INFONET

Ein Ansatz zum Informationmanagement an der HTL Bulme Graz-Gösting

Bertram Geiger

Problemstellung und Ausgangspunkt

Die Verfügbarkeit von Datenblättern für elektronische Bauelemente, hauptsächlich in den Unterrichtsgegenstände Labor und Konstruktionsübungen sowie bei Projekten ist bei über 1000 Schülern aus den Fachbereichen Elektrotechnik und Elektronik eine schwer zu lösende Aufgabe.

Ein Großteil der Datenbücher sollte mehrfach (zum Teil auch räumlich verteilt) vorhanden sein, dazu kommen immer kürzere Innovationszyklen. Daraus ergibt sich organisatorisch und finanziell ein erheblicher Aufwand. Besserung scheint durch CD-ROMs in Sicht: Seit langem gibt es von den Firmen wieder gratis Datenbücher !

Doch die Euphorie verfliegt rasch, wenn es um die praktische Anwendung dieses Mediums im Schulbereich geht: In meinem Bücherregal stehen zur Zeit etwa 30 Daten CD’s, die ich alle auf meinem persönlichen Rechner installiert habe. Das bedeutet bei 30 CD’s  20 verschiedene Zugriffsprogramme, Benutzeroberflächen und etwa 100 MB. Für die Verwaltung einer steigenden Anzahl von CD’s über das Netz gibt es wohl verschiedene Ansätze wie CD-ROM-Server, CD-ROM-Jukebox oder HDD-Systeme. Unter Berücksichtigung der organisatorischen und wirtschaftlichen Randbedingungen im schulischen Bereich sehe ich derzeit jedoch keine entsprechenden Realisierungschancen.

INFONET

Ich möchte daher unseren Ansatz zur Diskussion stellen, wie wir ihn unter dem Arbeitstitel “INFONET”  als Pilotinstallation im Frühjahr 1997 an der Höheren Abteilung für Elektronik begonnen haben.

Vorerst - mehr intuitiv - fiel die Wahl auf ein Intranet mit den vom Internet her bekannten Strukturen und Werkzeugen. Damit sind eine Reihe von Stärken aber auch Schwächen verbunden:

Stärken

Schwächen

Gegenüberstellung verschieden organisierter Daten CD-ROMS

Datenformat

Suche

Kommentar

PDF

PDF

Spartanisch, jedoch gut bei Vorkenntnissen, Kurzübersichten erlauben schnelles “Durchblättern”,

PDF

HTML

wie oben, kann die aktuelle Homepage wiederspiegeln, wodurch man sich dann bei Aktualisierungen rasch zurechtfindet, nützliche Links

PDF

Datenbank

Komfortable aber zum Teil mühsame Suche, “Blättern” oft nur schwer möglich, gefundene Datenblätter sind unterschiedlich leicht zu entnehmen

Proprietär

Datenbank

Suche wie oben, Daten meist nur ausdruckbar

Motivation, Erfahrungen, Ausblick

Eine Hauptmotivation für diese Kurzvorstellung war für mich, einen Erfahrungsaustausch zu diesem Thema anzuregen, nachdem ich annehme, daß an anderen Schulen ähnliche Überlegungen oder gar Realisierungen bestehen. PCNEWS oder die Mailingliste des Lehrerforums wären ein geeignetes Medium dazu. Auch eine konkrete Zusammenarbeit wäre denkbar, bei aktivem Interesse könnte ich eine “Sicherungs-CD” des derzeitigen Systems als Diskussionsbasis zur Verfügung stellen. Im Zuge dessen möchte ich auch einen Informationsaustausch bezüglich vorhandener und neu erscheinender Daten CD-ROMs anregen. Das könnte in Form von Kurzrezensionen erfolgen.

Die Erfahrungen aus der Schülerarbeit (FTKL) sind durchwegs positiv, wenngleich der Wunsch nach “echtem Surfen” nicht zu überhören ist. Eine Verführung besteht auch darin, nur mehr die im Netz bequem zugänglichen Bauteile zu verwenden, anstatt sich mühsam im Haus auf Suche zu begeben. Das weitere Ansteigen des Informationsangebots (derzeit knapp 500 MB) und eine Vereinfachung beim Netzwerkszugang (NDS) wird die Akzeptanz hoffentlich weiter erhöhen. Die Schüler können bei Bedarf auch direkt im Internet auf Datensuche gehen, sind dann aber dazu angehalten die Ergebnisse dem Intranet zur Verfügung zu stellen, woraus sich durchaus interessante Rückmeldungen ergeben.

Der Aspekt der Abkopplung vom Internet ist auch bei Klausurarbeiten zu bedenken, wenn auch die Bedeutung dieser Beurteilungsform im Abnehmen begriffen ist. Einerseits ist eine Klausurarbeit mit Internetanbindung eben keine Klausurarbeit mehr, andererseits soll auf gewohnte und durchaus erlaubte Hilfsmittel zurückgegriffen werden können. Hier könnte das Intranet einen Kompromißweg anbieten.

Neben den Datenblättern haben wir begonnen, auch andere Hilfestellungen im Intranet anzubieten:

Mit den gängigen Applikationen erstellte Skripten und Übungsbeispiele lassen sich mittels Acrobat Writer mit wenig Aufwand in das PDF-Format umwandeln und sind damit ohne die Quellapplikationen les- bzw. ausdruckbar. Ein optionaler Schutzmechanismus verhindert Änderungen an den so aufbereiteten Dateien. Gleichzeitig ergibt diese Umwandlung (insbesondere bei MS-Word Dateien mit Grafik) eine erhebliche Datenreduktion.

Mit steigender Vernetzung ist an die Einbeziehung anderer Abteilungen und insbesondere der Schulverwaltung gedacht und ansatzweise schon realisiert, hier nur einige Schlagworte:

Stundenpläne, Gesetzestexte, Erlässe, Umläufe, Formblätter, Ansuchen, Bibliotheksinformationen, Lehrer / Schülerlisten, Software zum Download, Projekte, Interne Organisationsabläufe, Softwarehandbücher bzw. Kurzanleitungen, ein deutsch/englisches Glossar, Link-Listen ...

Bei dieser beispielhaften Auflistung wird auch gleich ein anderer Aspekt offenbar: die Nähe zu den in der Home-Page angebotenen Informationen. Meine derzeitige Vorstellung ist etwa folgende: Die Homepage soll die Schule nach außen repräsentieren und dem Besucher ein klares Bild über das Bildungsangebot und die Aktivitäten an der Schule vermitteln sowie eine Kontaktaufnahme zu den einzelnen Lehrern erleichtern. Das Intranet soll eine Hilfe für die an der Schule beschäftigten Schüler und Lehrer darstellen. Dabei würde eine Öffnung nach außen zusätzliche Einschränkungen bedeuten: Beachtung von Copyright-Bestimmungen, was darf wie nach außen, etc. Dieser Punkt ist sicher noch nicht ausdiskutiert, ein Paßwort-geschützter Zugang für Schulangehörige wäre eine Variante, um von zu Hause Informationen abrufen zu können. Diese Frage sehe ich derzeit nicht als vordringlich an, sondern eher:

Wer wird in Anbetracht der derzeitigen Besoldungsphilosophie bereit sein, ein solches System betreuen und weiter zu entwickeln? Die ohnedies raren Kustodiatsstunden werden von der eigentlichen Netzbetreuung mehr als ausgeschöpft - bleibt also nur ein Hobby? Dies ist auch der derzeitige Status meiner Aktivitäten.

Bertram Geiger, HTL Bulme Graz-Gösting, bgeiger@ping.at

Anmerkung

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