n97040d.txt Kriminelle unter uns! (Herbert Schwabl, Martin J. Laubach) From: Herbert Schwabl Subject: [titanic] Kriminelle unter uns! (fwd) To: titanic@iconsult.at (Titanic Mailing - Liste) Date: Fri, 21 Mar 1997 13:32:46 +0100 (MET) Hi, jetzn is es "endlich" passiert: erstmals wurde ein Internet-Provider aus Oesterreich von der Staatsmacht "aufgeloest". Mehr sag ich mal nicht dazu ... lest selbst: Forwarded message: > From: "Martin J. Laubach" > Subject: Re: [radioeriwan]: Kriminelle unter uns! > To: radioeriwan@radawana.cg.tuwien.ac.at > Date: Fri, 21 Mar 1997 12:59:37 +0100 (MET) > > -----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- > > Ich hab eine elaboriertere Version der Beschreibung der Vorgaenge > nach at.general und at.infosystems gepostet, und zwar unter > <5gtssu$l7o@news.tuwien.ac.at>. Wer mag, moege doch bitte die > Diskussion ein bisserl anheizen :) > > Fuer die ohne News, da unten isses nochmal... > > Aja, und fuer Mail-adressen von Leuten, die daran interessiert > sind, bin ich immer dankbar. Christoph Chorherr und der Standard > kriegens schon mal... > > mjl > > - ---- schnipsel ---- > > Im Zuge einer vertraglichen Vereinbarung habe ich einen privaten > Rechner beim Internet-Provider VIP stehen. Besser, ich hatte stehen. > Bis gestern vormittag. > > Gestern, Donnerstag, um 10:45, erschienen neun Beamte der Kriminal- > polizei in den Raeumen der VIP. Dabei hatten sie einen Durchsuchungs- > befehl, in dem es hiess, dass aufgrund einer Anzeige gegen Unbekannt(!) > wegen Verbreitung von Kinderpornographie "Computer-Festplatten und der > Beweissicherung dienende Ausstattung" zu beschlagnahmen waeren. > > Anscheinend hat am 10.3.1996 (kein Tippfehler) ein Kunde der VIP > gegen Paragraph 204a StGB verstossendes Material ins Internet ein- > gespeist. Wie (Mail, News, oder sonst irgendwie), darueber schweigt > sich das Dokument aus. Die Staatsanwaltschaft Muenchen hat daraufhin > Oesterreich um Rechtshilfe ersucht... > > ...mit dem Ergebnis, dass die Raeumlichkeiten der Firma, die Privat- > quartiere der Eigentuemer und der Rest des Hauses durchsucht wurden. > Alles, das eine Festplatte enthielt, wurde beschlagnahmt. Egal, ob > es sich um Privatrechner der Mitarbeiter, den Firmenrechner mit der > gesamten Buchhaltung (der noch nicht einmal im Netz hing), oder eben > um das Eigentum unbeteiligter Dritter (ich und noch zwei "Glueckliche") > handelte. [1] > > Die Beamten wurden darauf aufmerksam gemacht, dass es sich nicht um > Eigentum der VIP handelte. Ohne Erfolg. Sie wurden auch darauf auf- > merksam gemacht, dass "Stecker ziehen" nicht die Methode ist, einen > Rechner ordnungsgemaess niederzufahren. Ohne Erfolg. Ihnen wurde > angeboten, die Daten in weniger geschaeftsschaedigender Form zu > erhalten, etwa ein Backup auf Band. Ohne Erfolg. > > Summa summarum -- saemtliche Maschinen sind fort. Noch schlimmer, > saemtliche Daten sind fort. Sogar Sicherheitskopien auf Band wurden > mitgenommen. Ich habe den Grossteil der Nacht damit verbracht, einen > rudimentaeren Notbetrieb auf die Beine zu stellen mitzuhelfen. > > Und ich kann nur jedem empfehlen: Macht Backups. Aber nicht lokal, > denn die werden dann ja auch mitgenommen. [2] > > Man koennte fast glauben, jemand versucht fuer das neue Medien- > gesetzt etwas Stimmung zu machen. Aber wer wuerde so weit gehen, > und der verantwortlichen Richterin, Dr. Helene Partik-Pable' > irgendwelche Verbindungen zur oesterreichischen Parteienlandschaft > nachzusagen...? > > Es haette jeden Provider treffen koennen. Wahrscheinlich sind > auch Universitaeten nicht immun gegen diese Art der Rundumschlag- > gerichtsbarkeit. Mir macht die Sache jedenfalls Angst. > > Die allgemeine Kinderpornohysterie in Verbindung mit dem Internet > auszunutzen, und die schiere Existenz Dritter (wohlgemerkt, VIP ist > nicht angeklagt, sondern das Material wird "nur" zur Beweissicherung > fuer eine Klage gegen Unbekannt gesichtet) durch die Beschlagnahme > der gesamten Computerausstattung zu riskieren, ist nicht nur grob > fahrlaessig, sondern skrupellos. > > Fuer weitere Informationen stehe ich, oder Peter Wlcek, Mitinhaber > der VIP (Telephon 257-33-17, unter seiner Email-Adresse ist er momentan > nicht ganz leicht zu erreichen :^), gerne zur Verfuegung. > > Martin Laubach > > - ----- > [1] Wer nun wirklich glaubt, nach einem Jahr auch nur eine Spur einer > versandten Mail oder eines Newspostings zu finden, der ist nicht nur > inkompetent, sondern ignorant. Im Zweifelsfall fuer den Angeklagten. > Denn die andere Alternative -- dass sie wissen, was sie tun -- gefaellt > mir noch viel weniger. > > [2] Und weil wir schon dabei sind, verschluesselt die Daten (ich > jedenfalls werde irgendwie pgp in die Backup-pipeline einbauen). Wenn > schon jemand an meine Daten will, ohne mich zu fragen, dann sollen sie > sich auch anstrengen dafuer. >