Unerwünschte Nebenwirkungen im Usenet
Hubert Partl
Wer mich liest
Bedenken Sie, dass alles, was Sie in eine Usenet-Newsgruppen senden, eine Veroeffentlichung darstellt und nicht nur von den Personen gelesen wird, die Sie erreichen wollen, sondern auch von anderen Personen und Robot-Programmen.
Wer mir antwortet
Sie muessen immer damit rechnen, dass Sie auf eine vernuenftige Frage oder einen vernuenftigen Diskussionsbeitrag nicht nur vernuenftige Antworten bekommen, sondern von manchen Leuten auch unrichtige oder dumme Antworten oder emotionale Beschimpfungen.
Erfahrungsgemaess ist es am besten, solche Antworten einfach zu ignorieren und den Aerger nicht durch Gegenreaktionen noch zu verschlimmern. Hingegen kann es hilfreich sein, wenn Sie solche Personen oder Themen mit dem Filter-Mechanismus Ihres Newsreader-Programms („Killfile“) automatisch ausblenden und damit fuer Sie selbst unsichtbar machen.
Es gibt einige psychisch gestoerte Personen, die das Usenet dazu benutzen, um ihre Komplexe oder Aengste abzureagieren. Nur erfahrene Psychiater wissen, wie man mit diesen Personen richtig umgeht.
Falsche Adressen
Leider kommt es immer wieder vor, dass jemand absichtlich oder unabsichtlich einen falschen Namen oder eine falsche Mail-Adresse im From-Header angibt. Wenn Sie eine besonders laestige Meldung sehen, muss diese also nicht unbedingt vom angegebenen Autor stammen.
Erfahrene Benutzer koennen solche Faelschungen auf Grund des Path-Headers erkennen und auf den echten Ursprung zurueckfuehren, auch solche Luegen haben also „kurze Beine“.
Mailbomben
Immer wieder wird die Moeglichkeit diskutiert oder sogar dazu aufgefordert, sogenannte „Mailbomben“ an unliebsame Netz-Teilnehmer zu senden, d.h. sehr viele oder sehr grosse Dateien an die vermeintliche Mail-Adresse dieser Person oder Firma zu senden.
Tun Sie das niemals! Wie bei allen terroristischen Aktionen treffen Mailbomben immer vor allem Unschuldige (in diesem Fall alle Benutzer des Internet und alle Kunden der beteiligten Internet-Provider), und sie kommen in vielen Faellen als Bumerang an den Computer des Absenders zurueck.
Das gleiche gilt fuer den Missbrauch von Mailing-Listen.
Datenbanken
Es gibt einige grosse Datenbanken, in denen alle Usenet-Postings gesammelt werden, um eine Suche nach Stichworten und Autoren zu ermoeglichen (z.B. Dejanews http://www.dejanews.com/ oder Altavista http://www.altavisata.digital.com/ ). Manche von ihnen speichern die Usenet-Postings im Sinne einer historischen Welt-Bibliothek auch ueber sehr lange Zeitraeume hinweg.
Sie muessen also damit rechnen, dass auch noch in vielen Jahren jedermann ueberpruefen kann, welche Meinungen Sie in welchen Newsgruppen vertreten haben. Ueberlegen Sie deshalb immer gut, was Sie ueber Usenet-News veroeffentlichen wollen: „Erst denken, dann senden!“
Bei manchen Suchhilfen kann man die Bekanntgabe mit dem Header X-No-Archive: yes verhindern, aber Garantie dafuer gibt es keine.
Anonymes Senden
Fuer Faelle, in denen ein anonymes Versenden von Usenet-Artikeln unbedingt notwendig ist (z.B. bei Fragen zu persoenlichen, gesundheitlichen oder seelischen Problemen), gibt es eigene Services, die eine anonyme Teilnahme an Usenet-Diskussionen (mit sicherer Verschluesselung der Adresse, an die Sie die Antworten erhalten) ermoeglichen, siehe z.B. http://www.iks-jena.de/mitarb/lutz/anon/ und die FAQ in de.answers. Das blosse Verfaelschen der Namens- und Mail-Adressen-Angaben in Ihrem Newsreader-Programm eignet sich dafuer nicht (siehe oben).
Adresslisten und Reklame-Mail
(UCE, UBE)
Kommerzielle Firmen sind an Adressen-Listen (auch Mail-Adressen-Listen) von potentiellen Kunden interessiert. Es gibt Unternehmen, die alle in Usenet-Postings oder auf Web-Pages veroeffentlichten Mail-Adressen sammeln und verkaufen oder selbst fuer Reklame verwenden. Wenn Sie also etwas in einer Usenet-Newsgruppe oder auf einer Web-Page veroeffentlichen, dann muessen Sie damit rechnen, dass Sie in Ihrer Mailbox nicht nur „echte“ Briefe sondern auch irgendwelche Werbesendungen erhalten werden - so aehnlich wie auch in ihrer normalen Papier-Post.
Erfahrungsgemaess ist es am besten, solche unverlange E-Mail (UCE oder UBE, unsolicited commercial mail bzw. bulk mail) einfach zu loeschen und zu ignorieren und nicht darauf zu antworten. Es kann dabei hilfreich sein, Mail von solchen unerwuenschten Absendern durch den Filter-Mechanismus Ihres Mail-Programms oder Ihres Internet-Providers automatisch ungelesen zu loeschen.
