NavTech; ISBN 90‑434‑0655‑4; 3 CD‑ROMs (ca. 2,1 GB);
Euro 99,99 (ca. öS 1.375,90)
Wer kennt sie nicht, die beliebten immer zu klein gedruckten Hinweise auf Softwarepackungen, die eigentlich fast niemand liest? — Nun, auf dieser Packung steht diskret unter Anderem Folgendes zu den Systemanforderungen: „4,6 GB freier Festplattenspeicher“! Und dieser wesentliche Punkt findet sich verblüffenderweise nicht unter der Rubrik „Empfohlen“, sondern vielmehr unter „Minimal“!
Das Installationsprogramm fragt nämlich gar nicht erst nach irgendwelchen Optionen, sondern der Inhalt der drei CD-ROMs wird gnadenlos auf die Festplatte entpackt, verdoppelt sich dabei im Umfang und resultiert in einem neuen Unterverzeichnis von respektablen ca. 4,44 GB. Getestet auf einem PC mit Pentium 4, immerhin 1,8 MHz und schnellen Laufwerken, dauerte diese Prozedur etwa fünfzig Minuten.
„Klotzen, nicht Kleckern“ ist also die Devise beim Platzverbrauch, aber das scheint neben dem etwas hohen Preis auch einer der wenigen wirklichen Nachteile des Produktes zu sein. „Route 66“ war schon in früheren Versionen gut (siehe auch die Besprechungen in PCNews 70, November 2000, Seiten 48‑50), aber es ist noch besser geworden. Das Kartenmaterial liegt jetzt in einem Detailreichtum vor, der wirklich erstaunlich ist. Dafür muss man sich allerdings mit Westeuropa zufrieden geben, weil offenbar ähnlich detailliertes Material für das restliche Europa noch nicht verfügbar ist.
In den Angaben der Herstellers findet sich die Feststellung, es seien mehr als 4.750.000 Straßen in 21 Ländern enthalten, und als wäre das nicht genug, wirbt man auch noch mit über 50.000.000 Hausnummern. Das fordert natürlich eine genauere Prüfung, und das Ergebnis ist bemerkenswert. In Wien zum Beispiel trafen alle probeweise durchgeführten Suchen nach Hausadressen voll ins Schwarze, und selbst in kleineren Orten klappt es oft. Aber auch einige dem Autor persönlich bekannte Hausadressen in England und Frankreich wurden ganz exakt getroffen.
Auch ganz kleine Orte sind enthalten, und von Gasthäusern bis zu Flughäfen gibt es eine Unmenge „Points of Interest“, die entlang der Route aufscheinen.
Apropos „Route“: in der Hauptsache soll das Produkt ja nicht der Suche nach Adressen dienen, sondern der Routenplanung. Auch hier glänzt es in der Tat. Wie an einigen dem Autor sehr gut bekannten Strecken nachgeprüft werden konnte, werden wirklich gute Vorschläge geliefert. Mit Hilfe einiger Parameter kann man dabei auch noch eingreifen, um z.B. eine für LKW geeignete Strecke zu suchen oder statt der schnellsten die kürzeste Route zu finden, und natürlich kann die Route manuell manipuliert werden. Auch Straßensperren können eingetragen werden, um die Route den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.
Als Zusatzfunktion ist es möglich, einen externen GPS-Empfänger anzuschließen und dessen Informationen direkt in der Karte anzeigen zu lassen. Damit kann die Routenplanung auch noch während der Fahrt an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden, indem die aktuelle Fahrzeugposition einbezogen wird. Auch Verkehrsinformationen können angezeigt werden. Hier gibt es zwar die Möglichkeit, über das Internet den aktuellen Stand zu erfahren, aber leider existiert der Dienst momentan nur für Deutschland, Großbritannien und die Niederlande.
Alles in allem ist „Route 66“ ein sehr komplettes Produkt mit einer trotzdem recht einfachen und intuitiv zu bedienenden Benutzeroberfläche. Bis zur ersten selbst geplanten Route ist es nur ein kurzer Weg, und bald steht der kompletten Urlaubsplanung auch nichts mehr im Wege. Man muss eher aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in Details verzettelt, denn es wäre im Prinzip wirklich möglich, jeden Aussichtshalt oder jeden Tankstopp entlang einer Strecke vorauszuplanen. Man sollte sich also bei der Planung immer wieder vor Augen halten, wie der aktuelle Kartenmaßstab lautet, sonst besteht die Gefahr, nie fertig zu werden (aber das dafür mit herrlicher Präzision).
Wäre da nicht der relativ hohe Preis, könnte das Programm sofort uneingeschränkt empfohlen werden. Aber die gute Nachricht lautet, dass hier nur die „Professionell“-Version getestet wurde. Es gibt aber auch noch eine „normale“ Europa-Version mit weniger Detailreichtum sowie eine detaillierte Österreich-Version zum jeweils halben empfohlenen Verkaufspreis des vorliegenden Produkts mit seinen detailreichen Karten für ganz Westeuropa. Somit scheint für jeden Bedarf etwas dabei zu sein, und einer Empfehlung steht nichts im Wege — vorausgesetzt, der freie Festplattenspeicher reicht aus. In diesem Sinne: lesen Sie ausnahmsweise den Beipacktext ganz genau, oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker…
(Martin Schönhacker)