Pilot 5000: Spielzeug oder Timesystem?
Paul Belcl
Neue Timesysteme braucht das Volk...
Mit freundlicher Unterstützung von ARP-Datacon bekam ich vor kurzer Zeit die Möglichkeit, ein inzwischen nicht mehr ganz neues Gerät der Timemanagement Systeme zu testen.
Hardware
Der Pilot 5000 ist ein Modell der “Modemfirma aus USA”. Das Gerät wird voll betriebsfähig mit Batterien und Dockingstation geliefert. Diese Docking Station wird an einen seriellen Port angeschlossen und kann Daten vom PC zum Pilot übertragen und umgekehrt. Rechts im Pilot steckt ein sogenannter “Stilo”, ein Plastikstift, mit welchem auf der berührungsempfindlichen Fläche des Pilot Display’s Buchstaben (links) und Zahlen (rechts) geschrieben werden können, die vom Gerät dann in Daten umgewandelt werden.
Mit 7 Tasten am Gerät können diverse Applikationen direkt gestartet, sowie in Listen auf und ab geblättert werden. Die grüne Taste dient dazu, um das Gerät ein- und auszuschalten. Der Hauptspeicher des Gerätes beträgt standardmäßig 512k und kann um ein weiteres Mb aufgerüstet werden. Der Kontrast kann verstellt werden und das Gerät schaltet sich nach einer bestimmten Zeit automatisch aus. Mit seinem 160 g Gewicht (inkl. Batterien) und den extrem kleinen Abmessungen (120 mm x 80mm x 15 mm) ist er auch in kleinen Damenhandtaschen unterzubringen.
Weiteres Zubehör
Zusätzliche Docking Station (z.B. fürs Büro)
Modemkabel (um Daten via Modem abzugleichen)
Hot-Sync Kabel (für die Reise)
Stylo mit Doppelfunktion (Stylo und Kugelschreiber in einem)
Reserve-Stylos (im 3 er Pack)
sowie einige praktische Tragtaschen in diversen Größen
Software
Die Programme, welche im Pilot zur Verfügung stehen, sind:
Ein Adressbuch mit 14 vordefinierten und 4 benutzerdefinierten Feldern.
Ein Kalender mit todo-Liste
Ein Memopad, in dem Notizen nach den ersten Zeilen sortiert abgelegt werden können.
Ein Merkzettel, wo kurze Infos und Notizen eingetragen und nach Prioritäten und Kategorien verwaltet werden können.
Ein Taschenrechner, wie ihn jede bessere Armbanduhr heute schon hat.
Weiters gibt es noch einige Tools zum Administrieren, Passwortändern und Datenabgleich.
Die Dateneingabe ist etwas anders als bei den bekannten Organizern. Man tippt nicht den Text ein, sondern schreibt ihn auf eine dafür vorgesehene Fläche des Pilot und das Gerät erkennt dann den Buchstaben und setzt ihn dorthin, wo sich gerade der Cursor befindet. Das klingt vielleicht kompliziert, ist es aber ganz und gar nicht! Die Frage, ob man beim Tippen der Buchstaben nicht schneller wäre, keimt zwar immer wieder auf, verschwindet aber genauso schnell wieder. Wenn man sich an die Grafiti-Tabelle hält, erkennt der Pilot die Buchstaben sehr gut. Für Leute wie mich, die auf einem HP200LX seit ca. 5 Jahren arbeiten und das Gerät auch im dunkeln fast blind bedienen können, ist die Umstellung auf händisches Schreiben ein Horror. Wenn man aber davon ausgeht, daß eine Person das Gerät bedient, welche gewohnt ist, Dinge aufzuschreiben, wird sie eine Freude haben, das Gerät zu bedienen.
Alle Funktionen des Pilot sind logisch und sinnvoll aufgebaut, nur daß ein Datensatz im Adressbuch auch mehreren Kategorien gleichzeitig angehören kann, hat sich bei USR noch nicht wirklich herumgesprochen!
