Gewinne die Millionen

GData Software; CD‑ROM (ca. 137 MB); ca. Euro 15,92 (öS 219,‑‑)


Der überwältigende Erfolg diverser Quiz-Sendungen im Fernsehen sorgt natürlich prompt für entsprechende „Nachbildungen“ als Computerspiel. Auch „Gewinne die Millionen“ ist ei­nes dieser Produkte, und gleich vor­weg: auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag, hat man es hier nicht mit der direkten Umsetzung einer TV-Show zu tun. Allerdings sind Layout und Prinzip so ähnlich, dass man den Eindruck hat, dass die Her­steller mit Absicht nur knapp ei­ner Klage wegen Verletzung des Ur­heber­rechts entkommen sind.

Für bis zu vier Mitspielende geht es um eine virtuelle Summe von zwei Millionen Mark (was für eine Pro­duktion aus dem Jahr 2001 von etwas kurzsichtiger Entwicklung zu zeugen scheint). Der Hauptgewinn ist in 15 Stufen zu er­reichen. Jede Stufe be­steht aus einer Multiple-Choice-Frage mit vier Ant­wortmöglichkeiten. Zu­sätzlich darf man im Lauf des Spiels eine falsche Antwort geben, ohne gleich hinaus zu fliegen, und es gibt auch einen 50:50-Joker, der zwei falsche Antworten ausscheidet. Dafür existieren keine „Sicherheitsstufen“, d.h. man riskiert immer das gesamte bisher erspielte (aber immerhin nur virtuelle) Kapital.

Auch ein Moderator ist vorhanden, der aber leider nur einige wenige Texte beherrscht. Es wird also rasch langweilig, wenn er sich bemüht, ein bisschen Spannung zu erzeugen, und zum vierten Mal hintereinander z.B. von sich gibt: „Sie haben viel riskiert (lange Kunstpause) — und gewon­nen!“

Nach Angaben der Hersteller enthält das Spiel rund 2.500 Fragen mit un­ter­schiedlichen Schwierigkeits­gra­den. Leider ist nicht ganz transparent, was man als schwierig oder leicht einstuft, und so werden besonders außerhalb Deutschlands schwierige Fragen (z.B. „Welche Farbe hat ein 100-Mark-Schein?“) manchmal gleich am An­fang zu Stolper­steinen, während man sich bei ande­ren Gelegenheiten noch im Bereich der Millionen-Fragen un­terfordert fühlt.

Schafft man die 2-Millionen-Mark-Frage, so erscheint noch eine ganz spezielle „Masterfrage“ mit einem im übrigen Spiel nicht vorhandenen Zeit­limit von 20 Sekunden. Wird auch diese kor­rekt beantwortet, erhält man einen Code, der an den Hersteller ein­ge­sandt werden kann. Auf diese Art gibt es dann angeblich auch echte Preise zu ge­winnen (was aber nicht mit Er­folg ausprobiert wurde).

Was die programmtechnische Reali­sierung angeht, so gibt es einige eher unangenehme Details. Zum Beispiel lässt sich die Installation nicht darauf einschränken, den Großteil der Daten von der CD zu verwenden, sondern man muss für die erzwungene voll­ständige Installation rund 209 MB auf der Festplatte opfern. Allerdings hat das zumindest den angenehmen Ef­fekt, dass die CD danach wirklich nie mehr gebraucht wird, insbesondere auch nicht als Kopierschutz­maß­nah­me beim Starten. Einem Zeitvertreib zwischendurch (z.B. mittels Laptop beim Warten am Flughafen) steht also fast nichts mehr im Wege.

Ein anderer kurioser Aspekt ist, dass das Programm Teile der Tastatur ein­fach annektiert. Die Tasten A/B/C/D zum Beispiel, mit deren Hilfe man die Antworten auswählt, funktionieren in anderen Programmen einfach nicht mehr. Das macht nicht nur die Arbeit eines Rezensenten schwer (verzeihen Sie bitte, falls trotz Korrekturlesens in diesem Text ein paar Exemplare der Gattung A/B/C/D fehlen sollten!), sondern verleidet einem auch sonst die parallele Arbeit mit anderen Pro­grammen, was nicht ganz einzusehen ist.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass von dem Programm auch Versionen für Palm OS und Windows CE erhält­lich sind. Diese wurden aber vom Au­tor nicht ge­testet.

Fazit: Es handelt sich um ein Quiz­spiel, das für manche Geschmäcker vielleicht etwas zu offen­sicht­lich den Eindruck erweckt, auf der mo­men­ta­nen Quizwelle mitschwim­men zu wollen. Trotzdem kann es natürlich durchaus Spaß machen, sich auf diese Art die Zeit zu vertreiben und auch immer wieder etwas Neues zu lernen.

(Martin Schönhacker)