ChessBase GmbH / Eidos Interactive; ISBN 3‑935602‑13‑8; CD‑ROM (ca. 682 MB); Euro 50,80 / öS 699,—
In PCNews 68, Juni 2000, Seiten 48-49, wurde die Vorversion „Fritz 6“ besprochen. Daher soll an dieser Stelle nicht mehr auf alle Details eingegangen werden, denn viele der Aussagen von damals gelten auch für die aktuelle Version. Dazu gehört zum Beispiel (leider) auch die seltsame Eigenschaft, ein Verzeichnis über (!) dem ausgewählten Installationsverzeichnis ohne Rückfrage weitere Unterverzeichnisse anzulegen. Es sei also dringend davor gewarnt, statt des vorgeschlagenen „ChessBase/Fritz7“ im Programmverzeichnis etwa nur „Fritz7“ zu wählen.
Hat man aber diese „Kleinigkeiten“ erst einmal hinter sich, so lässt sich mit dem Programm gut spielen. Und es ist nicht nur irgendein Gegner, sondern ein ziemlich starker. Das darf aber auch nicht verwundern, denn ein moderner PC mit Pentium 4 bei einer Taktfrequenz von 2,66 GHz kann in der Regel eine knappe Million (!) mögliche Stellungen pro Sekunde untersuchen. Da ist es nicht mehr schwer, deutlich weiter als der menschliche Gegner zu „denken“.
Leider immer noch nicht so toll ist das Endspiel, das wohl bei praktisch allen Schachprogrammen eine Achillesferse darstellt. Beim ersten Testspiel wurden bewusst alle Figuren mutwillig geopfert. Am Ende stand ein einzelner König gegen zwei Türme und eine Dame, aber Fritz zog es trotzdem mehrmals vor, erst noch einen Bauern umzuwandeln, statt einfach mit einem einzigen Zug das Matt herzustellen. Zugegebenermaßen handelte es sich hier nicht um die Turnier‑ und schon gar nicht um die Analysestufe, aber auch ein Anfänger (aber ein menschlicher!) hätte diese Möglichkeiten gesehen und genutzt.
Apropos Analysestufe: Man kann sich wirklich sehr detailliert anzeigen lassen, was sich Fritz zu jeder Stellung und den möglichen Zügen „denkt“. Das macht das Programm auch zu einem idealen Übungspartner, und in dieser Funktion wird es offenbar sogar von Großmeistern gern genutzt. Man muss sich allerdings an die Darstellung eventuell erst richtig gewöhnen, um ideal davon profitieren zu können.
Die wirkliche Neuigkeit beim Übergang von Version 6 auf Version 7 ist aber die Möglichkeit, ohne weitere Kosten (abgesehen von der Internet-Verbindung) auch auf einen Schachserver zugreifen zu können. Dort kann gegen Gegner aus aller Welt gespielt werden, es gibt eine parallel laufende Chat-Funktion für die Kommunikation mit dem Gegner, und es werden sogar Ranglisten geführt. Wie das Programm selbst ist auch dieser Schachserver in deutscher Sprache gehalten.
Auf der CD-ROM ist eine umfangreiche Eröffnungs‑ und Partienbibliothek, auf die durch das Programm zugegriffen wird, wenn es in der Eröffnungsphase nach gängigen Varianten und den zugehörigen Fortsetzungen sucht. Selbstverständlich können diese Informationen aber auch explizit abgerufen werden.
Ein weiteres Highlight besteht in der Auswahl verschiedener Schach-Engines. Man kann zum Beispiel die Versionen 7 und 5 von Fritz gegeneinander spielen lassen, was durchaus instruktiv sein kann. Für die Lösung von Matt-Problemen ist ebenfalls eine spezielle Engine vorhanden, denn die Standardversionen haben ja die eingangs erwähnten Probleme mit dem Endspiel.
Alles in allem ist „Fritz 7“ ein sehr komplettes Paket, mit dem sowohl ein freundschaftlicher „Sparringpartner“ für Anfänger und Freizeitspieler als auch ein professioneller Gegner für ernsthafte Turnierspieler zur Verfügung steht. Auch wer meisterlich spielt, braucht nur einen Moment unaufmerksam zu sein, und schon schlägt Fritz erbarmungslos zu. Ein einziger Fehler ist dann, wie auch in einem echten Turnier, in der Regel schon uneinholbar fatal.
Für den gebotenen Funktionsumfang erscheint der empfohlene Verkaufspreis, der sich übrigens seit der Vorversion trotz der neuen Online-Dienste nicht geändert hat, durchaus fair. Es handelt sich zweifellos um eines der besten Schachprogramme, die für PCs verfügbar sind. Auch für diese Version kann damit eine Empfehlung ausgesprochen werden.
(Martin Schönhacker)