Electronic Media auf der Frankfurter Buchmesse

Der Bereich “Electronic Media” ist von der Frankfurter Buchmesse nicht mehr wegzudenken. Stellten im Jahre 1993 gerade 175 Firmen einschlägige Produkte vor, so waren bei der 49. Frankfurter Buchmesse 2038 Aussteller aus 59 Ländern mit elektronischen Medien vertreten. Davon waren 420 Aussteller in der neugestalteten Electronic Media Halle 4 präsent, die damit zum weltweit größten Marktplatz und Schaufenster für elektronisches Publizieren wurde.

Anläßlich der Pressekonferenz zur Eröffnung der 49. Frankfurter Buchmesse erklärte Direktor Peter Weidhaas, daß elektronisches Publizieren ein integraler Bestandteil des Verlegens an sich geworden und seine Bedeutung gerade in den Bereichen des Lernens und der Informationsbeschaffung in der Zukunft gar nicht hoch einzuschätzen sei. Gerhard Kurtze, Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels machte darauf aufmerksam, daß unter dem Eindruck einer Globalisierung der Wirtschaft auch globale Online-Dienste die Arbeitswelt verändern werden. In der Informationsgesellschaft sei die Rolle der Medien vom Buch bis zum Fernsehen neu zu definieren, sagte Kurtze. Die Globalisierung im Informationsbereich werde sich in den nächsten Jahren verstärkt in der wachsenden Bedeutung von weltweit abrufbaren Datenbanken widerspiegeln. “Die Zukunft der Information wird auf absehbare Zeit keine elektronische Einbahnstraße sein”, sondern Kurtze prognostiziert für den Bereich der Fachinformation ein “Nebeneinander und Miteinander verschiedener Medien, wobei sich Online-Publikationen und Printmedien ergänzen werden”. So sei heute schon der Vertrieb von Datenbanken mit dem Abonnement der gedruckten Ausgaben in Form von Fachzeitschriften oder Büchern verknüpft. “Besonders die CD-ROM als elektronisches Offline-Produkt wird auch in Zukunft neben Print- und Online-Publikation eine wesentliche Bedeutung haben”, sagte Kurtze. Elektronische Produktionen können als selbstverständlicher Teil der gesamten Verlagstätigkeit begriffen werden.

Auch mit einer weiteren Neuerung wartete die diesjährige Frankfurter Buchmesse auf. Zum ersten Mal war im Rahmen der Präsentation elektronischer Medien auf der Messe ein thematischer Schwerpunkt eingerichtet worden. Mit der Ausstellung “Lernen mit Multimedia” im Electronic Media Center” wurde das Innovationspotential des multimedialen Education-Sektors gezeigt. Produzenten und Verlage präsentierten dort an 30 Terminals neue Lehr- und Lernsoftware für den Einsatz in der Schule und der beruflichen sowie privaten Qualifizierung. Darüber hinaus bot der Themenschwerpunkt “Lernen mit Multimedia in der Wissensgesellschaft” an allen fünf Messetagen ein umfangreiches Programm mit Vorführungen und Diskussionen über die Lernzukunft mittels Online- und Offline-Angeboten sowie über die Chancen und Risiken elektronischer Bildungsangebote. Experten und Repräsentanten aus Bildung, Kultur und Wirtschaft skizzierten neue Wege zur Wissensorganisation in der Informationsgesellschaft.

Zu den prominenten Referenten der in Foren dargebotenen Themenkreise zählte unter anderem der im Plenum des Forum Talk “Medienkompetenz statt Medienkonsum” (17. 10. 1997, 13.30 - 15 Uhr) vertretene emeritierte MIT-Prof. Dr. Joseph Weizenbaum, der einen Einführungsvortrag hielt. Hervorzuheben ist ferner der Journalist Thomas Feibel, der beim Forum Talk “Lernen im Test - Qualitätsanforderungen an Lehr- und Lernsoftware” (18. 10. 1997, 11.30-13 Uhr) auf sein neues Buch “Multimedia für Kids - Spielen und Lernen am Computer” (Rohwohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1997) verwies. Beim Forum “The Millenium of Knowledge – Zukunftsreise in neue Wissenswelten” (19. 10. 1997, 13.30-15 Uhr) war der Münchner Pädagogische Psychologe Prof. Dr. Heinz Mandl prominentester Teilnehmer.

