Network Associates; CD‑ROM (ca. 94 MB) + Not-Diskette 3,5" (ca. 900 KB); öS 659,— / ca. Euro 47,89
Der Name McAfee steht schon seit vielen Jahren für kompetenten Virenschutz im PC-Bereich, und inzwischen hat sich die Herstellerfirma Network Associates unter anderem mit dem Produkt „Virex“ auch am Macintosh-Sektor entfaltet. Das Erscheinen der neuen Hauptversion 5.0 des Stammproduktes „VirusScan“ ist Anlass genug, das Produkt an dieser Stelle genauer unter die Lupe zu nehmen.
Im Lieferumfang befindet sich neben der CD-ROM auch noch eine „Not-Diskette“. Seltsamerweise wurde hier Version 4.0.3 aus dem Jahr 1999 geliefert; offenbar gab es zum Zeitpunkt der Lieferung noch keine aktualisierte deutsche Version dieser Diskette. Es ist zu hoffen, dass auch diese relativ alte Version eine ausreichende Anzahl von Viren erkennt. Trotzdem, und gerade angesichts der durch den Hersteller empfohlenen rigorosen Update- und Upgrade-Politik, scheint das reichlich seltsam. Schließlich hilft ein veralteter Virenscanner wirklich nicht gegen die neuesten Entwicklungen auf diesem Sektor. Sogar das Programm selbst weiß das und meldet: „Dieses Programm ist über 24 Monate alt. Da ständig neue Viren auftauchen, empfehlen wir Ihnen, Ihre Software zu aktualisieren.“
Auf der CD-ROM befand sich Version 5.0.1 mit Scan-Modul 4.0.70 und Virus-Definitionen 4.0.4074. Nach einem Online-Update mit respektabler Downloadgröße (ca. 4,6 MB, also mit üblichem 56k-Modem zumindest 15 Minuten) waren die Versionsnummern auf Scan-Modul 4.1.40 und Virus-Definitionen 4.0.4127 angewachsen. Die Notfall-Diskette wird durch ein solches Update allerdings nicht angetastet und erkennt also gerade die gefährlicheren aktuellen Viren nicht.
Nun zur Leistungsfähigkeit der neuen Version. Zum Vergleich wurde ein Laufwerk mit der alten und der neuen Version des Virenscanners überprüft. Auf dem Testlaufwerk befanden sich ca. 1,75 GB Daten in 6.998 Dateien, im Bereich von wenigen Bytes bis zu mehr als 60 MB Einzelgröße. Unter Einbeziehung von Dateien innerhalb gepackter Archive waren 17.812 vom Virenscanner zu überprüfende Dateien vorhanden.
Die DOS-Version 4.0.3 von der mitgelieferten Not-Diskette brauchte für ihren dreifachen Scan rund 1 Stunde und 13 Minuten. Dabei wurden aber nur die „echten“ Dateien geprüft, während Dateien in Archiven unbehelligt blieben. Das bedingt leider ein nicht vernachlässigbares Restrisiko, wenn es auch für den Scan eines bereits infizierten Systems kein Problem darstellen sollte.
Die vom Rezensenten schon früher einmal gekaufte und hier zum Vergleich herangezogene englische Version 4.0.3 mit Scan-Modul 4.0.35 und Virus-Definitionen 4.0.4122 brauchte 13 Minuten und 12 Sekunden für den Scan aller (einschließlich gepackter) Dateien.
Mit der aktuellen Version, wurden auch bei abgeschalteter Heuristik (ein etwas aufwendigeres Verfahren, das neue Viren erkennen soll) schon mehr als 23 Minuten für den einmaligen Scan verbraucht. Das mag sich aus der ständig ansteigenden Zahl bekannter Viren begründen lassen, ist aber bei der Anwendung trotzdem etwas mühsam. Leider scheint es bei den grundlegenden Scan-Verfahren in letzter Zeit zumindest bezogen auf die Laufzeit keine wirklich relevanten Weiterentwicklungen zu geben.
VirusScan 5 kommt allerdings nicht nur als „einfacher“ Virenscanner, sondern als komplettes Schutzpaket. Es enthält ein Hauptprogramm mit dem Namen „McAfee VirusScan Central“, das auch als Icon auf dem Desktop installiert wird. Von dieser etwas unkonventionell aussehenden Oberfläche aus können theoretisch alle anderen Programme gesteuert werden. Leider funktionierte das selbst bei den grundlegendsten Funktionen erst nach dem Online-Update einigermaßen (jedoch keineswegs in jedem Fall); vorher führte der Aufruf beliebiger Programme schlicht und ergreifend zum Halt des Systems, das dann nur noch mit einem brutalen Neustart (Reset-Taste, denn Strg-Alt-Entf funktionierte auch nicht!) wieder zum Leben zu erwecken war.
