmobiliengesellschaft 2002
>drastisch unterbudgetiert waren. Alleine dafür wurde der Budgetansatz um
>147 Millionen Euro erhöht. Für zusätzliche Lehrkräfte an den höheren
>Schulen wurden 28 Millionen Euro budgetiert. Das heißt, für alles andere
>beträgt die Steigerung 17 Millionen Euro.
>
>Die LehrerInnenpersonalkosten wurden im LandeslehrerInnenbereich völlig
>eingefroren. 2002 wurden 2,672 Milliarden Euro ausgegeben, 2003 und 2004
>2,668 Milliarden Euro budgetiert. D. h. der Bund zahlt für die
>PflichtschullehrerInnen 2003 und 2004 weniger als 2002. Gehrer verwies auf
>den Finanzausgleich, durch den die Länder weniger LehrerInnen pro
>SchülerIn finanziert bekommen.
>
>Im BundeslehrerInnenbereich gibt es 2003 geringe Steigerungen, die
>Budgets
>2004 wurden eingefroren (gleich hoch wie 2003)
>
>Somit wird der Einsparungsdruck noch einmal erhöht. Seit 1999 musste
>der
>Struktureffekt anderwertig eingespart werden (höhere Kosten durch ältere
>und besserverdienende LehrerInnen). Jetzt muss offenbar zusätzlich auch
>die jährliche Gehaltserhöhung eingespart werden.
>
>Laut den Zahlen des Finanzministers steigt das Budget für Unterricht
>und
>Kultur von
>
>2002 5,657 Milliarden Euro auf
>2003 5,703 Milliarden Euro (Steigerung 0,81 %) und auf
>2004 5,740 Milliarden Euro (Steigerung 0,65 %).
>
>Diese Steigerung liegt eindeutig unter den Gehaltssteigerungen. D. h.
>der
>status quo ist nicht aufrecht zu erhalten.
>
>Dem gegenüber steigt das Bruttoinlandsprodukt (gemäß den Prognosen) von
>
>2002 216,8 Milliarden Euro auf
>2003 222,1 Milliarden Euro (Steigerung 2,44 %) und auf
>2004 229,8 Milliarden Euro (Steigerung 3,47 %)
>
>Steigerung des Budgets für Unterricht und Kultur 2002 auf 2004 1,46 %,
>Steigerung BIP 2002 auf 2004 genau 6 %.
>
>Daraus lässt sich ableiten, dass Bildung dem Staat zunehmend weniger
>wert
>wird.
>
>Die Budgets 2003 und 2004 sind also keinesfalls Schwerpunktsetzungen im
>Bildungsbereich sondern drastisch Kürzungen.
>
>Dieter Brosz
>Abg. z. NR
>Bildungssprecher der Grünen
--
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