Route 66 Europa Professionell 2003

NavTech; ISBN 90‑434‑0655‑4; 3 CD‑ROMs (ca. 2,1 GB); Euro 99,99 (ca. öS 1.375,90)


Wer kennt sie nicht, die beliebten im­mer zu klein gedruckten Hinweise auf Softwarepackungen, die eigentlich fast niemand liest? — Nun, auf dieser Packung steht diskret unter Anderem Folgendes zu den Systemanforderun­gen: „4,6 GB freier Festplat­ten­spei­cher“! Und dieser wesentliche Punkt findet sich verblüffenderweise nicht unter der Rubrik „Empfohlen“, son­dern vielmehr unter „Minimal“!

Das Installationsprogramm fragt näm­lich gar nicht erst nach irgendwelchen Optionen, sondern der Inhalt der drei CD-ROMs wird gnadenlos auf die Festplatte entpackt, verdoppelt sich dabei im Umfang und resultiert in ei­nem neuen Unterverzeichnis von re­spektablen ca. 4,44 GB. Getestet auf einem PC mit Pentium 4, immerhin 1,8 MHz und schnellen Laufwerken, dauerte diese Prozedur etwa fünfzig Minuten.

„Klotzen, nicht Kleckern“ ist also die Devise beim Platzverbrauch, aber das scheint neben dem etwas hohen Preis auch einer der wenigen wirklichen Nachteile des Produktes zu sein. „Route 66“ war schon in früheren Versionen gut (siehe auch die Be­sprechungen in PC­News 70, No­vem­ber 2000, Seiten 48‑50), aber es ist noch besser gewor­den. Das Karten­material liegt jetzt in einem Detail­reichtum vor, der wirk­lich erstaunlich ist. Dafür muss man sich allerdings mit Westeuropa zufrieden geben, weil offenbar ähnlich detailliertes Material für das restliche Europa noch nicht verfügbar ist.

In den Angaben der Herstellers findet sich die Feststellung, es seien mehr als 4.750.000 Straßen in 21 Ländern enthalten, und als wäre das nicht ge­nug, wirbt man auch noch mit über 50.000.000 Hausnummern. Das for­dert natürlich eine genauere Prüfung, und das Ergebnis ist bemerkenswert. In Wien zum Beispiel trafen alle pro­beweise durchgeführten Suchen nach Hausadressen voll ins Schwarze, und selbst in kleineren Orten klappt es oft. Aber auch einige dem Autor persön­lich bekannte Hausadressen in Eng­land und Frankreich wurden ganz ex­akt getroffen.

Auch ganz kleine Orte sind enthalten, und von Gasthäusern bis zu Flughä­fen gibt es eine Unmenge „Points of Interest“, die entlang der Route auf­scheinen.

Apropos „Route“: in der Hauptsache soll das Produkt ja nicht der Suche nach Adressen dienen, sondern der Routenplanung. Auch hier glänzt es in der Tat. Wie an einigen dem Autor sehr gut bekannten Strecken nachge­prüft werden konnte, werden wirklich gute Vorschläge geliefert. Mit Hilfe einiger Parameter kann man dabei auch noch eingreifen, um z.B. eine für LKW geeignete Strecke zu suchen oder statt der schnellsten die kürzeste Route zu finden, und natürlich kann die Route manuell manipuliert wer­den. Auch Straßensperren können eingetragen werden, um die Route den aktuellen Gegebenheiten anzu­passen.

Als Zusatzfunktion ist es mög­lich, ei­nen externen GPS-Empfänger anzu­schließen und dessen Informatio­nen direkt in der Karte anzeigen zu lassen. Damit kann die Routenpla­nung auch noch während der Fahrt an die ak­tu­ellen Gegebenheiten ange­passt wer­den, indem die aktuelle Fahrzeugpo­si­tion einbezogen wird. Auch Ver­kehrsinformationen können angezeigt werden. Hier gibt es zwar die Mög­lichkeit, über das Internet den aktu­el­len Stand zu erfahren, aber lei­der existiert der Dienst momentan nur für Deutschland, Großbritannien und die Niederlande.

Alles in allem ist „Route 66“ ein sehr komplettes Produkt mit einer trotz­dem recht einfachen und intuitiv zu bedienenden Benutzeroberfläche. Bis zur ersten selbst geplanten Route ist es nur ein kurzer Weg, und bald steht der kompletten Urlaubsplanung auch nichts mehr im Wege. Man muss eher aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in Details verzettelt, denn es wä­re im Prinzip wirklich möglich, jeden Aussichtshalt oder jeden Tankstopp entlang einer Strecke vorauszuplanen. Man sollte sich also bei der Planung immer wieder vor Augen halten, wie der aktuelle Kartenmaßstab lautet, sonst besteht die Gefahr, nie fertig zu werden (aber das dafür mit herrlicher Präzision).

Wäre da nicht der relativ hohe Preis, könnte das Programm sofort uneinge­schränkt empfohlen werden. Aber die gute Nachricht lautet, dass hier nur die „Professionell“-Version getestet wurde. Es gibt aber auch noch eine „normale“ Europa-Version mit weni­ger Detailreichtum sowie eine detail­lier­te Österreich-Version zum jeweils halben empfohlenen Ver­kaufs­preis des vorliegenden Produkts mit seinen detailreichen Karten für ganz West­europa. Somit scheint für jeden Be­darf etwas dabei zu sein, und einer Empfehlung steht nichts im Wege — vorausgesetzt, der freie Festplatten­speicher reicht aus. In diesem Sinne: lesen Sie ausnahmsweise den Bei­packtext ganz genau, oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker…

(Martin Schönhacker)