Umstieg HP200LX - HP 320LX CE Palmtop?

Paul Belcl

Einstieg

Nach dem Auspacken des Gerätes fällt sofort der komplette Lieferumfang auf. Der HP320LX (=HPC)kommt mit einer Docking Station, Kabeln, Netzladegerät und zwei CD’s. Die Software für den Desktop, der sogenannte HPC-Explorer, wird ebenfalls mitgeliefert. Auf der zweiten CD befinden sich recht nützliche Tools und eine kleine Shareware-Sammlung. Angenehm finde ich, daß sich auf der CD auch ein Programm zum Konvertieren der Daten des HP200LX befindet. Somit sollte es eine Kleinigkeit sein, den Umstieg vom HP200LX auf den CE-PC zu schaffen. Die Vergleiche zwischen den beiden Geräten sind meine persönliche Meinung und haben ausschließlich informativen Charakter!

Hardware

Nun wollte ich wissen, was der HPC mit der Flash-Ram Karte aus meinem HP200LX und den darauf befindlichen Daten anfangen kann. Die 10 MB Flashdisk wurde vom HPC problemlos erkannt und im Ordner Dateien auch sofort ein neuer Ordner mit dem Namen “PC-Card” angelegt. Darunter konnte ich alle Dateien der Karte finden und einige ASCII-Texte in Pocket-Word öffnen. Auch ein Kurztest mit einer Nokia Datacard klappt ohne Probleme. Die Batterie Abdeckklappe macht einen etwas “lockeren” Eindruck, der sich im Laufe der Arbeit leider bestätigt. Der Bildschirm schafft eine Auflösung von 640x240 Punkten. Das ist ½ VGA Bildschirm und somit einiges breiter als die Konkurrenz bietet. Der optische Eindruck ist überwältigend. Man sollte nicht glauben, was ein kleines Stück LCD-Fläche mehr ausmacht. Hier muß der HP200LX mit seinen  240 x 128 Bildpunkten schon mal nachgeben.

Software

Windows CE ist ja inzwischen von seiner Funktionalität her bekannt.

Zur Verfügung stehen ein Pocket Word, Pocket Excel, Kalender, Kontakte, ToDo-Liste, Konfiguration, ein Mistkübel, der Posteingang sowie der Internet Explorer. Die Programme sind alle sehr abgespeckt und haben nur ca. 10% Funktionalität der vergleichbaren Applikation am Desktop PC. Die Software macht einen durchdachten Eindruck, allerdings merkt man sofort, daß es sich hier nicht um die vollwertigen PC - Programme handelt. Schade ist, daß HP dem HPC den legendären HP-Taschenrechner vorenthalten hat. Der war wirklich besser als der schnöde Rechner von Win95.

Daten vom Palmtop auf den HPC konvertieren

Anschließend habe ich meinen Terminkalender und die Adressen mit dem auf einer der beiden CD’s befindlichen PIM-Konverter konvertiert. Die Prozedur ist bei den Terminen einfach und innerhalb von Minuten erledigt. Die Adressen im *.PDB oder *:GDB Format zu konvertieren ist schon etwas mühsamer. Hier müssen alle Felder der neuen Anwendung richtig zugeordnet werden, und es wird deutlich, daß diese Prozedur für einen einmaligen Umstieg gemacht wurde, da sich nicht einmal die Feldzuordnungen abspeichern lassen!  Mühsame Sache, funktioniert aber ebenfalls recht ordentlich.

Lediglich die Programmversion des Schedulers 95 muß auf dem Rechner verfügbar sein, da die Konvertiersoftware mit Outlook noch nicht direkt zurecht kommt. Wenn Sie bereits Outlook verwenden, dann müssen Sie die Daten nachher noch mal von Schedule 95 in Outlook konvertieren. Diese Konvertierung ist einfach, dauert aber bei größeren Datenmengen einige Zeit (bei mir ca. 35 Minuten bei ca. 1800 Datensätzen).

Praxis und Vergleich zu HP200 LX

Nach der  Datenübernahme von meinem HP 200LX auf den HPC beginnt der Praxistest. Auf dem HPC befinden sich jetzt ca. 200 Termine, 1800 Adressen und 150 ToDo’s. Weiters habe ich einige Excel und Winword-Dateien zum Testen auf den HPC kopiert.

Ich versuche nun, einen Tag meines streßgeplagten und HP200LX gewohnten Lebens “NUR” den HPC zu verwenden. Da ich vorher ein Wochenende mit dem HPC “herumgespielt”  habe, klappt das auch erstaunlich gut.

Meine Adressen könnten zwar jetzt wesentlich flexibler und mit mehr Feldern verwendet werden, doch meine Datenstruktur an die neuen Möglichkeiten anzupassen war mir dann doch zu viel Arbeit für einen Test. So genieße ich die nicht genutzten Reserven als Sicherheit. Was mir sofort abgeht ist ein Notizblock, in dem eine Volltextsuche möglich ist. Auch die Suche im Adressbuch ist nicht eindeutig Volltext, obwohl es so aussieht, als würden alle Felder durchsucht. Außerdem ist sie genauso langsam wie beim HP200LX. Gerade bei diesen Funktionen hätte ich mir von einem doch ca. 6-8 mal so leistungsfähigen Prozessor etwas mehr erwartet.

Die Bedienung des HPC mit dem Stift ist etwas ungewohnt. Ich ertappe mich zeitweise dabei, aus Faulheit mit dem Fingernagel auf das Display zu tippen, was sogar manchmal zum Erfolg führt. Die Daten im HPC zu finden oder einzugeben ist nicht viel anders als auf dem Palmtop. Die grafische Oberfläche erscheint allerdings bei der Verwendung wesentlich träger als auf dem HP200.

