Navigator mit Sprachsteuerung
-----------------------------
Wer - wie ich - schon immer den Hang hatte, keinen Gimmick (fuer mich
ein Gimmick - fuer Behinderte ein Segen) unausprobiert zu lassen, dem
sei IBM Voice Type Connection NS Edition empfohlen. Ich dachte: "Das
funktioniert nie!" - wahr ist vielmehr: Es geht! Von nun an folgt
Netscape aufs Wort. Ich surfe maus- und tastenlos durch die Gegend -
mein Computer nimmt tatsaechlich gesprochene Befehle entgegen.

Systemvoraussetzungen: mind. Pentium 90, Soundkarte, Mikrophon (es
reicht ein ganz billiges), Windows 95, Netscape 3.x (engl. Version,
mit der deutschen habe ich es nicht getestet). Persoenliche
Voraussetzungen: Englischkenntnisse.

Man gehe zur URL
http://www.software.ibm.com/is/voicetype/vtconn/vtconn.htm
und lade sich die kostenlosen Beta-Versionen uscntl.exe (5,52 MB)
sowie vtcnsb2a.exe (2,78 MB) auf die Festplatte und installiere sie in
der Reihenfolge ihres Auftretens. Nach dem Setup ist das Programm
"Enrollment" auszufuehren, damit die noetigen Einstellungen fuer die
Soundkarte und die Mikrophon-Empfindlichkeit (auch fuer mehrere
Benutzer) eingestellt werden koennen. Das alles geht ohne weitere
Komplikationen vor sich (Mixer-Einstellungen beachten).

Im Netscape-Ordner des Startmenues gibt es dann einen neuen Eintrag,
der den Browser mit erweiterten Funktionen oeffnet. Es erscheint eine
zusaetzliche Leiste fuer die Spracheingabe, welche die gesprochenen
Befehle auflistet und bestaetigt oder - im Zweifelsfall - freundlich
nachfragt: "Pardon Me?"

Und schon kann man/frau sich zuruecklehnen und Maus Maus und Tastatur
Tastatur sein lassen. Herrchen sagt zunaechst: "Wake up!", um das
System zu aktivieren, und dann: "Go to IBM VoiceType Connection Home
Page", und schon tut Netscape-Sklave wie ihm geheiszen und sucht nach
der entsprechenden Web-Site. In einem weiteren Fenster erscheint eine
Liste mit den Links auf der Seite, die - sobald sie ausgesprochen -
auch prompt geoeffnet werden. "Page down", "Page up", "Move down",
"Move up", "Back", "Forward", "Reload", "Stop", "Bookmarks" - alles
wird widerspruchlos und ohne zu Mucken ausgefuehrt (auszer - wieder
einmal - bei Seiten mit Frames [in dieser Version]). Buttons auf einer
Webpage werden mit den Worten "Press <Button Name>" gedrueckt.

Wenn einem nichts mehr einfaellt, dasz man befehlen koennte, sagt man
hilflos: "What Can I Say?" - und schon erscheint eine Liste mit
Befehlen, die an dieser Stelle sinnvoll sind. Z.B.: "Scroll down!" und
Netscape tut etwas, was er bis jetzt nicht konnte: die Seite beginnt,
von alleine hinunterzuscrollen, bis man meint: "Stop scrolling!". Das
funktioniert natuerlich auch in der Gegenrichtung. Weitere
Moeglichkeiten: "Top/End of Document", "Print", "Help SpeechBar" fuer
weitere Befehle, und schlieszlich "Go To Sleep!", damit Netscape nicht
das tut, was Schreinemakers gerade im Fernsehen von sich gibt.

Sollten Woerter vorkommen, die das eingebaute Vocabulary nicht kennt,
so koennen diese nach Aufruf eines Trainings-Programms dem System
beigebracht werden. Auch man selbst wird trainiert, deutlich englisch
zu sprechen. Nach einer kurzen Eingewoehnungszeit funktioniert das
ganze tatsaechlich reibungslos.

Statt Bookmarks gibt es jetzt VoiceMarks. Moechte man eine Site in
Zukunft per Zuruf oeffnen, sage man: "VoiceMark <Name>", die Seite
wird registriert und kann ab sofort per "Open VoiceMark <Name>"
aufgerufen werden. "Edit VoiceMarks!" oeffnet eine Dialogbox, in der
die Eintraege durch Bellen von "Delete!" oder "Edit!" modifiziert
werden koennen. Ein voellig neues Kommunikationsgefuehl.

Und ich beginne, zu meinem Computer schoen langsam eine "persoenliche"
Beziehung aufzubauen. Uebrigens - toller Vorfuehreffekt: Selbst
eingefleischte Computerskeptiker fangen an zu lernen, die Bombe zu
lieben (solange sie nicht dazwischenquatschen).