Die Frankfurter Buchmesse nutzt selbst seit mehreren Jahren die elektronischen Medien als Informationsträger. Seit 1995 wird im Internet der Informationsdienst Frankfurt Online betrieben, der bereits Monate vor dem Beginn der Buchmesse elektronisch verfügbar war (siehe: http://www.frankfurter-buchmesse.de). Darüber hinaus erschien 1997 die Frankfurt-CD-ROM bereits zum 4. Male, die

• das Ausstellerverzeichnis (Adressen und Standnummern aller Aussteller aus dem Bereich der Verlagsindustrie, der elektronischen Medien, der bildenden Kunst und Galerien)
• den Rights-Catalogue (Verzeichnis der in Frankfurt angebotenen Rechte im internationalen Verlagswesen mit 12.000 Titeln, Anschriften von Buchverlegern, Multimedia-Produzenten und Autoren sowie Informationen zu den angebotenen Rechten)
• das Who’s Who at the Frankfurt Bookfair (Namen und Funktionen der rund 17.000 Entscheidungträger)

enthält.

Die Windows und MacIntosh kompatible Frankfurt-CD-ROM 1997 (Restbestände können bei der Frankfurter Buchmesse, Postfach 100 116, D-60001 Frankfurt/M, Tel.: 0049-69-21020, Fax: 0049-69-210 2227, E-Mail: marketing@book-fair.com bestellt werden), verfügt über Suchfunktionen zu Land, Ort, Firma, Standnummer, Branche, Produkt, Sachgebiet, Ansprechpartner, Titelautoren und Stichwort. Sie bietet darüber hinaus Optionen für Listenerstellung, Speichern, Ausdruck und Bookmarking, sowie detaillierte Hilfedateien. Neben dem vollständigen Ausstellerverzeichnis der Frankfurter Buchmesse, den schon erwähnten “Rights-Catalogue”, dem ”Who’s Who at the Frankfurt Bookfair” sind 200 MB der CD-ROM dem diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse, nämlich Portugal, in Form einer Multimedia-Präsentation gewidmet, wobei Ausschnitte aus portugisischen Filmen, literarischen Werken und ein kurzer Streifzug durch Portugals Geschichte enthalten sind.

Die Frankfurter Buchmesse trat im Jahre 1997 erstmals dem Trägerkreis des “Digita” bei, dem das Berliner Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft, die Stiftung Lesen und die Zeitschrift “Bild der Wissenschaften” angehören. Dieser Preis für Bildungssoftware wurde auf der 49. Frankfurter Buchmesse zum 3. Mal verliehen. Ausgezeichnet wurden qualitativ hochstehende Offline- und Online-Produkte, die in Schule, Studium, Berufsausbildung und der persönlichen Weiterbildung eingesetzt werden können. Zudem soll damit ein Anreiz geschaffen werden, hochwertige Software für alle Bereiche des Lernens zu entwickeln.

Träger des Digita 97

• English Coach Multimedia (Cornelsen Software, Mecklenburgische Straße 53, D-14197 Berlin-Wilmersdorf). Das multimediale Lernprogramm enthält vielfältige Übungen, die unterschiedlichste Lernmöglichkeiten eröffnen und zur Beschäftigung mit der englischen Sprache führen sollen. Es orientiert sich am Lehrbuch “Englisch G” des Cornelsen Verlages, bietet jedoch zusätzliches Lernmaterial. English Coach kann unterrichtsbegleitend das gesamte 5. Schuljahr im Bereich der allgemeinbildenden Schulen (der Bundesrepublik Deutschland) verwendet werden. Aber auch unabhängig davon lassen sich grammatische Übungen durcharbeiten. Das Programm ist übersichtlich strukturiert, auch die didaktische sowie die ästhetische Gestaltung ist bei English Coach Multimedia gut gelungen.



