Hilfe,
mein Computer ist ausgefallen !
Die
(wahre) Vorgeschichte: Kurz nachdem die Installation des neuen Webservers an
unserer Schule endlich erfolgreich abgeschlossen war, und noch am System
herumgefeilt wurde, gab es einen Stromausfall (Gewitter). Nach erneutem Hochfahren
des PCs die schreckliche Gewissheit: Jede Menge Fehlermeldungen im
Startprotokoll. Der Webserver ist defekt, viele Stunden Installationsarbeit
sind vielleicht auf immer verloren.
Die
Ursachen: Ein Stromausfall kann tatsächlich Dateien auf der Festplatte
zerstören, wenn das System diese gerade im Zugriff hat. Und in modernen
Betriebssystemen kann es durch Dateicaching viele offene Dateien geben, die
erst später auf die Platte geschrieben werden. Auch ein Virus kann sich
zerstörerisch auswirken. In vielen Fällen machen sich auch Hardwarefehler
unangenehm bemerkbar. Selbst erlebt: Eine defekte bzw. inkompatible
Netzwerkkarte setzte die anderen Karten ebenfalls außer Gefecht. Ein Kollege
berichtete mir, dass seine RAM Module für Ausfälle sorgten, obwohl alle
Prüfprogramme auch nach stundenlangen Tests keine Fehler anzeigten. Nach einem
Tausch des RAM waren die Probleme weg.
Was
tun? Zunächst einmal muss die Hardware getestet werden. In der Schule ist das
leicht, wenn man mehrere gleichwertige PCs zur Verfügung hat. Hier können die
einzelnen Komponenten getauscht werden, indem man sie in einem anderen Computer
testet. Ist die Hardware in Ordnung, hat die Software einen Fehler. Für
Festplatten gibt es eine Menge Prüfprogramme, z.B. SCANDISK.EXE für DOS. Bei meinem
Webserver unter Linux verwendete ich den Filesystemcheck E2FSCK. Bemerkenswert
war, dass ich den Check mehrmals durchführen musste, wobei die Fehlermeldungen
immer weniger wurden, je öfter das Fehlersuchprogramm lief - bis die Platte
fehlerfrei war. Das Problem war dadurch in meinem Fall aber nicht gelöst. Eher
durch einen Zufall wurde eine Treiberdatei entdeckt, die offensichtlich in
Ordnung schien, nur nach dem sie neu
aufgespielt wurde lief mein System wieder fehlerlos! Auch Überhitzungen im Gehäuse
(besonders Prozessor und Festplatten) bei Dauerbetrieb (heißer Sommer!) können
zu Ausfällen führen. Nach dem „Auskühlen" ist dann (hoffentlich) wieder
normal. In meinem eigenen PC mußte ich meine beiden Festplatten an
verschiedenen Stellen (also nicht im selben Rahmen, so wie vorgesehen)
montieren, seither (3 Jahre) hatte ich keinen Ausfall mehr.
Vorbeugen
ist besser. Natürlich weiß jeder Computerbenutzer dass Datensicherung ein
„muss" ist. Oft wird dies aber stark vernachlässigt. Bei meinem Privat-PC
habe ich es bisher so gemacht: Die Programm-Installationssoftware steht ohnehin
zur Verfügung, daher genügt es, die persönlichen Daten zu sichern. Diese sind
in speziellen Verzeichnissen der Festplatte, sodass gleich die kompletten
Verzeichnisse auf Diskette bzw. Zip-Disk gesichert werden können. Natürlich
nimmt man so die Neuinstallation des Systems in Kauf (was manchmal aber auch
nicht schlecht ist - der Datenmüll ist dadurch auch weg). Bandsicherungen
können gleich die ganzen Festplatteninhalte aufnehmen. Auch das kann einen
Haken haben. Selbst erlebt: Hat sich ein Virus eingeschlichen, sichert man den
Virus mit - in meinem Fall (Novell Server) griff ich auf eine ältere
Sicherheitskopie zurück und ergänze die fehlenden Daten aus anderen Quellen.
