Lehrerbezahlung 98
oder “Wie motiviert man richtig?”
LEHRERFORUM vom 4.5.98
1. Beispiel
Lehrer A, Monatsbezug 23.577 ATS, hält Montag bis Freitag je 4 Stunden. Wegen der Erkrankung des Kollegen B muss er zusätzlich Mittwoch bis Samstag je 2 Stunden unterrichten.
A hält 28 Stunden und bekommt für diese Woche 8.746 ATS (Grundgehalt und Vergütung für die Vertretung des erkrankten Kollegen B).
Zu Beginn der nächsten Woche fährt A mit einer Klasse auf eine zweitägige Exkursion. Lehrer A hat während der gesamten Exkursion die Verantwortung für alle Schüler. Beaufsichtigung: Montag von 8 bis etwa 23 Uhr, Dienstag 7 bis 18 Uhr, in Summe 26 Stunden. Da B immer noch krank ist, muss A ihn dann noch einmal vertreten.
A hält 20 Stunden Unterricht, beaufsichtigt zusätzlich 26 Stunden und erhält in dieser Woche 5.483 ATS.
Also: Lehrer A arbeitet um 18 Stunden mehr mit den Schülern und erhält 3.263 ATS weniger! Wen wundert es, wenn A nicht mehr auf Exkursionen fahren will? Ist das gerecht?
2. Beispiel
Lehrerin C, Monatsbezug 22.798 ATS, hat Dienstag und Donnerstag bis Samstag je 5 Stunden. Auch C muss in dieser Woche für eine erkrankte Kollegin am Montag zusätzlich 5 Stunden unterrichten.
Am Dienstag fährt C mit einer Klasse auf eine Exkursion. Bezug in dieser Woche: 7.272 ATS (inklusive Vergültung für die Supplierung).
Die Woche darauf verläuft genauso. Wegen des grossen Erfolges soll nun eine zweitägige Exkursion am Dienstag und am Mittwoch stattfinden. Mittwoch hat die Lehrerin C frei, sie verbringt also genauso viele Stunden in der Schule, wie in der Woche davor.
Ergebnis: C „opfert“ ihren freien Tag, hat Dienstag bis Mittwoch die volle Verantwortung und bekommt als Dank von ihrem Dienstgeber 1.972 ATS weniger.
Also: ein Tag mehr Arbeit, 1.972 ATS weniger. Wen wundert es, wenn Lehrerin C nicht mehr auf Exkursionen fahren will?