Pro Pinball — Fantastic Journey

Empire Interactive; CD‑ROM (ca. 643 MB); ca. Euro 7,92 (öS 109,‑‑)


Der Packungstext dieser Umsetzung eines Flippertisches steckt voll Phan­tasie und erfüllt jedenfalls perfekt sei­nen Zweck, indem er erst einmal irgend­wie neugierig darauf macht, wie die versproche­ne „Story“ reali­siert wird:

„Reisen Sie im neuesten und besten Pro Pinball zurück in die exzentrische viktorianische Zeit. In fünf Dampf­energie-geladenen Abenteuern ver­wenden Sie die Flipperarme, um sich zum Mittelpunkt der Erde zu bohren, durch die Tiefen des Meeres zu rei­sen, über die höchsten Berge zu flie­gen und zu einer geheimnisvollen In­sel zu rasen. All dies, um den üblen Machenschaften des General Yagov ein Ende zu bereiten.“

Leider wird man nach dem Einlegen der CD-ROM bald wieder auf den Bo­den der Realität zurück geholt. Zu­nächst einmal muss eine ganze Men­ge Platz auf der Festplatte frei ge­macht werden. Mit ca. 50 MB für die Minimalinstallation und über 600 MB im Vollausbau gehört das Spiel nicht gerade zu den Sparmeistern. Außer­dem wird noch eine Grafikkarte ge­for­dert, die mindestens DirectX 5 un­terstützt, was heutzutage in der Regel kein Problem darstellen sollte — oder zumindest denkt man sich das so.

Tatsächlich gestaltete sich das Testen erstaunlich durchwachsen. Zugegebe­nermaßen wird Windows XP auf der Packung nicht erwähnt, aber es war dann doch etwas überraschend, dass das Spiel unter Windows 98 SE und Di­rectX 8.0 perfekt funktionierte,  auf einem viel schnelleren PC unter Win­dows XP (mit Service Pack 1) und DirectX 8.1 aber plötzlich so un­glaublich lange Reaktionszeiten auf­wies, dass es nicht nur unspielbar wurde, sondern sich nicht einmal mehr die Grundeinstellungen sinn­voll vornehmen ließen. Schade, denn es wäre am schnelleren System zweifel­los noch realistischer gewesen.

In Sachen Realitätsnähe lässt dieser Flippertisch wirklich kaum Wünsche offen. Die Darstellung ist foto­realis­tisch, der Tisch ist ziemlich komplex, und die Ballphysik wirkt völlig exakt. Die Kugeln reagieren stellenweise so­gar auf magnetische Einflüsse.

Was schon zu wünschen übrig lässt, das ist die Umsetzung der eingangs erwähnten Story. Man braucht offen­bar deutlich mehr Phantasie als der sonst eigentlich nicht gerade phan­tasielose Autor dieser Zeilen, um den Mittelpunkt der Erde oder gar die üb­len Machenschaften des Generals hin­ter den Elementen des Spieltisches zu erkennen. Hier wä­re etwas weniger viel­leicht mehr, was den Packungs­text angeht. Even­tuell ließe sich das Problem aber auch mit Hilfe von etwas mehr Dokumen­ta­tion beheben. Es ist einfach nicht klar, was mit den extravaganten Be­zeichnungen ge­meint ist.

Positiv fällt wiederum die ebenfalls recht authentisch geratene Soundbe­gleitung auf. In Dolby Digital, wahl­weise mit Musikbegleitung, sausen manchmal sogar mehrere Kugeln zu­gleich über den Tisch und erzeugen absolut realitätsnahe Geräusche. Wer den Tisch ganz genau begutach­ten will, der wird zusätzlich noch mit ei­nem Zoom-Modus und einer Dia­show bedient, die eindrucksvoll den gebo­te­nen fotorealistischen Detailreichtum unter Be­weis stel­len.

Insgesamt bietet das Spiel zumindest unter den „älteren“ Windows-Versio­nen kurzweilige Unterhaltung. Man sollte sich aber erst einmal nicht mehr erwarten als einen Flipperautomaten und nicht unbedingt an die tolle, aber etwas abstrus erscheinende Hinter­grundstory denken. Der Preis ist je­denfalls durchaus angemessen für die gute Umsetzung eines Flippertisches.

(Martin Schönhacker)