Bei meinem Linux Server habe ich statt einem Bandlaufwerk gleich den ganze
Festplatteninhalt auf eine neu gekaufte kopiert - Platte provisorisch ins
System hängen oder einen Wechselrahmen anschaffen. Platten sind ja zur Zeit
sehr billig - Software zum Kopieren ganzer Partitionen sind z.B. Partition
Magic oder Ghost. Dies hat den Vorteil, dass bei einem Ausfall nur die Platte
getauscht werden muss. Ein Kollege berichtet, dass pro Schuljahr zumindest ein
bis zweimal sich eine Platte „verabschiedet" (auch im Novell-Server) und
dann sowieso eine neue angekauft werden muss. Seit einiger Zeit verwendet
dieser Kollege ein RAID-Array und ist seither diese Probleme los. RAID
(`Redundant Array of Independent Disks') verwendet mehrere Festplatten so, als
wäre es eine einzige und sorgt für Fehlerfreiheit. Fällt eine Platte aus,
übernehmen die anderen Platten die Daten. Bei RAID 6 dürfen sogar zwei Platten
gleichzeitig ausfallen, ohne dass Daten verloren gehen. Unter Novell gibt es
auch noch die Möglichkeit der Serverspiegelung, wobei ein zweiter Server alle
Daten übernimmt. Die Echtzeit Spiegelung birgt aber wieder die Gefahr mit sich,
dass Datenstrukturen, die von einem Anwender zerstört werden, sofort in der
defekten Form auf den Spiegel-Server übertragen werden. Bei Pseudo-Spiegelung
(ab NetWare 4.01) werden die Daten z.B. zweimal täglich auf den Ersatzserver
übertragen, der am besten in einem anderen Raum aufgestellt wird (dadurch ist
auch Absicherung bei Brand in einem der Serverräume gegeben). Im Schulbetrieb
ist dies aber die teuerste Lösung.
Sicherung
bei Stromausfall. Unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV) sind im Handel
schon relativ billig zu beziehen. Intelligente USV fahren bei längerem
Stromausfall auch den Rechner herunter. Todsicher? Auch hier hat ein Kollege
eine leidvolle Erfahrung gemacht - und das gleich zweimal: Knapp vor den Ferien
ist ein Linux-Server gestorben, weil die USV (6 Jahre alt) wegen eines Defekts
das System über die Steuerleitung mit 220 Volt versorgte. Und vor kurzem hat
sein eigener Rechner zu Hause - ebenfalls mit USV (4 Jahre) aus demselben
Grund den Computer mit Netzstrom
zerstört. Daher auf totale Trennung vom Netzstrom achten !
Resümee:
Da jede Computer-Hardware auch nur eine begrenzte Lebenszeit hat, ist jeder PC
Benutzer gezwungen, beizeiten sich auf den Totalausfall vorzubereiten. Manchmal
sogar schon bei einem Neugerät. Auch die Händlergarantie nützt nichts, wenn die
Daten auf der Festplatte verloren sind. Beim Garantieaustausch erhalt man ja
nur eine neue (also leere) Platte! Und oft passiert es, wenn gerade die
Garantie abgelaufen ist...
Übrigens:
Auch wenn der Händler die Garantie wegen Zeitüberschreitung ablehnt, sollte man
die Homepage des Plattenherstellers kontaktieren. Einige Hersteller geben auf
die Platten drei Jahre oder sogar mehr; dann kann man den Garantieaustausch
sogar selbst durchführen. Ich habe das
schon gemacht: Nach Übermittlung aller seriennummern und Plattendaten
erhält man eine RMA-Nummer ('Return Manufactory Access'), erst damit darf man
dann die Platte einschicken. So erhielt ich im Vorjahr statt einem alten 1,2GB
Laufwerk als Ersatz kostenlos eine 8GB Platte.
Da ich
über meine Computerprobleme in einem Internetforum berichtete, erhielt ich auch
viele Antworten von Kollegen aus ganz Österreich. Es gibt natürlich auch
zufriedene PC Benutzer, die (noch) keine Ausfälle hatten. Manche schwören da
auf gewisse Markenprodukte - ob das die Lösung des Problems ist ?
Schreiben
sie bitte Ihre Erfahrungen an die Redaktion.
Peter
Jagl