IMAX: Destiny in Space

Warner Home Video; DVD (ca. 39 min. + ca. 10 min.); Euro 17,99


Nachdem die Flüge des Space Shuttle mehr oder weniger zur Routine ge­wor­den waren (oder man das zumin­dest dachte), gestattete die NASA die Mitnahme der nicht gerade leichten IMAX-Kamera in die Erdumlauf­bahn. Im spektakulären 70mm-For­mat wurden Filme aus Perspektiven gedreht, die zuvor undenkbar waren. Erstmals konnte man sogar das Space Shuttle im Orbit filmen, als eine Ka­mera auf dem deutschen Teleskop „Orpheus“ montiert und mit diesem für ein paar Tage ausgesetzt wurde.

Die vorliegende DVD enthält einen Teil dieses tatsächlich im Original- IMAX-Format gedrehten Materials. Es werden Perspektiven geboten, die nie zuvor ein Mensch gesehen hatte. Zum Beispiel wurde eine Kamera in einem hitzefesten Gehäuse beinahe di­rekt an der Startrampe montiert. Die entstandenen Aufnahmen unterschei­den sich in ihrer Qualität dramatisch von den gewohnten TV-Kameras der NASA, und der zugehörige Ton ist natürlich nicht weniger eindrucksvoll.

Apropos Ton: Die DVD enthält 5.1-Audio in Dolby Digital in den Spra­chen Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Schwedisch, sowie Untertitel in zwölf Sprachen. Der eng­lische Originalkommentar wird von „Mr. Spock“ Leonard Nimoy ge­sprochen, und auch für die deutsche Tonspur konnte die zugehörige Syn­chronstimme aus der Serie „Raum­schiff Enterprise“ gewonnen werden. Die Surround-Mischung klingt stim­mig und nicht gekünstelt, sondern auf unauffällige Weise eindrucksvoll.

Der Film ist in mehrere Teile geglie­dert, die verschiedene Aspekte der Er­forschung des Weltraums be­leuch­ten. Von der Beobachtung des Orbi­ters in der Umlaufbahn geht es weiter durch das in der Ladebucht befestigte Weltraumlabor „SpaceLab“. Es wer­den Experimente gezeigt, die von und mit der Crew durchgeführt werden.

Ein ausführlich gezeigter Test zur Ge­fahr des Orientie­rungsverlusts durch optische Irrita­tion funktioniert zwar am relativ kleinen TV‑ oder Com­pu­terschirm nicht ganz so gut wie im riesigen IMAX-Kino, wo die Lein­wand das Blickfeld komplett ausfüllt. Wenn man nicht aufpasst, kann einem aber durchaus trotzdem schwindelig werden.

Die seinerzeit unter großem Interesse der Öf­fentlichkeit durchgeführten In­stalla­ti­ons‑ und drei Jahre später auch Repa­ra­turarbeiten am „Hubble“-Weltraum­teleskop wurden ebenfalls im IMAX-Format gefilmt und sind in diesem Film zu sehen.

Dann geht es mit Hilfe von Compu­teranimationen weiter zu anderen Planeten. Aus den von Sonden ge­sammelten Daten wurden virtuelle „Flüge“ über die Oberflächen von Venus und Mars er­stellt, die eine ganz ungewohnte Per­spektive unserer direkten Nachbarn im Son­nensystem bieten. Insbe­son­de­re die Oberflä­che der Venus ist ja in Wahrheit un­ter der dichten, lebens­feindlichen Atmo­sphäre gar nicht zu sehen, sondern musste aus Radar­mes­sungen rekon­struiert werden.

Ein Ausblick auf weitere Planeten und eine Diskussion der möglichen Existenz anderer Lebensformen auf Planeten weit entfernter Sterne schließt den Film ab, der ganz ohne Zweifel ge­eignet ist, auch in tech­nisch weniger interessierten Zeitge­nossen eine ge­wisse Begeiste­rung für die Erfor­schung des Alls zu wecken. Natürlich war das wohl auch der Hintergedanke der NASA, die im­mer um entspre­chende Geldmittel zur Fortsetzung ih­res Programms zu kämpfen hatte.

Als Ergänzung des Hauptfilms wur­de eine knapp 10-minütige Dokumenta­tion über die Dreharbeiten auf die DVD gepackt, in der man auch einen guten Eindruck von der unhandli­chen IMAX-Kamera und den damit ver­bundenen technischen Problemen be­kommt. Immerhin sind allein schon die 70mm-Filmrol­len deutlich größer und schwerer als eine ganze 16mm-Ka­mera. Es stellte sich heraus, dass die Schwerelosigkeit in diesem Fall einen sehr positiven Effekt hatte. Der Ton der Zusatzdokumentation ist übri­gens nur in englischer Sprache ver­fügbar, aber es gibt Untertitel.

Im Zusatzfilm kommt übrigens auch der Astronaut F. Story Musgrave zu Wort, der eine besondere Erwähnung ver­dient. Er nahm bis zu seiner Pen­sionierung im Jahr 1997 an insgesamt sechs Shuttle-Missionen teil und ist der ein­zige Astronaut, der an Bord aller ur­sprünglich fünf Shuttles (der 1986 bzw. 2003 verunglückten Chal­len­ger und Columbia sowie der noch intak­ten Atlantis, Discovery und En­dea­vour) im Orbit war. Weitere In­for­ma­tionen gibt es auf seiner Web­site http://www.spacestory.com/, de­ren Bezeichnung auf nahe liegende Weise mit F. Story Musgraves Vornamen und sei­ner be­sonderen Beziehung zum Welt­raum spielt.

Alles in allem handelt es sich bei der vorliegenden DVD um einen ab­wechslungsreichen Film, der auf recht kompakte Weise die Möglichkei­ten und Perspektiven der bemannten und unbemannten Weltraumfahrt il­lustriert. Wer sich erst einmal nur ei­nen einzigen IMAX-Film über den Welt­raum kau­fen will, ist mit diesem mög­licherweise am besten beraten.

(Martin Schönhacker)