Nützliche Features
Shortcuts
In den Einstellungen des Gerätes können Shortcuts für Worte oder Textphrasen festgelegt werden. Somit kann man die notwendigen Eingaben in eine Art Stenographie oder besser “Grafitigraphie” übersetzen und sich viel unnötige Schreibarbeit ersparen. z.B. das Kürzel “as” steht für “Abendessen”, Oder “cca” für “Computer Clubabend” u.s.w.
Software nachladen
Auf dem Sharewaremarkt gibt es inzwischen schon sehr viel Software, die über die PC-Software und die Docking-Station in den Pilot geladen werden kann. Spiele, oder eine kleine Datenbank stehen beispielsweise zur Verfügung. Leider ist der Platz im Pilot nicht sehr groß und daher muß man mit viel Maß und etwas Ziel eine Selektion aus dem reichhaltigen Angebot auswählen.
Sicherheit
Der Pilot kann auch in 2 Sicherheitsstufen mit einem Paßwort vor unerwünschten Zugriffen geschützt werden.
Zwischenablage
Auch eine Zwischenablage, die anwendungsübergreifend arbeitet, ist verfügbar.
Weiters kann mittels Befehl Namen und Telefonnummer vom Adressbuch in den Kalender übernommen werden.
Softwaretastatur
Sollte man mit dem “Grafiti” überhaupt nicht zurecht kommen, kann man auch eine Tastatur auf den Bildschirm holen und die gewünschten Buchstaben mit dem Stylo antippen. Der eingebaute Taschenrechner ist so ausgelegt, daß er auch mit den Fingern bedient werden kann.
Software für den PC
Ebenfalls im Lieferumfang ist die PC-Software zum Datenaustausch mit dem PC. Läuft unter Windows 3.1, Windows 95 und Windows NT4.0. Der Datenabgleich wird zum Kinderspiel und die Hotsync Funktion übernimmt die Datensyncronisation. Sehr selten wird beim Datenabgleich eine Benutzereingabe gefordert. Die Daten vom Pilot können in gängige Datenformate (z.B. Access) konvertiert, oder von dort importiert werden. Leider kann die Pilot Software nicht direkt mit Schedule+, Outlook oder anderen Kalendersystemen zusammenarbeiten. Mit einem Modemkabel, welches als Zubehör verkauft wird, ist es sogar möglich, den Pilot via Telefonleitung mit dem Desktop zu syncronisieren. Auch können vom Desktop aus mehrere Pilots verwaltet werden. Der Datenabgleich funktioniert auch dann, wenn an unterschiedlichen Stellen synchronisiert wird (Büro und zu Hause). Auch die benutzerunabhängige Verwaltung mehrerer Pilots ist möglich. z.B. um Telefonlisten zentral in mehrere Pilots zu spielen, bevor diese dann an Mitarbeiter ausgegeben werden.
Auch die einzelne Übernahme von Daten in Winword (Adressen) oder Excel ist möglich. Die Desktopsoftware bietet dafür von USR mitgelieferte Makros an.
Resümee
Der Pilot ist ein sehr ernst zu nehmender Konkurrent für alle Timesysteme oder Palmtops. Seine Größe gibt ihm den wichtigen Vorteil, überall dabei zu sein. Die Software im Gerät und auch für den PC ist stabil und gut gelöst. Daß keine DOS-Programme auf dem Pilot laufen stört absolut nicht, da es auf dem Shareware-Markt schon sehr viele Möglichkeiten gibt, eine passende Programmlösung für diverse Anforderungen zu finden. Die angebotene Software ist meist in englischer Sprache. Ich habe den Pilot nicht als meinen persönlichen Begleiter ausgewählt, weil mir tippen bei der Dateneingabe viel leichter und wesentlich schneller gelingt als “zeichnen”. Und das ist auch das Eintscheidungskriterium an diesem Gerät. Wenn man sich nicht mit “grafiti” anfreunden kann, sollte man die Finger von dem Pilot lassen, denn dann wird er als Spielzeug bald in einer Ecke liegen.