Wie schreibt man Dokumentationen?

GRUNDLAGEN


BASICS

Walter Riemer

walter.riemer@aon.at

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Wie schreibt man Dokumentationen?


Wie schreibt man
Dokumentationen?

Walter Riemer

1. Überblick

Wenige Leute haben eine Naturbegabung im Schreiben; dementsprechend haben nur wenige Techniker die Fähigkeit, Dokumentationen so zu verfassen, dass sie ihren Zweck wirklich erfüllen, nämlich, einem bestimmten Personenkreis Informationen zu übermitteln, die für ihn von Nutzen sind, ohne dass der Leser einen besonderen Aufwand auf sich nehmen muß, das Geschriebene zu verstehen.

Viel mehr Personen als die „Naturbegabten” sind aber basierend auf entsprechender Schulung durchaus in der Lage, brauchbare Dokumentationen zu verfassen. Ziel dieser Ausarbeitung ist es, diesem Personenkreis entsprechende Hilfestellung anzubieten.

2. Was ist eine Dokumentation?

Eine Dokumentation ist ein (allenfalls auch mit audiovisuellen Mitteln wie insbesondere Bildern oder Zeichnungen angereichertes) Schriftstück, welches einen beispielsweise technischen (oder aber auch aus jedem beliebigen anderen Bereich stammenden) Sachverhalt darlegt.

Jede Dokumentation hat einen objektiven Zweck, nämlich Information an Personen zu übermitteln, die diese Information nicht haben, sie üblicherweise aber benötigen. Eine Dokumentation, die dem Informationsempfänger nicht verständlich ist, verfehlt ihren Zweck; ebenso aber auch eine, die nur mit sehr großem Aufwand seitens des Informationsempfängers verständlich wird, insbesondere aber auch eine, die zwar verständlich erscheint, aber in Wirklichkeit irreführend oder gar falsch ist.

Es gibt Dokumentationen verschiedenster Art:

Die vorstehende Aufzählung sollte nur als am Bereich der Technik orientierte Beispielsammlung gesehen werden; selbstverständlich gibt es Dokumentationen auf allen anderen Gebieten auch.

3. Merkmale einer guten Dokumentation

3.1 Sachlichkeit

Im Vordergrund steht die sachliche Übermittlung eines Sachverhalts. Dokumentationen sind ihrer Natur nach etwas anderes als zum Beispiel Dichtung (nicht nur wegen des von Ihnen erwarteten Wahrheitsgehalts), aber auch etwas anderes als Deutsch-Aufsätze, Liebesbriefe oder Comics.

3.2 Gliederung

Das Verständnis wird durch eine gute Gliederung wesentlich erleichtert. Beim Gliedern einer Dokumentation sind zwei Gesichtspunkte zu beachten:

3.2.1 Inhaltliche Gliederung

Die darzustellenden Sachverhalte sollten in logischer, durchschaubarer Weise gegliedert sein, das heißt, in nicht zu große Abschnitte zerlegt sein, die ihrerseits in einer logisch aufbauenden Abfolge stehen.

    walter.riemer@aon.at  Walter Riemer

PCNEWS-62  April 1999

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Es ist für den Informationsempfänger eine große Hilfe, wenn er am Anfang eine Übersicht über das in der Dokumentation Gebotene lesen kann und in weiterer Folge erst zunehmend tiefer in Details gegangen wird.

Oft ist auch eine am Schluß, eventuell auch am Anfang stehende Zusammenfassung (englisch „Abstracts”) nützlich, die auch mit ausreichend vielen den Inhalt charakterisierenden Stichwörtern formuliert ist, um allenfalls bei Volltextsuche nützlich zu sein (Muster: Inhalt einer diesbezüglichen Karteikarte in einer Bibliothek).

3.2.2 Formale Gliederung

Abschnitte benötigen Überschriften; sind solche ohne Zwang nicht zu finden, müssen die Abschnitte anders gegliedert werden.

International üblich ist heute ein hierarchisch aufgebautes System der Nummerierung von Abschnitten (bzw. deren Überschriften), in dem ausschließlich Zahlen, durch Punkte getrennt, verwendet werden. Ohne weitere Erklärung läßt sich dies aus dieser Dokumentation (dem vorliegendem Text) erkennen.

Gliederungen, die von Groß- und Kleinbuchstaben, römischen Zahlen, Klammern und dergleichen Gebrauch machen, sind international nicht mehr üblich (außer in österreichischen Gesetzen, dort zum Beispiel §5 lit a) ii und dergleichen).

Für untergeordnete Hierarchieebenen ist auch ein Nummerierungssystem in Klammern verbreitet, zum Beispiel so:

(1)    obere Ebene

(1.1)    darunter liegende Ebene

(1.2)    gleichrangige Ebene

(2)    obere Ebene

usw.

Verwiesen wird dann zum Beispiel auf Punkt 3.2.2 (1.2).

Eine auf dem Nummernsystem basierende Gliederung bringt neben dem Zwang zu einer systematisch durchschaubaren Darstellung der Inhalte auch noch eine wesentliche Erleichterung bei Bezugnahmen, sowohl aus dem vorliegenden Text selbst als auch gegebenenfalls aus anderen Texten, die auf den gegenständlichen verweisen; dies ist speziell im Bereich von Technik und Wissenschaften allgemein üblich.

Oft geht das Gliederungssystem auch mit Einrückungen von Absätzen einher; dabei sollte jedoch nicht übertrieben werden: man rückt so viel ein, dass die Einrückung deutlich wirksam wird, aber nicht mehr als unbedingt nötig, weil dadurch die Absätze wegen der Begrenzung durch den rechten Rand länger werden und man so Platz am Bildschirm wie auch auf dem bedruckten Papier verschwendet, was der Übersichtlichkeit keineswegs dienlich ist.

Wenn eine Überschrift recht lang ist (wie diese), sollte man sich keineswegs dazu verleiten lassen, die Einrückung des zugehörigen Absatzes zu übertreiben, wie zum Beispiel  hier.

Richtig wäre etwa folgendes:

Wenn eine Überschrift recht lang ist
(wie diese),
sollte man sich keineswegs dazu verleiten lassen, die Einrückung des zugehörigen Absatzes zu übertreiben, wie zum Beispiel im vorhergehenden Absatz.

Auch Blickfangzeichen wie etwa unter Punkt 3.3 sind oft zweckmäßig; der zugehörige Absatz bzw. die zugehörigen Absätze sind angemessen einzurücken.

Einrücken ist etwas anderes, als die erste Zeile eines Absatzes einzuziehen (wie in diesem Absatz): dies ist heute veraltet.

3.3 Vermeiden von Abkürzungen

Abkürzungen sind möglichst zu vermeiden, da sie beim Lesen meist einen gedanklichen Exkurs („was bedeutet diese Abkürzung”) verursachen und damit vom Inhalt ablenken. Davon ausgenommen sind nur einige wenige allgemein übliche und ohne Nachdenken verständliche Abkürzungen wie etwa „usw.” oder „z.B.” .