Gregor Novak, Christian Perschl,
M.-W. Han, Peter Kopacek
Es gibt eine Vielzahl von Robotertypen und -systemen. Einen Vertreter
der Kategorie „mobile Roboter“ wollen wir hier vorstellen: ROBY-GO, den
elektronischen Fußballstar.
Bei mobilen Robotern kann unterschieden werden, ob sie sich mit Rädern
bewegen, oder ob sie sich – ähnlich der Bewegung der meisten Landlebewesen –
mit „Gliedmaßen“ fortbewegen.
Beide Arten haben Vor- und Nachteile: Roboter mit Rädern können sehr
flott sein, haben aber Beschränkungen vor allem in Bezug auf Stufen oder
Unebenheiten. Dagegen sind Roboter mit „Gliedmaßen“ sehr flexibel im unebenen
Terrain, doch die Bewegung ist zumindest beim derzeitigen Forschungsstand
meistens recht langsam.
Unser Miniroboter ROBY-GO gehört zur Kategorie der Roboter mit Rädern,
genauer gesagt jener mit 2 Rädern. ROBY-GO
wird von zwei Motoren angetrieben, jeder Motor wirkt übersetzt auf jeweils ein
Rad. Damit sind schnellere Richtungsänderungen bzw. Drehbewegungen möglich.
Ziel des
Projektes ROBY-GO war es, einen kleinen, flexiblen Miniroboter zu entwickeln,
welcher von einem Hostrechner aus über Funk Bewegungsbefehle erhält. ROBY-GO
soll also eine Art vom Computer aus ferngesteuertes Auto sein.
Die Anforderungen waren:
·
Hohe Geschwindigkeit: wir erreichen etwa 2.54 m/s
·
Hohe Positioniergenauigkeit: weniger als 1 cm / m Abweichung
·
Sanfte Anfahrt: Durchrutschen von Rädern soll vermieden werden
·
Gesicherte Funkübertagung: Der Roboter soll gestörte Kommandos negieren
·
Modulares Konzept: Es soll möglich sein, den Roboter beliebig -
einschließlich Eigenintelligenz - zu erweitern
Besonderes Augenmerk wurde auf das modulare Konzept gelegt. Der Roboter
sollte so aufgebaut sein, dass es möglich ist, mittels zusätzlicher Elektronik
der Bewegungseinheit ihre Bewegungsbefehle zu übergeben. Es soll keinen
Unterschied machen, ob die Bewegungseinheit ihre Befehle über Funk oder über
eine ihr übergeordnete, direkt am Roboter vorhandene Einheit erhält.
Der Roboter kann daher als Plattform für beliebige
Mobil-Roboteranwendungen gesehen werden, vor allem für die Realisierung von
autonomen Robotern.
Der Roboter ist maximal 75 mm x 75 mm x 75 mm groß. Das Chassis ist zum
größten Teil aus Aluminium, damit ROBY-GO so wenig Ballast als möglich
mitschleppt und trotzdem robust ist. Die Stromversorgung des Roboters ist so
weit wie möglich unten angebracht, um einen tiefen Schwerpunkt zu erreichen.
Ein tiefer Schwerpunkt garantiert eine geringere Kippanfälligkeit, die im
„infight“ bei Roboterfußball von großer Bedeutung ist.
Zwei seitlich angebrachte Räder mit jeweils ca. 50 mm Durchmesser sind
mit Gummi bzw. Spezial-Belag überzogen. Damit wird die Bodenhaftung vergrößert
und ein Durchrutschen der Räder erschwert.
Jedes Rad wird von einem besonders kräftigen Mini-Gleichstrommotor
angetrieben. Die Motoren enthalten zudem einen hochauflösenden
Inkrementalencoder, welcher über jeweils 2 Impulse der Elektronik den aktuellen
Radstand und die aktuelle Drehrichtung mitteilt.
Versorgt werden Motoren und Elektronik über ein Akku-Pack von 9 Zellen á
1,2 Volt. Die Akkus halten bei stetiger Bewegung etwa 25 Minuten. Auch dies ist
ein bedeutender technologischer Vorsprung gegenüber vergleichbarer
herkömmlicher Roboter.
Die Elektronik
ist die „Intelligenz“ des Roboters. Sie empfängt die Bewegungsbefehle über
Funk, misst die aktuelle Drehzahl und steuert die Antriebsmotoren an.