• Blitzrechnen (Ernst Klett Grundschulverlag, Harkortstraße 13, D-40210 Düsseldorf). Dieses Trainingsprogramm zum Kopfrechnen unterstützt Schüler im 1. und 2. Schuljahr und dient der Automatisierung der Rechenfertigkeiten. Sowohl in der Schule als auch privat können die Kinder mit Blitzrechnen selbständig üben. Sie haben die Möglichkeit, ihre Aufgaben in verschiedenen Leistungsstufen selbst zu wählen. Eltern und Lehrern wird das didaktische Konzept des Programms erklärt.
• Medienpraxis (St. Galler Tagblatt, Fürstenstraße 122, CH-9001 St. Gallen, Tel.: 0041-71-272 7777, Fax: 0041-71 272 7476, Internet: http://www.sgtagblatt.ch). Für alle, die sich mit dem Beruf des Journalisten und dem Journalismus näher befassen wollen, bietet dieses inhaltlich umfangreiche und didaktisch gut gestaltete Programm eine Fülle von Anregungen. Es trägt zur Heranbildung bewußter, kritikfähiger Medienkonsumenten bei. Die einzelnen Themen werden entweder als Ton-Dia-Show mit eingearbeiteten Arbeitsaufgaben präsentiert, oder man benutzt die interaktiven Möglichkeiten des Programms mit eigenen Fragestellungen. In beiden Fällen wird der Anwender immer wieder aktiv in den Ablauf des Programms einbezogen. Die zugrundeliegenden Texte können komplett ausgedruckt werden. Ein Begleitbuch zur CD-ROM mit dem Titel “Medienwelten” enthält Aufsätze zur thematischen Vertiefung. “Medienpraxis” richtet sich neben den Journalisten an Schüler ab 16 Jahren, Pädagogen, Eltern und Medienverbände.
• Meine erste Reise um die Welt (Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus, Dudenstraße 6, D-68167 Mannheim). Das variantenreiche, leicht zu bedienende Programm wendet sich an Kinder aller Altersklassen. Der Reisende kann sich frei durch die Welt bewegen und erhält einen ersten Überblick über den Erdball mit seinen Landschaften und den darauf lebenden Menschen und Tieren. Humorvoll und kindgemäß gestaltete Details gewähren ihm, sich immer weiter durch das optisch und akustisch aufwendig gestaltete Programm zu bewegen. Eine Kinderstimme spricht lexikalische Texte zum Mitlesen.


• Opera Fatal (Heureka Klett Software Verlag, Rotebühlstraße 121, D-70178 Stuttgart). In diesem Adventure-Spiel wird ein Dirigent Opfer einer Erpressung, obwohl es hier nicht nur um die Oper geht. Opera Fatal regt spielerisches Lernen an und gibt Einblicke in Instrumentenkunde mit Klangbeispielen, in Musiktheorie und auch in Musikgeschichte. Durch geschickte Fragestellungen und konkrete Lernangebote werden auf unterhaltsame Weise Wissen und Erfahrungen vermittelt.


• Sofies Welt (Verlag Navigo Multimedia, Frankfurter-Ring 224, D-80807 München). Die CD-ROM basiert inhaltlich auf den gleichnamigen Buch-Bestseller von Jostein Gaarder. Die Mischung als Nachschlagewerk und interaktiver Geschichte bietet ein multimediales Erlebnis, eine spannende Reise durch die Welt der Philosophie. Deren Epochen und bedeutende Vertreter werden in Text, Bild und Video dargestellt. Denkspiele und Fragen machen die Beschäftigung mit Sofies Welt zu einer unterhaltsamen und spannenden Angelegenheit. Der im Programm vorhandene Internet-Zugang ermöglicht weltweite Online-Kontakte zu Mit-Spielern.


• Kunden beraten bei der Nachlaßgestaltung (M.I.T.-Moderne Informationstechnologie GmbH., Am Zollstock 1, D-61381 Fredersdorf). Das gut strukturierte Lernprogramm ist auf die Erfordernisse der Kundenberatung in Geldinstituten abgestimmt. Die multimediale Gestaltung erfolgt themenadäquat. Der Nutzer kann Lerntempo und -weg selbst bestimmen und kann sich die Inhalte so selbst erarbeiten. Die beiden Schwerpunktthemen “Beratung” und “Fachwissen” werden durch einen Text abgerundet. Das Programm kann als berufsbegleitende Vor- oder Nachbereitung eines einschlägigen Fachseminars genutzt werden.


