LEGO – Meine Welt (Fortgeschrittene, CD ROM)

Eine individuelle Entdeckungsreise durch die Welt des Lernens

 

LEGO ein zweifellos großer Name, wenn nicht DER Name in der Welt des Spielzeugs. Es gibt wahrscheinlich wenig Kinder, die den Namen nicht kennen oder nicht  mit LEGO gespielt haben.

Logisch oder zumindest zu erwarten, dass dieser Spielzeuggigant sich auch in die Lernsoftwarewelt wagt. Vorliegende CD ROM wird mit reichlicher und vor allem bunter Verpackung ausgeliefert. Der Preis liegt mit 499,- ATS im Schnitt ähnlicher Produkte. Installation und Bedienung sind leicht zu schaffen. (System für Mac und Win geeignet, die Mindestanforderung an die Hardware bewegt sich im erträglichen Rahmen, Pentium 200 MHz, 15 MB HDD Speicher, Win95/98)

Die Figuren sind im bekannten LEGO Design, wozu – außer aus Marketinggründen – erscheint mir nicht unbedingt zwingend, man hätte durchaus Mut beweisen können und realistische „Avatare“ bemühen können. „Bei den Spielen wird nicht genau das vermittelt, was ihr Kind in der Schule macht (was machen Kinder in der Schule eigentlich- Anm. des Rezensenten!). Stattdessen werden Fähigkeiten trainiert, die ihrem Kind erfolgreiches Lernen ermöglichen und es ermuntern, Dinge selbständig herauszufinden.“ steht auf S 7 im Elternhandbuch. Ich hoffe, dass dieses „Lernen lernen“ auch längst in den Schulen Eingang gefunden hat. Auch positives feedback ist nicht erst eine Erfindung der Legosoftware, wie einen Absatz weiter den Eltern suggeriert wird.

Der Einstieg in die einzelnen Programmteile erfolgt über ein horizontal scrollbares Menu, das eine virtuelle Landschaft abbildet, aus der natürlich auf Mausklick die obligaten, Gespensterchen u.ä. hervorflattern.

Die gesprochenen Anweisungen, die nun in den einzelnen Teilen die LEGO Figuren präsentieren sind für die anvisierte Gruppe sicher vielfach im Anspruchsniveau zu hoch, zumal ja behauptet wird, „...Kinder können sich selbst umsehen, spielen...; S 7. Die nun folgenden Übungen sind in vielen anderen am Markt befindlichen Produkten bis hin zur Sharewareszene in ähnlicher Form zu finden. Die buchstabierende Art beim Buchstabenschreiben kann die lautierenden Bemühungen im Elementarunterricht negativ beeinflussen. Aus 3 Gegenständen dem LEGOMännchen eine Geschichte erzählen lassen ist putzig, nur die Geschichte sollte das Kind erzählen, um aktiv lernend seine Sprachfähigkeiten zu verbessern. Daran und noch an einigen anderen Beispielen, die aus Platzgründen nicht angeführt werden können, ist erkennbar, dass ein wirklich exaktes Lernzielkonzept nicht ersichtlich ist, geschweige denn eine Lernzielkontrolle, schon gar nicht angepasst an den User, wie es viele Softwareprodukte dieser Art inzwischen schon längst haben.

Nicht haltbar im Sinne klassischer Lernpädagogik sind die fünf  Lernstile, die dem Programm nach Angaben des Herstellers zugrunde liegen.

Lernen durch Tun, also handelndes Lernen wird halt kaum durch  einfaches Mausbetätigen ermöglicht. Den visuellen Typ als jemand zu definieren, der durch durch Hinsehen lernt, ist zu einfach. Auch der Glaube, dass das Herumsortieren von Musikinstrumenten oder das Betätigen von irgendwelchen Schiebereglern schon dem akustischen Lernen genügt, ist genauso irreführend wie logisches Denken mit Rechnen gleichzusetzen.

Da ist es offensichtlich nur mehr pure Verlegenheit im Elternheft den wenigen EDV gestützten Lernsequenzen einige Übungen den Eltern anzudienen, die man dann auch außerhalb der virtuellen Welt machen kann. Die „Epilepsiewarnung“ am Schluss des Buches ist zwar sachlich richtig, ob aber Kinder mit einer derartigen Behinderung so gebannt den Anleitungen von Kathi „Kunterbunt“, Siggi „Sportlich“ oder Zehni „Zähler“ folgen werden, wage ich zu bezweifeln.

Insgesamt wird die Software den Erwartungen, die man heute an gute Lernsoftware stellt, nicht gerecht. Zu ungenau sind die Ziele definiert und daher kann die Software auch nicht durch viel Farbe, einige Sprachanweisungen und Töne hinwegtäuschen, dass gute Lernsoftware eben anders ausschaut. Selbst  in der Freewareszene gibt es genug Programme, die dies besser vorzeigen. In einer Zeit, in der dieses neue Medium immer mehr Platz greift, muss die Latte auch für „Gloabal Player“ oder gerade für diese sehr hoch gelegt werden.

 

Erich Pammer

März 2001-02-28

erich.pammer@gmx.at