WinVokabel 4.0 Euro-Pack

Martin Schönhacker

Das Öffnen der Schachtel verursacht gleich ein Stirnrunzeln, weil trotz der hübschen Schachtel und des nicht mehr ganz vernachlässigbaren Preises die CDs in Papierhüllen kommen. Das ist umso lästiger, als man manchmal die CD wechseln muß (wegen der sehr großen Aussprachedateien) und dann mit den Papierhüllen nicht die optimale Lösung in der Hand hat.

Davon abgesehen aber macht das neue “Euro-Pack”, das insgesamt ca. 500.000 Vokabeln und 6.000 Redewendungen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch enthält, einen recht guten Eindruck. Es wird mit einem ausführlichen Handbuch geliefert, das auch für Laien genügend Information bieten sollte. Von einigen Abstürzen unter Windows 95 muß man leider absehen, aber die müssen bekanntermaßen nicht unbedingt die alleinige Schuld des Programms sein.

Die umfangreichen Wörterbücher können wegen des Zugriffstempos leider nicht auf den CDs bleiben und werden immer auf der Festplatte gespeichert, wobei man mit ca. 5 MB pro installierter Fremdsprache rechnen muß. Zusätzlich enthalten die CDs riesige Dateien mit Tonaufnahmen der einzelnen Vokabeln, die man besser an ihrem angestammten Ort lassen sollte, wenn man nicht hunderte Megabytes opfern will.

Alle Grundfunktionen beziehen sich jeweils auf Deutsch und eine weitere Sprache. Es kann also z.B. nicht von Englisch direkt nach Französisch im Wörterbuch nachgeschlagen werden, und wenn man Vokabeln lernt, muß die Quell- oder Zielsprache Deutsch sein. Wie sich bei genauerer Betrachtung herausstellt, ist der Wortschatz in verschiedenen Sprachen auch unterschiedlich. Allerdings sind wesentliche Begriffe natürlich immer in allen Sprachen vorhanden.

Beim Nachschlagen und auch an vielen anderen Stellen im Programm ist die Aussprache eines Wortes leicht zugänglich, indem man (bei Standardeinstellung) einfach die Eingabetaste drückt oder einen Doppelklick auf das Wort macht. Es gibt leider kleine Fehler, die bei der großen Menge von 180.000 Vokabeln mit Sprachausgabe (entsprechend 44 Stunden!) wohl passieren müssen: Zum Beispiel wird beim Wort “Rezension” als Aussprache das sehr ähnlich klingende “Rezession” geliefert. Der Sprecher hatte wohl schon einige Stunden Aufnahme hinter sich …

Neben dem einfachen Wörterbuch ist das Programm insbesondere ein Vokabeltrainer mit verschiedenen Lern- und Prüfverfahren. Man kann nach der “Karteimethode” oder einfach aus einer Liste lernen, man kann sich die Frage und/oder die Antwort sofort vorsprechen lassen, und es gibt Multiple-Choice-Tests. Man kann die Wörter auch per Mikrofon aufnehmen und dann die korrekte Aussprache nicht nur anhand des Klanges, sondern auch mit Hilfe einer graphischen Darstellung der Tonaufzeichnung am Bildschirm beurteilen.

Ein besonderes Zuckerl sind auch die Möglichkeiten, auf “klassische” Lernmethoden auszuweichen. Es lassen sich doppelseitig bedruckte Blätter mit bis zu 64 zweisprachigen Karteikarten herstellen, die man nur noch zerschneiden muß, und man kann sogar einen beliebigen Teil der Vokabeln eines Abschnittes markieren und der Reihe nach mit einstellbaren Pausen aussprechen lassen, um sich nach Maß eine Audiokassette, etwa zum Lernen im Stau, zu produzieren. Als weiteres “Extra” bietet das Programm noch eine Funktion zur automatischen Flexion regelmäßiger und unregelmäßiger Verben.

Für jeden Benutzer des Programms kann eine eigene “Protokolldatei” angelegt werden, in der die Lernerfolge verzeichnet sind. Dadurch bleibt der Zustand der Karteikästen (insbesondere der gelernten bzw. noch nicht gelernten Vokabeln) erhalten, und das Lernen kann beim nächsten Mal am gleichen Punkt fortgesetzt werden.

Schließlich kann man auch eigene Vokabelgruppierungen aus den vorhandenen Wörterbüchern zusammenstellen, und auch die Erweiterung durch eigene Wörter, z.B. spezialisierte Fachbegriffe, einschließlich deren Aussprache ist möglich. Ein eingebauter Editor für Tonaufnahmen sorgt dafür, daß man auch für diese umfassenden Erweiterungen ohne Zusatzprogramme auskommt.

Insgesamt ist das Programm eine sehr bequeme Möglichkeit, sich am Arbeitsplatz ein “dickes” Lexikon in bis zu vier Fremdsprachen zu gönnen. Wenn man auf die Aussprache verzichtet bzw. den Platz aufbringt, die gewünschten Sprachdateien auch auf die Festplatte zu kopieren, erspart man sich das Hantieren mit den CDs und hat Referenz wie auch Lernprogramm stets zur Hand: verglichen mit dem Kaufpreis für (mindestens) vier Wörterbücher sicher ein sehr empfehlenswertes Angebot.

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