• Encarta 97 Enzyklopädie (Microsoft). Diese Enzyklopädie ist nicht nur ein überaus anspruchsvoll konzipiertes elektronisches Nachschlagewerk, sondern auch als Online-Angebot eröffnet Microsoft Encarta neue Perspektiven. Die gegenwärtig vorhandenen Möglichkeiten der multimedialen und telekommunikativen Gestaltung werden beispielgebend genutzt. Die gelungene Verknüpfung von CD-ROM als Träger der großen Datenmengen und des Internet zur kontinuierlichen Ergänzung und Aktualisierung der Daten wird als zukunftsweisend angesehen. Der online zur Verfügung stehende Service bietet den Encarta-Kunden eine Plattform zur strukturierten Informationsrecherche im Netz. MS Encarta bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Texte und/oder Bilder auszudrucken und in eigene Dokumente zu übernehmen.
• Krea Kranji (Kreasoft Köln, Lütticherstraße 67, D-50671 Köln). Dieses lernpsychologisch und didaktisch gut strukturierte Programm bietet eine probate Unterstützung zum Erlernen der japanischen Schriftzeichen (Kranji). Es vermittelt einen Grundwortschatz von 500 Kranji und führt in deren Geschichte und Gestaltung ein. Dabei geht es um visuelle Codierung der Zeichen, Einprägen ihrer Bedeutung, Aussprache und Ausführung der Strichfolge beim Schreiben Das Programm relativ einfach genutzt werden.
• Guitar Dreams (Wolfgang Widder, Albestraße 16, D-12159 Berlin). Die Anfänge des Gitarrenspiels erhalten in diesem inhaltlich detaillierten Programm eine alternative Ergänzung für den Unterricht, aber auch zum weiterführenden Selbstlernen. Zwei unabhängige Programmteile, die aufeinander zugreifen und ein umfassendes Handbuch führen umfassend in Theorie und Praxis des Gitarrenspiels ein. Dem dienen unter anderem ein umfangreicher Vorrat an Akkordtypen, Tonleitern und Beispielsongs, eine detaillierte Darstellung der Griffbilder, eigene Fenster für Song, Rhythmus, Griffbild, Formschema und zur Speicherung eigener Eingaben.
• ODI-Dialekt (FWU Berlin, Wirtschaftswissenschaftliches Rechenzentrum Garystraße 21, D-14195 Berlin). Dabei handelt es sich um ein multimedial gestaltetes Lernprogramm zu Marketing-Strategien und -werkzeuge. Die für Anfänger im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich schwierig zu vermittelnden Inhalte werden greifbar und verständlich in einer fiktiven Fallstudie dargestellt. Hervorzuheben sind das integrierte Kalkulations- und Simulationsprogramm und die Möglichkeit der selektiven Betrachtung von Videos nach vorhandenen Stichwörtern.

Weiterbildung mit neuen Medien

Die Ausstellung Electronic Media bei der 49. Frankfurter Buchmesse zeigte auf, daß die steigenden beruflichen Anforderungen die permanente Fortbildung zu einem festen Bestandteil des Berufslebens machen. Besonders Computer Based Training (CBT), also computerunterstützes Lernen, unterstützt diesen Prozeß und ermöglicht räumliche und zeitliche Unabhängigkeit, wobei die grundsätzliche Vertiefung von bereits vorhandenem oder gerade erworbenem Wissen unter Einsatz von multimedialen Elementen angesprochen ist. Einen rasanten Boom verzeichneten in den letzten Jahren die Produzenten für die Erwachsenenbildung, da besonders der Schulungsbedarf im Hinblick auf Anwendersoftware sowie neue Produkte und Dienstleistungen rasant stieg. Im Zuge der Kosteneinsparungen greifen Firmen zunehmend auf standardisierte Programme zurück. Die Liste der mehr oder minder pädagogisch empfehlenswerten Kurse, die inzwischen fast ausschließlich auf CD-ROM vorliegen, ist lang. Interaktive Sprachkurse, programmgebundene Softwarehelfer und speziell für Kinder und Jugendliche entwickelte Lernprogramme dominieren den Markt

Während für den Schulbereich Entwickler wie etwa Sunflowers, Sierra Coktel, Bomico, Tessloff oder Tivola im Bereich Edutainment (eine Verschmelzung der Begriffe Education und Entertainment) eher auf eine spielerische Wissensvermittlung setzen, orientieren sich klassische Schulbuchverlage bspw. Schroedel mit Programmen wie “Alfons Lernsoftware” oder Heureka-Klett mit “Der Schatz des Thales” zumeist an den (bundesdeutschen) Lehrplänen. Diese sollen die Vor- und Nachbearbeitung von in der Schule behandelten Themen in Mathematik, Deutsch oder Englisch unterstützen. So hat beispielsweise Cornelsen alleine in die Entwicklung des mit dem digita97 prämiierten English Coach Multimedia rund eine Million Mark investiert.