Von der Geschwindigkeit des HPC bin ich allerdings sehr enttäuscht! Wenn ich im Kalender zwischen den Tagen blättern muß (was sehr oft vorkommt) fällt die Wartezeit von ca. 3-4 Sekunden extrem unangenehm auf. Wenn man während einer Besprechung schnell ein paar Tage blättern muß, ist das äußerst langweilig. Das Umschalten von Tagesansicht in die Wochenansicht dauert ca. 6-7 Sekunden. Wenn man schnell etwas nachsehen muß, ist diese Zeit unerträglich lange!

Beim Adressbuch, welches sich jetzt “Kontakte”  nennt, fällt dieses Geschwindigkeits-Problem ebenso auf. Das Gerät zeigt zeitweise unmotiviert die Sanduhr, ohne, daß sich der Benutzer bewußt ist, warum der HPC gerade jetzt irgend etwas laden oder speichern muß. Diese Vorgänge, welche sicher vom Betriebssystem abhängig sind, machen das Gerät nicht unbedingt zu einem flotten Begleiter. Ich habe sicherheitshalber meinen HP200LX in der Handtasche, um auch sofort den direkten Geschwindigkeitsvergleich machen zu können. Das Ergebnis spricht allerdings absolut nicht für den HPC. Hier muß noch einiges getan werden, um das Gerät alltagstauglich zu machen!

“Excelchen” und “Winwordlein”

Zum Test habe ich einige Excel und Winword Dateien vom PC auf den HPC kopiert. Die Dateien werden “on the fly” gleich in das “Pocket-Format” konvertiert und können dann im HPC bearbeitet werden. Dabei wird sehr schnell klar,daß die CE-Versionen der Programme leider nur optische Ähnlichkeit mit den PC-Originalen haben.

>> Der Versuch, ein formatiertes Winword Dokument via IR-Schnittstelle auf meinen HP5P zu drucken klappt zwar, was die Übertragung zum Drucker betrifft. Allerdings kommt das Dokument absolut unformatiert aus dem Drucker und hat daher nicht viel Wert. Vielleicht hat man deshalb bei Excel die Druckfunktion gleich ganz weggelassen.

Zum Erstellen von Excel oder Winworddokumenten im “Rohentwurf” ist der HPC bestens geeignet. Allerdings mache ich das mit dem HP200 ebenfalls. Ich muß nur danach die Daten von ASCII in Winword übernehmen, was aber keinen größeren Aufwand darstellt, als die Dokumente vom HPC mit dem PC abzugleichen. Auch alle eingefügten Elemente wie Bilder oder andere OLE-Objekte werden beim Konvertieren in das Pocketformat einfach entfernt. Daher ist auch hier kein Vorteil gegeben, der mich zum Umstieg bewegen könnte.

Daten abgleichen

Die Software HPC-Explorer des HPC arbeitet mit dem Outlook-Adressbuch hervorragend zusammen. Der Abgleich der geänderten Daten klappt auch problemlos. Nur wenn Datensätze auf beiden Seiten verändert wurden, benötigt der HPC Unterstützung vom Benutzer. Dann fragt die Software, welcher von den beiden Einträgen verwendet werden soll. Diese Funktion gibt es zwar auch beim HP200LX, allerdings nur mit der von HP mitgelieferten DOS-Software, welche mit Outlook absolut nichts zu tun hat.

Auch die Konvertierung vom HP200 in Outlook ist weit schwieriger und läßt sich kaum automatisieren. Leider konnte ich “nur” einen Kalender auf dem HPC verwenden, da die Software nicht in der Lage scheint, mehrere Dateien und somit mehrere unterschiedliche Kalender zu verwenden. Somit blieb mein “Privat-Kalender” auf dem HP200LX. Diese “Mehrkalender” Funktion hat der HP200LX dem HPC eindeutig voraus, trotzdem kann der HPC hier aufgrund seiner Kompatibilität zum “Standard” viele Vorteile für sich verbuchen.

Resümee

Der HP 320 LX ist technisch ein sehr ausgereiftes Gerät. Der breitere Bildschirm gibt ihm einen sehr großen Vorsprung den anderen CE’s gegenüber. Als vollwertiger PC ist der HPC aufgrund des Betriebssystems leider absolut nicht zu empfehlen. Die Version 1.x von Windows CE ist zwar ein hervorragender Anfang, aber derzeit noch etwas entfernt von der Alltagstauglichkeit.

Die Funktionalität und Kompatibilität von Windows CE könnte den bisher erhältlichen Palmtop’s sicher das Leben schwer machen. Nur ist von dieser Kompatibilität bei einigen Applikationen noch wenig zu merken und so sind die Vorteile derzeit noch sehr gering.

Der HP200 Palmtop hat aufgrund seines äußerst  schlanken Betriebssystems und der DOS-Kompatibilität immer noch die Nase ein wenig vorne. Wenn sich CE-Geräte durchsetzen sollen, dann muß Windows-Billy den Managern von heute ein wenig in der Praxis zusehen und deren Bedürfnisse genauer studieren. Weiters bleibt abzuwarten, ob sich die Softwareentwickler dazu entschließen, Programme für Windows CE zu schreiben, denn nur so kann dieses Betriebssystem zu einem “Standard” werden.

Eines ist allerdings sicher: Die Version 2.0 von Windows CE auf einem HP320LX (oder seinem Nachfolger) wird eine sehr interessante Sache. Bis es soweit ist, werde ich allerdings meinem HP200LX treu bleiben und die CE-Welt eher von außen beobachten.....