Route 66 Route 2000 Europe

Route 66 Geographic Information Systems B.V.; 1 CD‑ROM (ca. 600 MB PC, ca. 567 MB Mac); öS 699,— / ca. Euro 50,80


Die „Europa“-Version von „Route 66 Route 2000“ ist in vielen Aspekten der Version „Österreich + Schweiz“ (in der Folge „Ö+S“ genannt) ähn­lich, die ebenfalls im aktuellen Heft besprochen wird. Daher geht die vor­liegende Besprechung nur noch auf markante Unterschiede und Ei­gen­heiten ein.

Überraschenderweise lässt sich das für PC und Macintosh geeignete Pro­dukt diesmal auch am Mac nicht mehr wie „Ö+S“ von der CD starten, sondern muss installiert werden. Das Instal­la­tions­programm schießt dabei auf beiden Plattformen weit über sei­ne Vorgaben hin­aus: in der Option „Typisch“ soll es angeblich ca. 200 MB verbrauchen, die sich aber als ca. 350 MB entpup­pen. Da hat der Speicherhunger deut­lich zuge­schla­gen! Allerdings liegt das wohl daran, dass die auf der Plat­te abge­legten Da­ten des Straßennetz­werks deutlich umfangreicher sind und man verges­sen hat, die Texte des Installa­tions­programms anzupassen.

Apropos Anpassung: Wie auch schon „Ö+S“ lässt sich das Programm durch einfache Umschaltung ohne neue In­stallation in zwölf verschiedenen Sprachen (US-Englisch, Britisches Englisch, Französisch, Deutsch, Hol­ländisch, Italienisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Finnisch, Spa­nisch und Portugiesisch) verwenden. Auch die Suche nach Orten klappt in verschiedenen Varianten; so findet man z.B. Genf auch als Genève, Ge­neva und Ginebra. Allerdings sind bei der Übersetzung aus dem Englischen wohl einige Begriffe durchgerutscht: Moldavien wurde übersetzt, aber Un­garn findet man nur als „Hungary“, Spanien als „Spain“, und so weiter. Es ist also anzuraten, im Zweifelsfall auch nach der englischen Version zu suchen, wenn man etwas nicht findet.

Nach Angaben des Herstellers bietet Route 2000 Europa die Möglichkeit zur Routenplanung in über 50 Län­dern Europas mit insge­samt mehr als 450.000 Orten. Mehr als 50.000 Points of Interest sind ent­halten, und der Vergleich mit den 75.000 Punkten in „Ö+S“ legt schon nahe, dass man es nicht ganz so ge­nau genommen hat. Das ginge auch gar nicht, weil in der Europa-Version nicht mehr alle Nebenstraßen enthal­ten sind. Daher würden viele der Se­henswürdig­kei­ten, Hotels etc. einfach „in der Luft hängen“, was sich nicht besonders gut macht. Außerdem wäre die Daten­menge einfach explodiert, und man hätte wohl eher eine DVD ge­braucht.

Was Stadtpläne angeht, so ist man in dieser Version auf echte Hauptstraßen beschränkt. Der in „Ö+S“ noch sehr detaillierte Plan eines Ortes wie z.B. Horn wird plötzlich zu einem nur noch stilisierten Abbild von drei wich­tigen Straßen. Ein kleiner Ort wie Brei­teneich bei Horn verschwin­det gar völlig von der Bild­fläche — mit Aus­nahme der Bahn­sta­tion, die lustiger­weise trotzdem er­halten bleibt. Und kurioserweise gibt es auch kleinere Inkonsistenzen: die kleine Gemeinde Sankt Bernhard-Frau­enhofen bei Horn, in „Ö+S“ noch korrekt ver­zeich­net, wird in der Eu­ropa-Version plötzlich zu „Sankt Ber­nard“.

Die richtigen Stärken des Produkts darf man sich aber natürlich in ande­ren Bereichen erwarten. Daher wurde mit einer ziemlich absurden, anfangs ungeheuer ineffizienten Rundfahrt durch Europa die Optimierung einer Fahrtstrecke getestet.

Hier die Strecke in der ursprünglichen Reihenfolge: Pinggau (Steiermark), Camporotondo Etneo (Sizilien), Brno (Tschechische Republik), Dublin (Ir­land), Bar-le-Duc (Frankreich), Fusch an der Großglocknerstraße, Doneck (Ukraine), Venedig, Warschau (Po­len), Helsinki (Finnland), Grenchen (Schweiz), Great Malvern (England), Gibraltar.

Die „typische“ Installation musste auf einem Pentium II (333 MHz) mit 20-fach CD-ROM-Laufwerk immerhin rund vier Minuten arbeiten, bis die Planung der kürzesten Route in dieser Reihenfolge fertig war: gesamte Stre­ckenlänge 19.487 km; reine Fahr­zeit 428 Stun­den 46 Mi­nu­ten; Treib­stoff­verbrauch 1.500,8 Liter; Ausga­ben 21.221,27 öS (exkl. Fähre).

Die Investition weiterer vier Minuten lohnte sich dann wirklich, denn es wurde ein optimierter Weg mit fol­gen­den Eckdaten gefunden: gesamte Streckenlänge 12.788 km; reine Fahr­zeit 414 Stun­den 8 Minuten; Treib­stoffverbrauch nur noch 864,9 Liter; 12.229,66 öS (exkl. Fähre). Aller­dings muss hier auch gesagt werden, dass durch viele Fährenstrecken ein­fach weniger gefahren und damit we­niger Treibstoff verbraucht wird.

Übrigens sieht die revidierte Rundrei­se so aus: Pinggau, Brno, Warschau, Doneck, Helsinki, Dublin, Great Mal­vern, Bar-le-Duc, Grenchen, Fusch, Venedig, Camporotondo, Gibraltar. Die zahlreichen Fährenstrecken sind dabei zweifellos eine angenehme, wenn auch kostspielige Abwechs­lung. Aber es ging ja auch nicht in er­ster Linie um die Kosten, sondern um die Planung an sich.

Wie bei der „Ö+S“-Version gibt es auch hier die Möglichkeit, eine Route als reine Textbeschreibung oder mit verschieden detaillierten Karten der Strecke ausdrucken zu lassen. Das Spektrum reicht dabei von Karten der Start‑ und Zielorte bis zu detaillierten Karten jeder einzelnen Abzweigung entlang der Strecke. Letztere Option kann aber leicht zu einem ziemlich dicken Paket Reiseinformationen füh­ren, und es ist fraglich, ob man wirk­lich einige Dutzend Seiten ausdru­cken will. Eher ist hier wieder die Va­riante interessant, den Laptop mit­zu­nehmen und die Abzweigungen nöti­genfalls direkt am Bildschirm un­ter die Lupe zu nehmen. Das geht ganz einfach, indem man die entspre­chende Zeile der Routenbeschreibung markiert.

Zusammengefasst bietet „Route 66 Route 2000 Europa“ eine ganze Men­ge Leistung fürs Geld. Leider be­schränken sich die gespeicherten Points of Interest im Wesentlichen auf Bahnhöfe, Flug­häfen, große Ge­werbebetriebe, Grenz­übergänge und Raststationen. Es wäre für den priva­ten Gebrauch schön, auch einige tou­ristische Highlights vorzufinden. Aber sonst funktioniert die Routen­planung zuverlässig und liefert auch plausible Ergebnisse. Wer also einen Routenplaner sucht, der von Irland bis zur Ukraine und von Griechenland bis nach Norwegen ganz Europa ab­deckt, ist mit dem Produkt gut be­raten.

(Martin Schönhacker)