Route 66 Geographic Information Systems B.V.; 1 CD‑ROM (ca. 478 MB PC, ca. 474 MB Mac); öS 699,— / ca. Euro 50,80
Der Markt für Routenplaner ist offenbar vielversprechend, besonders in Kombination mit den immer billiger werdenden GPS-Empfängern. Aus den Niederlanden kommt ein Produkt namens „Route 66 Route 2000“, das es in einigen Versionen gibt. Hier wurde die Variante „Österreich und Schweiz“ getestet. Gleich vorweg: die GPS-Qualität bis auf das Niveau kleiner Nebenstraßen ist gegeben.
Zuerst will allerdings installiert sein. Die CD-ROM ist für PCs unter MS Windows ebenso geeignet wie für Macintosh-Computer. Am Mac hat man sogar einen deutlichen Vorteil: das Programm kann ohne jegliche Installation direkt von der CD gestartet werden. Klar, dass es unter diesen Umständen nicht gerade seine größte Geschwindigkeit an den Tag legt, aber für eine schnelle Recherche ab und zu reicht es zweifellos.
Die normalen Installationsoptionen nennen sich „Typisch“ und „Schnell“. Unter den bei „Typisch“ verlangten 200 MB Plattenplatz kommt man in keinem Fall weg (außer wie gesagt am Mac), und bei „Schnell“ landen ca. 470 MB (das Installationsprogramm spricht sogar von ca. 600 MB) auf der Platte. Allerdings lässt sich die Anwendung dann tatsächlich ohne CD starten, was ein riesiges Plus darstellt. Schließlich will man nicht ein eigenes CD-Laufwerk für diese Anwendung einbauen, nur um sie ständig zur Verfügung zu haben. Genau das scheinen aber einige Konkurrenzprodukte vorauszusetzen.
Das enthaltene Datenmaterial umfasst Österreich, die Schweiz und jene angrenzenden Gebiete Frankreichs, Italiens, Liechtensteins und Deutschlands, die zusammen einen schönen, rechteckigen Kartenausschnitt ergeben. Die östlichen Nachbarländer Österreichs sind allerdings nicht vertreten und erscheinen als weiße Flecken auf der Landkarte. Nach Angaben des Herstellers sind insgesamt über 350.000 Straßen und mehr als 75.000 „Points of Interest“ enthalten.
„Points of Interest“ sind zum Beispiel Parkplätze, Tankstellen, Hotels, Informationsstellen, Restaurants, Bahnhöfe und vieles mehr. Und tatsächlich ist die Menge an Informationen für viele Orte geradezu erdrückend. Wenn man sich alle Points of Interest anzeigen lässt und beispielsweise die Wiener Innenstadt betrachtet, sind manchmal fast keine Straßen mehr zu sehen. Aber glücklicherweise lassen sich die Zusatzinformationen selektiv ein‑ und ausblenden sowie mit Icons in verschiedenen Größen versehen. Will man Genaueres über einen Punkt wissen, kann man übrigens einfach mit dem „Informationswerkzeug“ darüber fahren und erhält z.B. die Adresse und Telefonnummer des ausgewählten Restaurants oder Theaters.
Die Daten sind mancherorts sogar so detailliert, dass einzelne Denkmäler zu finden sind. So ist es überhaupt kein Problem, eine Route vom Ressel-Denkmal im Wiener Resselpark (vor dem Hauptgebäude der TU Wien) zum Mozarthaus in Salzburg zu planen. Beide Sehenswürdigkeiten kann man einfach unter diesen Bezeichnungen in das Suchfeld eintippen und nötigenfalls aus einer kleinen Liste passender Punkte auswählen.
Leider gibt es auch einige „weiße Flecken“ auf der Landkarte. So findet sich in der Steiermark zwar natürlich das Straßennetz in gewohntem Detailreichtum, aber die Points of Interest sind mehr oder weniger auf Graz beschränkt. Dass es zum Beispiel in Mariazell weder eine Sehenswürdigkeit noch ein Hotel, ein Restaurant oder auch nur einen Parkplatz gibt, kann niemand glauben, der schon einmal dort war (und alle anderen wohl auch nicht). Interessanterweise hat die Konkurrenz das gleiche Problem, wie an anderer Stelle berichtet. Die Informationen in den unterschiedlichen Produkten scheinen also wohl aus zumindest teilweise identischen Quellen zu stammen.