Wie schon erwähnt, ist einer der größten Vorteile von CBT die relative Unabhängigkeit vom Faktor Zeit. Der zweite Pluspunkt, der (kommerzielle) CBT-Systeme auszeichnet, ist die einfache Bedienerführung auf einer grafischen Benutzoberfläche. Auch die Kombination von mehreren multimedialen Elementen gehört (längst) zum CBT-Standard. Während ein herkömmlicher (veralteter?) Sprachkurs beispielsweise auf die Kombination Lehrbuch und Lehrkassette setzt, genügt bei modernen CBT-Programmen auf CD-ROM ein einfacher Mausklick, um in einen bestehenden Bereich eines Dialoges oder Diktates zu gelangen. Die wichtigste Eigenschaft des modernen CBT ist allerdings die Einbindung zahlreicher (digitalisierter) multimedialer Stilelemente, wozu längst auch Videosequenzen zählen.

Die Perspektive für die Zukunft heißt allerdings nicht mehr CBT, sondern WBT (Web Based Training). WBT-Programme basieren auf Internet-Diensten und Anwendungen, insbesondere dem World Wide Web (WWW). Durch die Verwendung des WWW als Basis für Lernprogramme sind diese praktisch plattformunabhängig und müssen auf dem Rechner auch nicht mehr installiert werden. Die Entwicklung vom “Lernen im Netz” verstärkt somit die Vorteile des klassischen, traditionellen CBT. So bieten digitale Lernmedien im Netz heute bereits in sich abgeschlossene kleine Lernmodule, die vielfältig zu unterschiedlichen Lern- und Inhaltsketten kombiniert werden können. Die zentrale Verfügbarkeit von Wissen wird zukünftig über das Netz ausgeweitet werden. Dieses bei CBT mitunter kritisierte, isolierte Lernen kann durch Lernen im Netz überwunden werden, da mit anderen Lernenden und Tutoren kommuniziert werden kann. Denkbar und schon existierend sind auch Kombinationen aus CBT-System und Teletutoring über das Internet. Der Lernende arbeitet zu Hause eine Lektion durch und nimmt bei Fragen oder Problemen mit einem Experten Kontakt auf. Ein weiterer Vorteil von WBT gegenüber CBT und anderen traditionellen Lehr-/Lernformen ist, daß die Nutzer per Mausklick auf eine riesige Anzahl von Ressourcen im weltweiten Rechnerverbund Internet zugreifen können.

Neuheiten im Multimedia Online- und Elektronic-Publishing Bereich

Im schon erwähnten Electronic Media Center in Halle 4.0 präsentierten 17 Aussteller an 30 Terminals ihre interaktiven Lernprogramme. Vertreten waren Activ Consult mit Fremdsprachen und CBT-Programmen, der Augustus-Verlag mit “Grips!”- Lernhilfen für den Schulunterricht, eine Kombination aus Buch und CD-ROM für die Fächer Deutsch, Englisch und Französisch, die Bundeszentrale für politische Bildung mit ihrem Nachschlagewerk “Informationssystem Medienpädagogik 97” und Graphologic mit dem neuen Biologietitel “Citratcyclus”. ILM innovative Lernmedien stellte die Sprachlerntitel “The Rosetta Stone”, Mindmedia das Telefonier-Lernprogramm ”CD-Phone” vor, IWL Martens Lehrsysteme das multimedia Programm “Der Persönliche Berater” zur Persönlichkeitsentwicklung, NETG Applied Learning neue multimediale Lernprogramme für Sprachen, Business und Technik, die Firma Nitor ein Lernprogramm für moderierte Gruppenarbeit und Prokoda den Curriculum-Entwurf “Weiterbildung im Intranet”, den “TutorWin-Test” zur Lernbedarfsermittlung sowie “Lernen on Demand”, ein Analyseprogramm zur bedarfsgerechten CBT-Installation. Weitere Aussteller waren die Ravensburger AG mit den neuen Kindertiteln “Louvre für Kinder”, “Das neue Rechtschreibspiel” und “Die Zahlenstadt”, das St. Galler Tagblatt mit dem Lernprogramm “Medienpraxis” (wie weiter oben schon besprochen), der Tivola-Verlag mit einer Reihe von Kindertiteln, darunter “Oscar der Ballonfahrer entdeckt den Bauernhof”, “Mein kleines Postamt” und “TKKG: Katjas Geheimnis”.

