HOERNET-Austria

Günther Faulhuber

Laut einer bundesdeutschen Statistik (ich habe leider keine für Österreich zur Hand)) ist jeder 10. Einwohner hörgeschädigt. Meines Wissens nach sind ca. 2 % der Bevölkerung taub oder so schwer hörgeschädigt, daß sie als taub gelten.

Einleitung

Das HOERNET soll die Kommunikation zw. den Gehörlosen und Schwerhörigen erleichtern. Auch hörende („normale“) User sind willkommen.

Entstehung: Ich selbst bin seit dem 12 Lebensjahr gehörlos. Seit 1988 bin ich im Fidonet, zuerst als Point und seit 1989 als Node aktiv. Ich erkannte schnell den Nutzen und die Möglichkeiten, die sich den Gehörlosen durch diese Form der Kommunikation bot. Dazu muß man wissen, durch das „Nichthören“ entsteht zwangsläufig eine gewaltige Kommunikationsbehinderung, die manchmal schlimmer sein kann, als die Gehörlosigkeit selbst. Gehörlose haben auf Dauer fast immer Probleme mit Hörenden. Die Verständigung ist schwierig und ermüdend. Kaum ein Hörender hat die Geduld, das längere Zeit auszuhalten. Wenn nun aber alle in schriftlicher Form miteinander verkehren, fällt es oft gar nicht auf, daß das Gegenüber nichts hört. Dies vor Augen, entschloß ich mich, die Fido-Technologie zu nutzen und plante ein Netz zu gründen. Wie gerufen kam ein Hinweis einer meiner (Fidonet)-Points, der mich auf ein bereits bestehendens Netz für Hörbehinderte hinwies. Auf Umwegen konnte ich dann den Begründer des deutschen HOERNET ausfindig machen und kontaktieren. Eine Zusammenarbeit war schnell ausgemacht und es lag nahe, den Namen des deutschen Netzes aus Gründen der Kompatibilität zu übernehmen. So enstand dann das österreichische HOERNET, das nun mit den deutschen Kollegen verbunden ist.

Background und Problematik

Die Idee ist da, aber es wäre doch alles zu einfach. Es gibt also noch andere Problem die sich ein „Normaler“ nur schwer ausmalen kann. Gehörlose, speziell Geburtsgehörlose, haben einen geringeren Wortschatz. Das ist logisch, da jeder seine Sprache und das Gefühl dafür dadurch aufbaut (erlernt), daß man Gehörtes nachahmt. Jeder Mensch erlernt auf diese Weise sprechen und erweitert dadurch auch seinen Wortschatz. Dieser Lernprozeß endet faktisch das ganze Leben lang nicht. Man lernt ja immer wieder dazu, seien es Fremdworte oder Modeausdrücke. Dies alles fehlt als zum Teil (Spätertaubte) oder zur Gänze (Taub seit der Geburt).

Manche Menschen glauben, daß ein Mensch, wenn er etwas nicht „versteht“, dumm ist. Bei Gehörlosen wäre diese Vermutung, pauschal verteilt, ein extrem ungerechtes Vorurteil ohne sich mit der Problematik vertraut gemacht zu haben. Gehörlose verstehen etwas nicht, weil sie die Worte nicht verstehen, und nicht deshalb weil sie zu Dumm sind, den Sinn zu kapieren. Natürlich sind auch Gehörlose nur Menschen. Auch hier gibt es unterschiedliche Charaktere und Wissens- bzw. Bildungsstufen - wie ja auch beim „normalen“ Menschen.

Für Gehörlose potenziert sich ihre Behinderung: Sie haben Hörprobleme, oft eine schlechtere Aussprache (fallweise bis zur Unverständlichkeit ="Taubstumm"), Probleme beim Reden und Schreiben bedingt durch den geringen Wortschatz, Probleme beim Satzaufbau (grammatikalisch und auch bei der Formulierung (bin ich jetzt ein Beispiel dafür?;-) ). Und: Die Gehörlosen sind sich dieser Probleme sehr wohl bewußt und vermeiden es nach Möglichkeit, mit Hörenden zu kommunizieren - insbesondere mit Fremden. Natürlich gibt es da auch Ausnahmen (wie immer und überall).

Auswirkungen auf das HOERNET

Weil Hörgeschädigte aus oben erwähnten Gründen den Kontakt mit Hörenden eher meiden, ergibt sich nun das Problem, daß es vielleicht zu einer geringeren Beteiligung kommt, als geplant. Als Gegenmaßnahme gibt es Echos (Areas, bzw Bretter), die ausnahmslos nur von Gehörlosen benutzt werden dürfen. Verantwortlich für die Einhaltung dieser Bestimmung ist der jeweilige Betreiber des HOERNET-Nodes. Dadurch können Gehörlose unter sich sein, aber auch mit Hörenden kommunizieren, indem sie einfach ein anderes Echo benutzen.

Warum trotzdem HOERNET?

Also hoffnungsloser Optimist glaube ich daran, daß langsam aber sicher eine Änderung eintreten müßte. Man muß einfach nur Geduld haben und die Zeit für sich arbeiten lassen. Ohne die Mithilfe von erfahrenen Fidonet-Kollegen, die sich bereit erklären, auf ihrem System auch einen HoerNet-Node betreiben und dadurch für eine Verbreitung sorgen, wäre eine Realisierung undenkbar. In diesem Sinne werden laufend Kollegen gesucht die sich das „antun“ wollen.

... zum Eingemachten....

Echos

Wegen der geringen Zahl österreichischer Teilnehmer, habe ich zur Zeit nur Echos, die ich aus Germany importiere. Einer Gründung österreichischer Echos stünde nichts im Wege wenn ein Bedarf da ist. Zur Zeit gibt es (Stand: Herbst 1996):

Folgende 3 Echos hier sind zZt leider nur read only (nur Lesezugriff) Es handelt sich um gegatete spezielle Echos aus dem MedNet mit den dem Echonamen entsprechenden Infos

HOERNET.I.LOGOPAEDIE,  HOERNET.I.MEDIZIN,  HOERNET.I.NOTFALL

Und das Echo HOERNET.GL ist ausschließlich für Gehörlose reserviert. Das heißt, es dürfen hier nur Leute schreiben, die Gehörlos sind oder praktisch als Gehörlos gelten. Nodes sind dafür verantworlich, daß dieses Echo nur GL beziehen:

Auch 2 Echos aus dem Mausnet werden angeboten. Diese sind voll gegatet, als man kann drinnen lesen und schreiben.

 ... und dann gibt es noch...

FileEchos

So weit, so gut. Wenn wer Fragen hat, dann her damit.

Ich bin erreichbar...