Buchrezension
„Neue Medien in der Grundschule“ Unterrichtserfahrungen und praktische Beispiele/ Anton Reiter... Hrsg. – Wien, Verlag Ueberreiter – ISBN 3-8000-1550-1
Das Buch erscheint in bunter Hardcover Aufmachung und inkludiert eine CD ROM. (Leider sind die Demobeispiele aus dem Startmenu heraus nicht abrufbar.)
Das Buch bietet eine Fülle an
Beispielen für den Einsatz des COMPUTERS an WIENER Grundschulen. Insofern ist der Titel etwas
irreführend, da nur Beispiele aus Wien angeführt sind, die im Rahmen eines
BMBWK Projekts durchgeführt wurden. „Neue Medien“ sind aber mehr als nur der
Computer und das sollte man doch berücksichtigen.
Die Gewichtung der Beiträge
läuft in die Richtung EDV Einsatz in Form von Standardapplikationen und
diversen CD ROMS. Dem Internet ist nur ein geringer Teil gewidmet, wobei aber
die enthaltene URL Sammlung sehr zu empfehlen ist.
Den Schlüsselsatz liefert
Martin Toffel auf Seite 140: „Du musst das Kind abholen, wo es gerade ist.“
Dieser Ausgang von den Bedürfnissen der Kinder, sie in ihrem Lernprozess zu
unterstützen, scheint mir der wesentlichste Aspekt eines erfolgreichen
Computereinsatzes zu sein. Viele Beispiele des Buches werden dieser
Tatsache auch gerecht und sind durchaus empfehlenswert, sie nachzumachen
oder ähnliche Beispiele mit den Kindern auszuführen.
Ob das Herstellen von
Visitkarten und Briefpapier (das einen Umgang mit Text- und Zeichenwerkzeugen
etc.) in der Grundschule unbedingt den Bedürfnissen der Kinder entspricht sei
dahingestellt. Meist steht mehr dahinter, dass dies mit den Standardprogrammen
sehr leicht möglich ist und deswegen gemacht wird.
Wir sollten als LehrerInnen
höllisch aufpassen, dass die Werkzeuge nicht die Inhalte bestimmen!
Mir ist schon bewusst, dass
die Beispiele ein Report sind, wo sich vermutlich im Rückblick die Nebel
lichten werden und nicht alles bleibt, speziell der Trend in Richtung Internet
wird ja abermals die Didaktik verändern.
Welches zeitliche Ausmaß empfehlenswert ist, ist eine Frage der (Lern)problematik. Nicht 10, 20 Minuten oder 3 oder 5 Stunden, sondern wäre es nicht besser, so lange diese Technologie einzusetzen, bis ein Problem gelöst ist. Ich frage mich immer wieder, warum das immer im Zusammenhang mit der EDV auftritt. Wenn ein Kind in Büchern viel liest, sind wir stolz („Leseratte“ in lobender Form) bei diesen „Neuen Medium“ wird ständig mit Zeitbegrenzungen herumgefuchtelt (Seite 59)
Mit Vorsicht zu handhaben sind auch die Bewertungskriterien zur Lernsoftware. Lernsoftware ist immer nur individuell in Abstimmung auf das Kind zu sehen.
Wenn jetzt einige Kritikpunkte
angeklungen sind, so soll nicht der Eindruck entstehen, dass das Buch nicht
brauchbar ist.
Ganz im Gegenteil, ich habe
sehr viel tolle Sachen darin gefunden, die in der Unterrichtspraxis verwendbar
sind. Das Buch stellt auch nicht den Anspruch eines (didaktischen) Lehrbuchs,
sondern berichtet sehr engagiert, dass am Einsatz des Computers auch in der
Grundschule wohl kein Weg mehr vorbeiführt und noch weit wichtiger, dass
dieses Lernen den Kindern auch ungeheuer Spaß macht. (siehe auch Videoclips auf
der CD ROM)
Die größten Probleme
liegen sicherlich in der Lehrerfortbildung, wie es auch Dr.Gruber
anreißt, denn es ist zu bedenken, dass alle Verfasser der Beiträge
überdurchschnittlich engagiert sich dem Thema gewidmet haben. Dies ist aber
leider nicht die Norm, denn ein Großteil der Grundschullehrer haben enorme
Probleme, was die Anschaffung der Hardwaretechnik betrifft und werden auch oft
sehr allein gelassen, was die Fortbildung betrifft. In diesem Sinn ist der Band
hoffentlich Impulsgeber, weil er berechtigterweise durch seine gute und
optimistische Darstellungsart, den Einstieg für viele erleichtern kann.
Erich Pammer
erich.pammer@gmx.at