Auch Höheninformationen sind im Kartenmaterial enthalten. Das erfreut im Vergleich zur Konkurrenz, wo man sich meist mit „flachen“ Karten herumschlagen darf und dann auf der Fahrt eventuell von heftigen Steigungen überrascht wird. Warum das Informationsfeld allerdings als Vorzeichen für die Seehöhe „±“ anzeigt, ist etwas rätselhaft. Aber man weiß ja gerade im Fall Österreichs und der Schweiz, dass es eher nur positive Höhenwerte geben kann.
Kleine Probleme mit der Schreibung von Ortsnamen gibt es manchmal auch, wie zum Beispiel eine Abfahrt nach „Salzbrug“. Außerdem kann man sich nicht auf jedes Detail verlassen, vor allem nicht bei Nebenstraßen. In Horn etwa waren zwei „gekappte“ Wege zu entdecken. Dass man dort gerade den Piaristensteg und den Durchgang gekürzt hat (beides sind Fußwege, also kann man den Herstellern deshalb nicht wirklich böse sein), lässt möglicherweise Rückschlüsse auf die Datenerfassung zu. Der eine Weg geht nämlich durch einen längeren Torbogen und ist daher auf einer Luftaufnahme nicht zu sehen, der andere führt unter einem Torbogen durch und ist dann nicht mehr asphaltiert. Da kann es schon passieren, dass bei der Umwandlung von Luftbild auf Karte etwas schief geht.
Nicht schief gehen sollte hingegen die eigentliche Hauptfunktion, die Suche von Fahrtrouten. Und meist klappt auch alles ganz ausgezeichnet. Einbahnstraßen sind natürlich eingetragen, und man kann selbst Straßenstücke für die Durchfahrt sperren, um aktuelle Baustellen zu vermeiden oder einfach bestimmten Strecken auszuweichen. Bei einem entsprechenden Versuch, in dem eine korrekte Berücksichtigung der Sperren durch eine kleine Umfahrung leicht zu meistern gewesen wäre, kam allerdings eine eher seltsame Lösung heraus. Das Programm empfahl doch tatsächlich, die ersten 70 Meter zu Fuß zu gehen und dann nach der gesperrten Straße in das Auto zu steigen! Das mag ja manchmal gehen, aber wenn das Auto eben nicht auf der anderen Seite steht, kann man es wohl kaum hinüber tragen…
Die obligaten Varianten der Routenberechnung unter Optimierung der Fahrzeit, Streckenlänge oder auch des Treibstoffverbrauchs (nach korrekter Eingabe der Verbrauchsparameter) funktionieren wunderbar. Sind im Laufe einer Route mehrere Punkte anzufahren, so kann man deren Reihenfolge auf Wunsch auch noch optimal zusammenstellen lassen. Besonders bei mehreren Zielorten in einer Großstadt, wo manche Abfolgen durch Einbahnregelungen eindeutig zu bevorzugen sind, kann man sich mit derartiger Umordnung viel Zeit und Ärger ersparen.
Wer schließlich auch noch mit einem GPS-Empfänger ausgerüstet ist, kann seine eigene Position auf der Karte verfolgen und natürlich jederzeit als Startpunkt für die weitere Routenplanung verwenden. Auf dem Fahrersitz sollte man sich dieser Beschäftigung wohl nicht hingeben, aber als „Copilot“ mit Laptop kann man zweifellos glänzen und nicht nur auf die richtigen Abzweigungen, sondern auch auf allfällige Sehenswürdigkeiten zuverlässig hinweisen.
Die Hersteller haben mit „Route 66 Route 2000 Österreich + Schweiz“ ein Produkt geliefert, das nach kurzer Gewöhnungszeit einfach zu bedienen und doch sehr mächtig ist. Wenn die „weißen Flecken“ auf den Landkarten nun auch noch ausgebügelt werden könnten, wäre das Produkt fast perfekt. Aber auch so liefert es zumindest so gute Leistungen wie jeder andere vom Autor in letzter Zeit getestete Routenplaner. Die Höheninformationen und andere nette Details machen das Programm zu einem Spitzenreiter auf seinem Gebiet. Empfehlenswert!
(Martin Schönhacker)