Die Mehrheit der Neuerscheinungen wurde außerhalb des Electronic Media Centers präsentiert. Bertelsmann Elektronic Publishing zeigte die neuen Titel “Abenteuer Wissen”, “Discovery 98”, “Universallexikon 98” und “Lexikon Geschichte”, die Egmont Gruppe stellte den Kinder-Online-Dienst “Fun Online” und die “Fun-Online CD-ROM” vor. Die Vertriebsgruppe Encyclopädie Britannica bewarb (wie auf jeder Bildungsmesse) das “Lexikon Britannica” auf CD-ROM. Das Freie Historikerbüro präsentierte sein neues Geschichtswerk “Das Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges”, Assistant Publishing den Religionstitel “Die Bibel + Wer ist wer” mit einem Personenlexikon von Adam bis Zacharias, den Unterhaltungstitel “Antgotchi - Ihr virtuelles Problemkind” sowie die DTP-Sammlung “Walter Wave”. Der Münchner Systhema-Verlag erweiterte seine Multilingua-Reihe um CD-Schnellkurse für Spanisch, Türkisch, Französisch und Englisch.

Die von Systhema erworbene Software-Schmiede Navigo zeigte die neuen CD-ROM-Titel “Welt der Wunder” (auf 3 CDs erhältlich), “Evolution - Eine faszinierende Geschichte des Lebens”, “aha! Der Mensch” und “Komm, wir zeigen Dir die Welt” (siehe auch http://www.navigo.de). Die “Welt der Wunder” auf CD-ROM basiert auf der gleichnamige PRO7 TV-Sendung. Der Prospekt verspricht dazu: “Mit diesen interaktiven, multimedialen CD-ROMs wird die Welt der Wunder lebendig: Bilder, Videos, 3D-Ansichten und Animationen entführen Sie auf Expeditionen ins Tierreich und in die Welt der mikroskopischen Parasiten. Gehen Sie auf Entdeckungsfahrt durch den menschlichen Körper, machen Sie Zeitreisen durch die Evolution, und fahren Sie per Anhalter durch die Galaxie.” Die Inhalte der neu erschienenen Lern-CD “Evolution” beinhalten Themenbereiche wie die Entstehung des Lebens und dessen Entwicklung im Lauf der Jahrmillionen. Der renommierte britische Wissenschaftler Richard Dawkins (war bspw. bei der Ars Electronic 96 in Linz Hauptreferent des Tagung “Memesis: Die Zukunft der Evolution”, wobei er unter Meme kulturelle Informationseinheiten, kognitive Verhaltensmuster, versteht, die sich durch Kommunikation etwa über Internet weiterverbreiten) erläutert darin auf anschauliche Weise die Entstehung des Lebens. Die CD-ROM “aha! Der Mensch” erklärt anschaulich und wissenschaftlich fundiert Fakten und Phänomene des menschlichen Körpers, wobei über 200 Themenbereiche in Bildern, Video-Animationen und Ton lebendig vorgestellt werden. “Komm, wir zeigen Dir die Welt” eignet sich für Kinder ab 6 Jahren. Spielerisch die Welt mit Viktor und Marie im Raumschiff zu entdecken, ist das Motto dabei; 8 lustige und auch anspruchsvolle Spiele aus allen Erdteilen der Welt werden geboten. Bilder und Texte vermitteln Grundwissen zur Geographie.

Der TLC Tewi-Verlag und Rossipaul präsentierte Lern-, Sprachen- und Kindersoftware sowie Anwendertitel zu den Themen Finanzen, Druck, Design, Freizeitgestaltung und Lexika. Neuerscheinungen bei Rossipaul sind bspw. “3D-Top-Design, das perfekte Werkzeug zur Wohnungsgestaltung”,die CD-ROM “Druck und Design 2.0 Geburtstags- und Namensgrüße”, eine überarbeitete Neuausgabe des “Großen Weltatlas - Unsere Erde multimedial”, das “Große Bild-Wörterbuch multimedial Deutsch, Englisch und Französisch” sowie neue “Große Wörterbücher für Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch”.

