Österreich: Staatspolizei will zentralen Schlüssel für das Internet Wien (APA) - Österreich soll im Herbst ein "Multimediagesetz" bekommen, von dem Rechtsexperten schon jetzt Schlimmes befürchten. Vor allem das Thema Verschlüsselung könnte dabei für einige Unruhe sorgen. Nach Informationen von Viktor Mayer-Schönberger, der an der Juridischen Fakultät der Universität Wien lehrt und zuletzt die OECD und die US-Regierung in rechtlichen Fragen des Info-Highways beraten hat, wünschen die Datenschutzbehörde im Bundeskanzleramt und die Staatspolizei eine zentrale Verschlüsselung. Sie hätten damit Zugriff auf Informationen, die durch das weltweite Computernetzwerk fließen. "Würde die Stapo tatsächlich einen Zentralschlüssel für das Internet erhalten, wäre das so, als wenn jeder einen Wohnungsschlüssel bei der Polizei abgebenmüßte", kritisiert Mayer-Schönberger im Gespräch mit der APA solche Pläne. Verschlüsselung sei gut und müsse unbedingt erlaubt werden. Sie gewährleiste Vertraulichkeit und Authentizität. Gerade für die Wirtschaft sei es wichtig zu wissen, ob ihr virtuelles Gegenüber auch wirklich die Person ist, die sie vorgibt zu sein. Der Rechtsexperte kann sich hingegen vorstellen, daß Notare "Echte Schlüssel" ausgeben und ein "Verzeichnis über alle Schlüsselteilnehmer" führen. Mißbrauch würde so eingedämmt und eine Identifikation der Netzteilnehmer wäre möglich. Für wirtschaftliche Transaktionen wäre dies positiv. Sollten hingegen die Wünsche der Datenschutzbehörde und der Staatspolizei berücksichtigt werden, wäre eine Verschlüsselungssoftware wie "Pretty Good Privacy" in Österreich nicht mehr erlaubt. Für den Wirtschaftsstandort Österreich wäre das "sehr schlecht". In den USA habe man dies bereits eingesehen, weshalb die Regierung Clinton aus wirtschaftlichen Gründen die Exportbestimmungen gelockert und vor kurzem den 128-Bit-Schlüssel freigegeben hat. Während in Deutschland bereits ein Gesetz zur digitalen Signatur beschlossen wurde, sei dieser Themenkomplex in Österreich noch kein Thema, kritisiert Mayer-Schönberger. ------- This message was distributed via the Listserver of the CCC (Computer Communications Club) - (e-mail 'ccc@ccc.or.at' for info's). To unsubscribe from the list send a message to listserv@ccc.or.at with the following command in the message body: 'unsubscribe cccinfo' .