Lexikon der Olympischen Spiele

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Martin Schönhacker

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Lexikon der Olympischen Spiele


schoenhacker@eiunix.tuwien.ac.at

Lexikon der Olympischen Spiele

Martin Schönhacker

Ein Olympia-Lexikon, das auf drei (!) CD-ROMs geliefert wird, muss schon außergewöhnlich sein. Und in der Tat, man erhält eine sehr umfassende Dokumentation der Geschichte der Olympischen Sommerspiele in den Jahren 1896-1992, der “Jubiläumsspiele” in Atlanta 1996, sowie der Olympischen Winterspiele 1924-1994 mit einem Ausblick auf Nagano 1998.

Dass das Produkt ursprünglich über drei Jahre verteilt (1995-1997 in der oben genannten CD-Reihenfolge) in den USA entstanden ist, kann man anhand vieler Indizien bemerken. Zum Beispiel sind die Übersetzungen nicht immer vollständig, wenn etwa Hubert Raudaschl “Silver” gewinnt (im Finn-Dinghy 1968 in Mexiko City und in der Starbootklasse 1980 in “Moscow”). Auch die Installationsprogramme enthalten zumindest teilweise englische Meldungen, und in manchen Grafiken wurden die Texte nicht nachbearbeitet.

Interessant ist es auch, die technischen Fortschritte im Laufe dieser drei Jahre zu beobachten. Die Benutzeroberflächen sind (leider!) völlig verschieden, und auch die Qualität der Animationen ist unterschiedlich. Alle drei CDs haben allerdings durchaus Komplimente verdient, nur wäre es nett gewesen, bei einer der drei Varianten für die Oberfläche zu bleiben. Man bemerkt das wohl nicht so, wenn man die Produkte in drei aufeinanderfolgenden Jahren erwirbt; für das komplette Set in deutscher Sprache ist es ein kleines Problem.

Nach der Installation ist die Platte um unterschiedliche Datenmengen voller: die erste CD benötigt ca. 2 MB, die zweite 2½ MB, aber die dritte bringt es auf knapp 13 MB. Die Datenbank und kleinere Texte liegen in der Regel am schnelleren Laufwerk, die Bilder und Videos bleiben auf den recht gut gefüllten CDs.

Die weiteren Leistungen der CD-ROMs begeistern dann durchaus. In den sehr schnellen und vor allem auch sehr umfangreichen Datenbanken findet man rund 20.000 (!) Medaillengewinner/inn/en mit ihren persönlichen Daten, es gibt mehr als 150 Biographien von “olympischen Legenden”, man kann sich die Regeln aller olympischen Sportarten durchlesen, blättert in insgesamt rund 120 Minuten klassischer Film- und Fernsehaufnahmen mit zusammenfassendem Kommentar, überprüft die Teilnehmerlisten nach der Leistung einzelner Nationen, und vieles mehr.

Bei einem Olympia-Quiz kann man dann die eigene “olympische” Gedächtnisleistung unter Beweis stellen und nebenbei auch noch spielerisch eine ganze Menge Zusatzwissen über die Spiele und ihr Umfeld erfahren. Auch ein Medaillengewinn ist natürlich vorgesehen, und wer nicht genug wusste, geht nach dem olympischen Motto: “Dabeisein ist alles!”

Auf den historischen CDs (I und III) gibt es zusammenfassende Beschreibungen der jeweiligen Spiele, und es wurde nicht nur an sportliche Ereignisse gedacht. Auch die Tragödie von München 1972, als elf Athleten der israelischen Mannschaft von arabischen Terroristen aus ihrem Quartier entführt und schließlich getötet wurden, gehört ebenso selbstverständlich zu den Berichten wie die Bombenexplosion von Atlanta (auf CD II). Im Mittelpunkt stehen aber natürlich immer die sportlichen Leistungen.

Es ist hochinteressant, ab und zu in einer derartigen historischen Sammlung zu lesen, und man findet jedes Mal etwas Neues. Erinnerungen kehren wieder, wenn der Siegeslauf von Franz Klammer 1976 in Innsbruck gezeigt wird, und man informiert sich über sportliche Legenden wie Emil Zátopek (Silber und Gold bei 5.000m und 10.000m in London 1948; dreimal Gold bei 5.000m, 10.000m und Marathon in Helsinki 1952) oder Mark Spitz (siebenmal Gold bei den Spielen von München 1972: 4x200m Freistil, 4x100m Lagen, 4x100m Freistil, 200m Delphin, 100m Delphin, 200m Freistil, 100m Freistil).

Die Dokumentation von Atlanta verfolgt eine interessante Philosophie: Man sieht einen kleinen Kalender sowie die Veranstaltungsorte am Bildschirm und kann entweder einen Tag oder einen Ort auswählen. Hier gibt es aus verständlichen Gründen besonders viele Videos, die wie auch bei den anderen beiden CDs in guter Qualität ablaufen.

Insgesamt kann man dieses 3-CD-Set allen Sportfreunden sicher ans Herz legen. Es ist so komplett, wie es mit diesem Veröffentlichungsdatum eben sein kann, und enthält gut aufbereitete multimediale Informationen von bleibendem Wert. Ein Buch kann hier keinesfalls mithalten!

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    schoenhacker@eiunix.tuwien.ac.at  Martin Schönhacker

PCNEWS-60  November 1998

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