Wenn man Beschwerde dagegen einlegen will, muss man die Mail-Header sehr genau pruefen, um den tatsaechlichen Absender herauszufinden und nicht Unschuldige zu belaestigen. Siehe auch http://www.abuse.net/
Schutz gegen unverlangte E-Mail
(UCE, UBE)
Bei serioesen Adressensammlern hat man eventuell Erfolg, wenn man um die Loeschung gemaess Datenschutzgesetz bittet. Bei den meisten Adressensammlern und Werbefirmen ist es aber besser, gar nicht zu antworten. Manche von Ihnen geben sogar absichtlich an: „Wenn Sie diese Werbung nicht mehr erhalten wollen, senden Sie uns eine Antwort mit dem Wort REMOVE." Wenn Sie das tun, dann haben Sie der Firma damit bewiesen, dass Ihre Mail-Adresse gueltig und aktiv ist und daher in Zukunft sogar bevorzugt fuer andere Werbeaktionen verwendet wird.
Am besten ist es, Sie bitten Ihren Provider, geeignete Massnahmen zu Ihrem Schutz gegen unerwuenschte Mail einzurichten (Filter, „Teer-gruben" oder dergleichen, siehe http://www.sendmail.org/antispam.html und http://www.iks-jena.de/mitarbeit/lutz/usenet/teergrube.html und andere Quellen).
Manche Leute glauben, sich gegen unverlangte Mail dadurch schuetzen zu koennen, dass sie ihre Usenet-Postings mit einer ungueltigen oder gefaelschten Mail-Adresse absenden. Dies ist aber keinesfalls empfehlenswert. Einerseits bewirken Sie damit eine unerwuenschte Zusatzbelastung des Netzes und der System-Administratoren durch die entstehenden Mail-Fehlermeldungen, und andererseits werden Sie dann nicht nur weniger unerwuenschte Werbung, sondern auch weniger erwuenschte Antworten bekommen.
Letzten Endes ist eine Alles-oder-nichts-Frage: Sie koennen nur entweder veroeffentlichen oder geheim bleiben.
Fallen Sie nicht auf Tricks herein
Bevor Sie auf einen Usenet-Artikel reagieren, ueberlegen Sie, ob er vielleicht humorvoll oder satirisch gemeint war, und das nicht nur rund um den 1. April. Wenn z.B. jemand den Unix-Befehl „rm -rf *“ empfiehlt, fuehren Sie ihn bitte trotzdem nicht aus (Sie wuerden damit alle Ihre Files loeschen). Aehnliches gilt fuer den Rat, ein Programm auf dem FTP-Server 127.0.0.1 zu suchen (das ist naemlich Ihr eigener Computer), und fuer Artikel von bekannten Spassvoegeln in der Tradition von Herrn „Kibo“.
Umgekehrt sollten Sie selbst, um alle Missverstaendnisse zu vermeiden, immer mit dem Smiley-Symbol :-) kennzeichnen, wenn Sie etwas humorvoll oder sarkastisch meinen.
Auch auf die vielen schon seit Urzeiten ueber das Netz geisternden Kettenbriefe von David Rhodes („make money fast“) und Craig Shergold (der laengst nicht mehr im Spital liegt) und Warnungen vor gar nicht existierenden Computer-Mail-Viren („good times“) und aehnlichen Nonsense sowie auf Provokationen („Trolls“), Werbe- und Reklame-sendungen sollten Sie nicht reagieren (siehe auch oben).
Manchmal verwenden Leute das Usenet leider auch fuer unfaire Tricks. Hier ein paar typische Beispiele mit Hinweisen zur Vermeidung:
1. Jemand schreibt: „Bitte machen Sie meinem Freund, der morgen Geburtstag hat, eine Freude und senden Sie ihm Geburtstagsgruesse an seine Mail-Adresse xxx@yyy." Bitte, befolgen Sie das nicht: Selbst wenn nur ein Hundertstel der Usenet-Leser diesen Rat befolgt, bekommt der arme Mensch viele tausend Mails in seine Mailbox und vielleicht sogar einen System-Absturz wegen zu voller Disk („Mailbomb“).
2. Jemand schreibt eine absichtlich dumme Frage (z.B. „Wie kann ich Logout machen?") und verwendet als Subject ein haeufig verwendetes Wort oder einen Stern. Wenn Sie das in Ihr Kill-File einfuegen, um von dieser dummen Frage verschont zu werden, bekommen Sie gar keine Postings mit diesem Wort im Subject oder (wenn der Stern als „Wildcard“ interpretiert wird) ueberhaupt keine Usenet-News mehr zu sehen.
3. Jemand schreibt eine absichtlich provokante Meldung und fuegt in den Followup-to-Header die Test-Gruppe alt.test ein. Wenn Sie darauf antworten, wird das als weltweiter Test interpretiert und Sie bekommen viele Test-Ergebnisse in Ihre Mailbox. Kontrollieren Sie deshalb vor dem Absenden immer den Inhalt der Newsgroups-Header-Zeile.
Natuerlich werden Sie selbst niemals solche Tricks anwenden, das koennte naemlich zur Sperre Ihrer Benutzungs-Bewilligung oder sogar des gesamten Netz-Zugangs Ihrer Organisation fuehren!
Bedenken Sie, dass die Benimmregeln des taeglichen Lebens und die nationalen und internationlen Gesetze bei der Benutzung von Usenet und Internet genauso gelten wie in allen anderen Faellen.
Bitte, helfen Sie mit, dass das Usenet trotz der staendigen Ausweitung auf neue Mitglieder das bleibt, was es ist: eine nuetzliche, hilfreiche und freundschaftliche menschliche Gemeinschaft!