Multimediale Lernprogramme vom Vorschulalter bis zur Erwachsenenbildung präsentierte Cornelsen Software (siehe auch http://www.cornelsen.de) “Mit Fürst Marigor und die Tobis” können Kinder das Lesen und Schreiben lernen, “Das Zauberhaus” ist eine Farb-, Form- und Mengenanordnung für Vorschulkinder ab 4 Jahren, “English Coach Multimedia” ein Vokabel- und Grammatiktrainingsprogramm, das mit dem Digita97, wie weiter oben schon angeführt, ausgezeichnet wurde, “Business English Activities” ein Lernprogramm für Geschäftsenglisch. Neu im Programm bei Ravensburger Interaktiv sind das Familien-Adventure “Pink Panther und die Zauberformel”, das Multimedia-Märchen “Die Schneekönigin”, “Das Geisterschloß”, “Robin Hood” und “Fritzi Fisch und das Flossengespenst”, der Jugendtitel “Moving Puzzle” sowie die Adventure-Games “Das Grab des Pharao” und “Fritzi Fisch und der verschwundene Schatz”. In diesem interaktiven “Zeichentrickfilm” für Kinder ab 4 Jahren spielt Fritzi Fisch die Hauptrolle. Großmutter Flunders Schatztruhe mit Seetang-Saatkörnern ist abhanden gekommen - wenn sie nicht wieder auftaucht, stirbt die ganze Unterwasserflora. Der brave Enkel Fritzi macht sich zusammen mit seinem kleinen Freund Lukas auf die Suche nach der verschwundenen Kiste. Im ausgedehnten Unterwasserreich erleben die beiden klugen Fische viele Abenteuer und treffen auf zahlreiche wohlgesonnene und böse Meeresbewohner. Durch das Lösen von kleinen Rätseln - darunter auch Rechenaufgaben - kommen die Schatzsucher ihrem Ziel immer näher. Die Grafik der Ravensburger-Produktion bewegt sich auf höchsten Zeichentrick-Niveau - stellenweise wird man an den Disney-Klassiker “Ariel, die Meerjungfrau” erinnert.

Schwerpunkt bei CUC-Software und Sierra Coktel war die in “ADDY” umgetaufte ADI-Lernsoftware-Reihe. Daneben wurden je zwei Titel der Coktel “English First Steps” für die Grundschule und der Knowledge-Adventure-Produktion “Startklar Kindergarten” gezeigt. Von Fischer-Price waren vier Titel der Reihe “Abenteuer Lernen” zu sehen, darunter “Im kleinen Zirkus” und “In der kleinen Stadt.” CUC ist der weltweit größte Hersteller und Anbieter von Spiel- und Lernsoftware für Kinder. Mit seinen Marken Coktel (ADDY), Davidson (Blaster-Serie), Knowledge Adventure und den Lizenzen von Fisher Price bietet CUC Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren eine Vielfalt von CD-ROM-Produkten und deckt damit nahezu alle Bereiche der Lern- und Lernspielprogramme ab. In enger Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Medienpädagogen, Psychologen und der Software-Entwicklungsabteilung der CUC-Gruppe entstand eine Konzeption, die Lernen und Spaß gleichermaßen miteinander verbindet.

So wurden allein in Deutschland in den vergangenen drei Jahren von der ADI-Reihe über 300.000 Einheiten verkauft. An der von ADI in ADDY umgetauften neuen Version haben über 250 Mitarbeiter aus den Bereichen Pädagogik, Ergonomie, Grafik und Programmierung gearbeitet. ADDY und sein kleiner Cousin ADDY-Junior begleitet die Kinder von der Vorschule bis zur 8. Klasse in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch. In der neuen Version bietet ADDY den Kindern nun erstmalig auch einen optionalen Internet-Zugang. Im “virtuellen Klassenzimmer” stehen den Kindern über die Aufgaben und Übungen der CD-ROM hinaus weitere Lernangebote zur Verfügung (siehe im Internet: http://www.sierra.de/).

