LehrerInnenarbeit

Franz Fiala

Da nur ein Teil unserer Leser Lehrer sind, möchte ich an dieser Stelle allen Nicht-LehrerInnen die gegenwärtig angespannte Situation an den AHS und BHS zur Kenntnis bringen.

Die Struktur der LehrerInnenarbeit ist mit anderen Tätigkeiten nicht einfach zu vergleichen. Etwa zur Hälfte ist sie ein Anwesenheitsdienst mit Vollpräsenz (wie Schalterdienst oder Schauspielerer), teils ein Homeworking und je nach Fachbereich ein mehr oder weniger großer Anteil für das "am Ball bleiben".

Da die Position des Dienstgebers in der Tagespresse durch die leicht ins Ohr gehende Parole “Keine Bezahlung für nicht geleistete Überstunden” hinlänglich bekannt ist, beschränke ich mich hier auf die Darstellung der Arbeitswirklichkeit der LehrerInnen.

Lehrerarbeit ist vielschichtig, nur ein Teil spielt sich im Klassenzimmer ab. Die Bezahlung und Gegenleistung an Arbeit trafen sich seinerzeit (nach genauer Bewertung der Arbeits- und Ferialzeiten) bei etwa 20 Unterrichtsstunden und etwa 20 weiteren Stunden für alle anderen Tätigkeiten.

Es war ein Pauschallohn für eine Pauschalleistung, nicht ganz korrekt aber praktisch, zweckmäßig; obwohl auch schon diese Konstellation in manchen Punkten ziemlich unbefriedigend und diskussionswürdig war, wie z.B. ungenügende Absetzmöglichkeit für den häuslichen Arbeitsplatz, Anschaffung von Arbeitsgeräten wie PC ohne Unterstützung durch den Dienstgeber uvam.

Praktisch nie ist ein Lehrer nur 20 Unterrichtsstunden in einer Klasse; immer ist es ein bisschen mehr, denn die Gesamtstundenzahl einer Schule kann nicht ganz exakt auf die Unterrichtenden aufgeteilt werden; es gibt verschiedene Stundengewichtungen; mit zunehmender Spezialisierung ist eine Stundenumverteilung immer weniger möglich. Dieses Mehr an Unterrichtsarbeit bewirkt auch ein Mehr bei allen sonstigen Arbeiten. Bisher konnte man daher von einem aufwandsabhängigen Überstundepauschale sprechen.

Ab Herbst sollen nun alle Stunden, die über das Maß der Grundlehrverpflichtung (ca. 20) hinausgehen nur dann bezahlt werden, wenn in einer bestimmten Woche auch alle Stunden in dieser Woche wirklich stattgefunden haben. Fällt eine Stunde etwa wegen einer Exkursion aus, verliert der Lehrer, der normalerweise den Unterricht halten sollte, die für diese Woche fälligen Mehrdienstleistungszahlungen (siehe Kasten). Alle Mehrarbeiten, die durch die zusätzliche Stunde bereits erledigt wurden, werden damit vom Dienstgeber negiert. Von dieser Regelung sind auch Lehrer in Maturaklassen betroffen, wo der Unterricht ein paar Wochen vor Schulschluß endet. Bisher sah man diesen Ausfall als eine Kompensation für den größeren Aufwand der Maturavorbereitung an, jetzt zählt diese vermehrte Vorbereitung nicht mehr.

Derzeit hat die überwiegende Mehrzahl der Lehrer, die Lehrer der Volks- und Hauptschulen, noch keine klimatischen Veränderungen bemerkt, doch die Veränderung beginnt halt irgendwo und das Wetter wird sich schon noch Kapriolen ausdenken, die nicht nur die paar BHS/AHS-Lehrer sondern auch allen anderen zur Kasse bittet. Die Umstellung auf stundenweise Abrechnung von Mehrdienstleistungen läßt sich ganz einfach auf alle Stunden ausdehnen; wozu sonst wäre dieser Aufwand gut?

Sparen ist wichtig, doch richtet sich die derzeitige Sparwelle in einer sehr unausgewogenen Art gerade gegen jene LehrerInnen, die sich in Schulveranstaltungen oder in Maturafächern besonders engagieren oder die einfach ein Mehr an Leistung erbringen.

Und Lehrer stehen leider in ihrer Oppositionsrolle schlecht da. Vielleicht wäre es für sie besser, die Autonome Schule selbst zu definieren, statt sich die jeweils opportune Spielart von oben vorschreiben zu lassen. Autonomie wird nicht gewährt, immer muss man sie jemandem abringen, und man wird sie nicht geschenkt bekommen. Aber vielleicht ist ein kleineres Budget mit derselben geringeren Bezahlung aber mit weniger Staat und mehr Gestaltungsmöglichkeiten leichter verträglich als diese Stundelöhnerei.

Nachlese

In den letzten Monaten fand im LEHRERFORUM eine rege Diskussion über die Einführung der neuen Maßnahmen für Abrechnung der Lehrergehälter statt. Alle eingebrachten Stellungnahmen können Sie bei Interesse als gezippte Textdatei von http://pcnews.at/
srv/lst/lehrerforum/1998/ laden.

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