Das Hirn der Elektronik ist ein 16-Bit Mikrocontroller der Firma
Infineon, der C167CR. Dieser Controller eignet sich aufgrund seiner Performance
und seiner OnChip-Peripherie besonders für den Einsatz in ROBY-GO – und wohl
auch in der Robotertechnik allgemein. Er enthält praktischerweise unter anderem
eine PWM-Einheit, eine asynchrone serielle Schnittstelle, einen A/D-Wandler,
eine Vielzahl von Timern und einen Inkrementaldecoder.
Die „Robotware“ – also die Software für den Controller – steht in einem
externen Flashbaustein, womit Updates und Verbesserungen der „Robotware“ besonders
einfach sind.
Die Programmierung von ROBY-GO erfolgte in der Programmiersprache C
unter Einsatz des Compilers der Firma Keil. Die Robotware umfasst folgende
Aufgaben:
·
Empfangen von Bewegungsbefehlen über Funk einschließlich Fehlererkennung
·
Erfassung der aktuellen Radstände, Berechnung der aktuellen Drehzahlen
und Geschwindigkeiten
·
Regelung der Radgeschwindigkeiten: Digitale PID-Regler regeln die
Differenz zwischen der aktuellen und der Sollgeschwindigkeit aus.
·
Ansteuerung der Motoren über PWM-Signale
·
Überwachung der Akkuspannung
Derzeit wird ROBY-GO in Richtung „Anti-Schlupf-Regelung“
weiterentwickelt. Damit soll verhindert werden, dass sich ein oder beide Räder
durchdrehen und so die vorgegebene Richtung (Sollwerte) nicht eingehalten wird.
Umgekehrt wird damit eine noch bessere Ausschöpfung der
Beschleunigungsressourcen bewirkt, der Roboter sollte dann wirklich am
Beschleunigungslimit fahren können, ohne dass es ihn schleudert oder Räder
durchrutschen.
Realisiert wird diese Funktionalität durch Integration von 2
Beschleunigungssensoren. Eine starke Abweichung der aktuellen Raddrehzahlen
(Inkrementalsignale) von der tatsächlichen Bewegung (Beschleunigungssensoren)
kann nur das Durchdrehen eines Rades bedeuten.
Von ROBY-GO gibt es mittlerweile mehr als 30 Exemplare. Mehrere Partner
im benachbarten Ausland verwenden ROBY-GO als Plattform für Roboteranwendungen,
unter anderem natürlich auch als Fußballroboter.
Neben der Funktion als Fußballroboter kann ROBY-GO im
Ausbildungsbereich, im Forschungsbereich und im Industriebereich als Plattform
für fast beliebige Mobilroboteranwendungen eingesetzt werden. Daneben wird
ROBY-GO natürlich weiterhin seine Funktion als Fußballstar beim Roboterfußball
wahrnehmen.
Die Väter von „ROBY-GO“:
( von li. N. re.: Man-Wook Han, Christian Perschl, Prof.
Peter Kopacek, Gregor Novak, Peter Unterkreuter (Petzi) )
Wir die Väter von ROBY-GO arbeiten derzeit an:
–
Der Eigenintelligenz unserer Roboter – der verwendete Microcontroller
macht es möglich
–
Der Verbesserung des Reglers – der digitale PID - Regler ist nicht das
Maß aller Dinge für diese „High Tech“ Anwendung
–
Die Verbesserung der Strategien, eine Herausforderung für Fußball und
Computer Freaks
–
Dem Aufbau einer österreichischen Roboterfußballliga.
–
An einem Spiel fünf gegen fünf auf einer Tischtennisplatte
Leider ist unsere Arbeitskapazität beschränkt, und wir würden uns daher
über jeden Freak, der uns helfen möchte, die Konkurrenz zu schlagen, freuen.
ROBY-GO wurde am Institut für Handhabungsgeräte und Robotertechnik an
der Technischen Universität Wien entwickelt. Weitere Informationen finden Sie
unter
http://www.ihrt.tuwien.ac.at/roby-go
Beziehungsweise direkt am Institut:
Institut für Handhabungsgeräte und Robotertechnik TU
Wien
Favoritenstr. 9-11 / E318, A – 1040 Wien
Tel: (01) 58801 318 01
Fax: (01) 58801 318 99
www.ihrt.tuwien.ac.at/robotsoccer
Prof. Peter Kopacek
Tel: (01) 58801 318 00
Dipl.-Ing. Gregor NOVAK
Tel: (01) 58801 318 36