Dass die Oberfläche nach dem Update nicht mehr immer (aber immer noch manchmal) zum Totalabsturz führte, bedeutete aber keineswegs problemloses Arbeiten. Zum Beispiel wird ein Programm namens „Safe & Sound“ mitgeliefert, das in einstellbaren Intervallen automatisch ein Backup von wichtigen Dateien erstellen soll. Trotz zahlreicher Versuche und genügend Platz am Laufwerk war es allerdings bei den Tests nicht dazu zu bewegen, auch nur die Dateien eines einzelnen Typs zu sichern.
Ebenfalls mitgeliefert und eigentlich schon recht lange dabei: „VShield“, der „Schutzschild“ gegen Viren. Dieses Programm wird im Hintergrund geladen und überprüft dann die Dateioperationen im gesamten System. Das kann sich je nach Einstellung in recht deutlichen Geschwindigkeitsverlusten niederschlagen. Zum Beispiel startete Netscape 4.76 im Test ohne VShield innerhalb von 3 Sekunden, aber mit VShield brauchte es rund doppelt so lange. Es ist dringend zu empfehlen, sich den umfassenden Einsatz dieses Programms gut zu überlegen. Wenn man aber nur Programmdateien, E-Mails und Internet-Downloads automatisch prüfen lässt, halten sich die Zeitverluste in Grenzen. Übrigens hat die Aktivität im Hintergrund leider auch noch den unangenehmen Effekt, die Abschaltung des Bildschirms laut den Energiespar-Einstellungen wirksam zu verhindern.
Insgesamt hinterlässt die neue Version 5 ein zwiespältiges Bild. Einerseits ist es schon richtig, dass neue Viren auch neue Schutzprogramme verlangen. Andererseits scheint der Sprung auf Version 5 etwas verfrüht erfolgt zu sein. Auch bei den Herstellern ist man ja offenbar der Meinung (siehe Versionsnummern von Scan-Modul und Virus-Definitionen), dass es sich eigentlich um die Technologie der Version 4 handelt. Warum also einen unnötigen Etikettenschwindel betreiben und aktueller wirken wollen, als man wirklich ist?
McAfee VirusScan bleibt wegen der ständig drohenden Virengefahr insgesamt ein empfehlenswertes Produkt, nicht zuletzt aufgrund der häufigen Updates (über Internet) und der Vielfalt von Zusatzprogrammen für Spezialaufgaben. Aber den Herstellern sei geraten, eine Eskalation der Versionsnummern zu vermeiden und lieber vollständig funktionierende Zusatzprogramme zu liefern. Das gilt auch für das Installationsprogramm: es ist äußerst frustrierend, Version 5 auf einem System zu installieren, das Version 4 beinhaltet. Die Installation der Vorversion wird nämlich zerstört und kann danach nicht mehr entfernt werden, und den Eintrag in der Liste der installierten Software wird man leider (zumindest ohne Tricks) auch nicht mehr los. Vor dem Upgrade von 4 auf 5 also unbedingt Version 4 deinstallieren!
Und zuletzt noch: man fragt sich, warum die Hersteller im Aufdruck der CD-ROM das Rezensieren ihres Produkts gleichsam untersagen, indem sie eine Rezension nur nach Rücksprache erlauben wollen. Eine Anfrage per Web-Formular ergab allerdings keine Reaktion auf dieses Ansinnen. Außerdem ist dieses „Verbot“ kein Bestandteil des Nutzervertrags, den man bei der Installation der Software bestätigen muss. Warum die Hersteller meinen, ihr Produkt vor der Besprechung schützen zu müssen, ist nicht ganz klar, aber es wirft ein etwas seltsames Licht auf die Philosophie des Hauses. Hier sollte man sich dringend überlegen, ob diese Art von „Maulkorb“ nicht eher gegen die eigenen Interessen arbeitet.
Wie gesagt: ein Virenschutz ist vor allem bei Verwendung des Internets dringend anzuraten, und VirusScan 5 ist eine recht komplette Lösung. Wenn nun noch die diversen Seltsamkeiten ausgebügelt werden könnten, wäre das Paket ohne Einschränkung zu empfehlen. Im vorliegenden Zustand hat es allerdings für ein Hilfsprogramm recht vielen, möglicherweise sogar zu viele Tücken. Man möge sich aber mit Hilfe der kostenlos verfügbaren Testversion des Scanprogramms (siehe die Produkt-Website http://www.mcafee.com/) selbst ein Bild machen, wie sich das Programm ins eigene System einfügt.
(Martin Schönhacker)