On-Line-Tarif für Schulen
Während sich Surfer über den günstigen Online-Tarif freuen, beklagen die Provider eine in der Öffentlichkeit kaum bekannte Gebühr, die private Innitiativen schwieriger macht. Kooperativen, wie jene der Clubs sind eine Möglichkeit mit ungesichertem Ausgang, denn die Entscheidung trifft der User.
Gerhard Greiner in E-Mail-Diskussion mit Martin Weissenböck
MW: Das war’s wohl! 3.600 S pro Monat kann sich keine Schule leisten. Wieder einmal werden initiativen Schulen die Pruegel vor die Beine geworfen. Wir - die Schulen - wuerden gerne die Telekommunikation intensiv foerdern und damit unseren Beitrag fuer diese von allen Experten so wichtig eingeschaetzten neuen Techniken leisten. Schuelern wird zu Hause wohl nur dann der Zugang zum Internet gestattet, wenn die Telefonrechnung der Eltern nicht zu sehr steigt.
GG: Grundsätzlich stimme ich zu, daß die Grundgebühr für Onlinedienste für Schulen und kleine regionale Initativen zu hoch ist und eine Förderung von Online-Diensten nicht gerade unterstützt. Ich glaube jedoch, daß es durchaus möglich ist, günstige Zugangsmöglichkeiten zu schaffen:
Ich halte den Ansatz, in jeder Schule einen Einwahlknoten aufzubauen, für falsch.
1.) Der technische Aufwand ist zu groß. Telefonzugänge für POT und ISDN in ausreichender Kapazität aufzustellen und zu warten kostet, ernsthaft betrieben, weit mehr als 3.600,- pro Monat. Es zeigt sich immer wieder, daß - bis auf einige technisch top organisierten Schulen - mit ihren LANs etc. überfordert sind. Internet in Schulen darf sich nicht so entwickeln, daß es zur Chefsache der EDV-Lehrer wird. Alle müssen damit umgehen und es im Unterricht einsetzen lernen.
Es ist allen Netzverantwortlichen klar, daß LehrerInnen in 1 bis 2 Stunden pro Woche ein Schul-LAN nicht wirklich verwalten und warten können. In Unternehmen gibt es Netzverantwortliche, die nur Netzwerke und Komponenten betreuen. In Schulen wo es funktioniert, sind ausschließlich engagierte LeherInnen tätig, die weit über das geforderte und bezahlte Maß aktiv sind!!! (auch das muß im Rahmen der wirklich öden Arbeitszeitmeldungen über LehrerInnen einmal lobend erwähnt werden!!!) Eine kleinere Schule hat gar keine Chance, hier Schritt zu halten; d.h. ein schlechter Service an der Schule wäre so für alle Online-Aktivitäten kontraproduktiv.
2.) Wenn Schüler und Lehrer nun Ihre Schule anwählen und das Internet nutzen, muß die Leitungskapazität von der Schule zum nächsten Provider (ASN-Knoten, etc.) ebenfalls gut dimensioniert werden.
Da halte ich es für weit besser, das Geld und die Arbeit für Zugangstechnologie in einzelnen Schulen für eine breitbandige Vernetzung mittels Router zum regionalen/lokalen ASN-Knoten zu investieren. Ein ISDN-Multianschluß mit dazugehöriger Access-Technologie ist weit billiger und sinnvoller als 30 einzelne Zugänge an verteilten Schulen.
Die breitbandige Vernetzung mittels DDL, Stand- und sonstigen Verbindungen untereinander kann Telekooperations-Projekte unter den Schulen initiieren, die sonst nicht entstehen.
MW: Der Online-Tarif hat die Hoffnung erweckt, dass wir interessierten Schuelern einen kostenguenstigen Zugang zum Internet ermoeglichen koennen. Daraus wird wohl nichts!
GG: Bei Knotenbildung ist es schon möglich. Es darf nur nicht jede Schule „Internet-Provider“ werden wollen!
Warum sollen Schüler und Lehrer das Internet, bzw. den Telefon/ISDN-Access nicht über lokale Provider zu Sonderkonditionen nutzen. Mittls entsprechender Protokolle ist es durchaus möglich, die über Telefon/ISDN eingehenden Anrufe über einen eigenen Tunnel an einen ASN-Knoten zu führen. In der Steiermark bereiten wir dies für andere Anwendungen/Zielgruppen vor.
MW: Da die 1.200 Schilling-Gebuehr nicht von der Zahl der Knoten abhaengt, waere vielleicht noch folgende Auslegung moeglich: das BMUkA tritt als ASN fuer alle Schulen auf, zahlt 4.800 Schilling im Monat und meldet die Zugangsnummern aller interessierten Schulen der PTA. Ob das klappt, ist mir unklar. Ich frage jedenfalls nach.
GG: Das sollte wohl überhautpt kein Problem sein. Die Frage ist nur, ob einzelne engagierte Gruppierungen unter den LehrerInnen und Schulverantwortlichen für Kooperationen und gemeinsames Vorgehen zu gewinnen sind.
Mir scheinen die vielen einzelnen Aktivitäten (Black Box, ASN, PCCTGM, landesbezogenen Schulverwaltung und viele einzelne Schulaktivitäten, Schnupperangebote verschiedener Provider) eher wenig koordiniert. (Ohne dies kritisieren zu wollen, da die Einführung neuer Technologien durchaus verschiedene Ansätze verfolgen muß, jedoch scheint mir etwas mehr Koordination und vor allem Kooparationswille erstrebenswert.)
Ich hoffe, damit mehr Mut zu machen, die Möglichkeiten zu nutzen und nicht durch Herauspicken jener Varianten die noch verbesserungswürdig sind, die Grundidee schlecht zu machen.
MW: Ab 1. Jaenner 1998 wird es hoffentlich noch andere Telefonnetze in Oesterreich geben...
GG: Leider wird das noch nicht´s bringen. So wie ich die Lage einschätze, versuchen die alternativen Versorger in der Start-Phase wohl auch noch abzusahnen wo es geht. Zumindest den Standard-TelefoniererInnen wird es noch nicht viel bringen.
Erst das massive Eindringen ausländischer Gesellschaften wird hier eine Änderung bringen. Ob das jedoch wünschenswert ist, stelle ich in Frage.
Oder haben sie schon einmal überlegt, was Energieversorger mit jenen „internen“ Gewinnen machen, die sie durch den Verkauf/Weitergabe von den bereits vorhandenen, vermutlich wohl über den Stromnetzausbau finanzierten LWL-Kapazitäten an ihre Telekom-Töchter machen? Der Strompreis wird dadurch wohl nicht billiger werden?! Und die Investitionen im Telekom-Bereich sind sicherlich nicht gering und verschlingen zu Beginn enorme Geldmengen, die man aus ökonomischen Gründen zu Recht, schnell wieder zurückbekommen muß, bevor der wirkliche Wettbewerb beginnt.