Der Auer-Verlag zeigte die neuen Lerntitel “Arbeitsblätter am Computer”, “In achtzig Tagen um die Welt”, “Treff im Matheclub”, “Leben auf der Spur”, “Fensterreihe Ars Lit” und “Schulschriften für Windows”. Die Medienwerkstatt Mühlacker präsentierte die Lerntitel “Topics, Multimedia für Schüler”, “Vögel im Siedlungsraum”, “Abakus - Mathematik für Grundschüler”, “DicData - Englisch/Deutsch-Wörterbuch” und “Englisch-Diktat”. UBI-Soft stellte die neuen Sprachtrainer “Englisch mit Raymann” und “Französisch mit Raymann” vor; darüber hinaus die Programmreihe ”Lernen mit Tim 7”, die interaktive Spielsequenzen mit lehrplanrelevanten Inhalten (auf die BRD bezogen) der Fächer Deutsch oder Mathematik für die 3. - 6. Klasse verknüpft. Der Schroedel-Verlag zeigte die “Okidoki”-Lernsoftware für die Bereiche Bruchrechnen, Grundrechenarten und Rechtschreiben für die 5. - 10. Klassen auf CD-ROM. Alfons Zwei: Lernsoftware für Deutsch Mathematik und Englisch für Klassen 1 - 6 (nach den Lehrplänen der deutschen Bundesländer, wobei die Alfons-Lernsoftware-Palette mit motivierenden Aufgaben und Hilfestellungen bestehendes Wissen festigen und Lernprobleme spielend lösen möchte). Gemeinsam mit den beiden Pinguinen Alfons und Luisa erlernt bzw. wiederholt das Kind die wesentlichen Lerninhalte des Schuljahres in seinem eigenen Arbeitsrhythmus. Durch ausgefeilte Protokolle wird der Lernfortschritt genau dokumentiert. “Alfons-Lernsoftware”, so der Verlagsprospekt, “stärkt die Konzentration und die Motivation und schafft mehr Freude am Lernen”. Neu im CD-ROM-Sortiment von Bomico sind die Titel “Perry Rhodan”, “Der vergessene Gott”, “Obsidian” und “Blinky Bill - die abenteuerliche Reise im Ballon”. United Soft Media zeigte seine neuen Kulturtitel, darunter das “Belser-Lexikon der Kunst- und Stilgeschichte”, das “Lexikon der Musik 2.0” und die “Eyewitness Photo Galerie Serie II”, die Naturtitel “3D Alpen Atlas”, “Kosmos Vogel-Atlas” und “Kosmos Himmelsjahr 1998” sowie die Infotainment-Neuerscheinungen “Die große ran Bundesliga CD-ROM”, “Parsec und Highway 50”. Die Reihe “Meilensteine des 20. Jahrhunderts” war bei Digital Publishing zu sehen. Der Verlag präsentierte zudem die komplett überarbeitete Serie “Interaktive Sprachreise”, neue Titel zur Geschichtsreihe “Das 20. Jahrhundert” und den DSV-Atlas “Skiwinter 1998”. Aus dem Joint Venture von Digital Publishing mit dem Terzio Verlag wurden die CD-ROM-Umsetzungen der Kinderbuchbestseller “Sams” und “Petterson” sowie erste Titel zur Kinderserie “Löwenzahn” vorgestellt. Der Heureka Klett Software-Verlag zeigte neue Lernprogramme, darunter die Reihe “Lernen mit Tim 7” für die Fächer Mathematik und Deutsch, “Ali Windows Version” und ”Schatz des Thales” für Mathematik sowie den Lernkrimi ”Mean-City” für Englisch. Neu im Angebot sind der “Personal-Translator-Neu”, “Geschichte nach 45” und neue Windows-Versionen der Heureka Vokabel- und Geschichtsprogramme (siehe dazu auch: http://www.klett.de/) Heureka-Klett veranstaltet im übrigen den Online-Schul-Award 1998. Zusammen mit dem Computer-Magazin Chip werden die originellsten und informativsten Internet-Sites bundesdeutscher Schulen prämiiert, wobei es Preise im Gesamtwert von 15.000 Mark zu gewinnen gibt (Einsendeschluß war der 22. Dezember 1997).

Resumée

Die Zahl der von den Verlagen angebotenen multimedialen Lern-CD-ROM-Titel ist bereits so angewachsen, daß auch dem Insider allmählich die Übersicht verlorengeht. Es empfiehlt sich daher, die aktuellen Verlagsprospekte und Demos anzufordern, aus den (meist vorhandenen) Home Pages der jeweiligen Verlage Informationen zu beziehen sowie sich die neuen CD-ROM-Kataloge, wie z.B. den jährlich aktualisierten Katalog der Koch-Media-Gruppe (in Österreich durch Media GesmbH., Tivoligasse 25, 1120 Wien, Tel. 01-8150626, Fax: 815062616 vertreten, siehe auch: http://www.koch.media.com) über Verteiler zuschicken zu lassen. Für Lehrer/Schulen zählt Gerold Neue Medien in der Kramergasse 5, 1010 Wien als beliebte Anlaufadresse, da dort nicht nur viele Titel am PC installiert sind, sondern auch eine ausgezeichnete Fachberatung beansprucht werden kann. Zudem bekommt man bei Gerold ein CD-ROM-Verzeichnis für den Unterrichtseinsatz mit zahlreichen didaktischen Hinweisen. Insgesamt bleibt allerdings die Frankfurter Buchmesse, im speziellen der Electronic Publishing Bereich, eine unerreichte Leistungsshow, deren Besuch für alle an den neuen Medien interessierten Pädagogen unbedingt zu empfehlen ist. Die 50. Frankfurter Buchmesse wird in der Zeit vom 7. – 12. 10. 1998 stattfinden.