IMAX: Mission zur Mir

Warner Home Video; DVD (ca. 39 min. + ca. 6 min.); Euro 17,99


Am 19. Februar 1986 wurde der erste Teil der damals sowjetischen Raum­station „Mir“ (russisch für „Friede“) durch eine „Proton“-Rakete in die Erdumlaufbahn gebracht. Schrittwei­se erweitert durch zusätzliche Teile und von mehr oder weniger regelmä­ßig abgelösten Teams aus Kosmo­nauten sowie später sogar Astronau­ten (nicht zu vergessen dem „Austro­nauten“ Franz Viehböck) bevölkert, war die Station eine wich­tige For­schungsplattform im Orbit, bis sie am 23. März 2001 das endgültige Ende ih­rer Le­bensdauer erreicht hatte und kon­trol­liert zum Absturz bzw. Ver­glühen gebracht wurde.

Der vorliegende Film dokumentiert nicht nur das Leben auf der Raumsta­tion „Mir“ selbst, sondern auch die Vorbereitungen am Boden. Ein gründlicher Blick hinter die Kulissen der russischen „Weltraumstadt“ darf dabei ebenso wenig fehlen wie das Training der Kosmonauten und ein Einblick in das Privatleben der betrof­fenen Familien.

Besonders prominent wird auf die US-amerikanische Astronautin Shan­non W. Lucid eingegangen, deren Aufenthalt auf „Mir“ wegen eines Problems mit dem Space Shuttle län­ger dauerte als geplant. Sie verbrachte 188 Tage auf der Station, bis sie schließlich doch abgeholt werden konnte. Im Originalton beschreibt sie selbst das Leben auf der Station, ihr Training und ihre Gefühle während der langen Trennung von Familie und festem Boden.

Erstmals war es einem IMAX-Team auch erlaubt, den Start einer russi­schen Rakete zu filmen. Weite­res Material wurde nicht im speziellen IMAX-Format gedreht, sondern wird in kleineren Bildausschnitten gezeigt. Dazu gehören auch historische Auf­nahmen, die vom Beginn des „Kalten Krieges“ über den für die USA scho­ckierenden Start von „Sputnik“ bis zu Präsident John F. Kennedys ambitio­nierten Plänen reichen, deren Aus­wirkungen schließlich zur Mond­lan­dung 1969 führten.

Der Film wird von Tonspuren in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spa­nisch und Französisch begleitet, alle in Dolby Digital 5.1. Außerdem gibt es Untertitel in zwölf Sprachen. Eine kurze Dokumentation „Hinter den Kulissen“ liegt nur in englischer Sprache und mit Stereo-Ton vor, aber auch hier existieren Untertitel in meh­reren Sprachen.

Es handelt sich in gewisser Weise um einen untypischen IMAX-Weltraum­film, denn das Schwergewicht der Aufnahmen liegt nicht so sehr auf spektakulären Bildern aus dem All, sondern auf der Dokumentation unter­schiedlichster Aspekte des Le­bens vor, auf und nach „Mir“, wenn man so sagen will. Daher kommt man angesichts der Bilder vielleicht auch nicht so sehr ins Staunen wie bei an­deren IMAX-Filmen, aber sehenswert ist die Dokumentation allemal. Ein gewisses Vorwissen sollte allerdings vielleicht vorhanden sein, damit man die gezeigten Details besser zu schät­zen weiß.

Insgesamt ist „Mission zur Mir“ nicht der Film, mit dem man beginnen sollte, sich über die Weltraumfahrt zu informieren. Für „Fortgeschrittene“, die mehr über das Leben auf dieser Station erfahren wollen, ist es aber si­cher ein sehr informativer Film. Und auch wenn „Mir“ nicht mehr existiert, lassen sich doch viele der gezeigten Erfahrungen direkt auf die Internatio­nale Weltraumstation ISS anwenden, die „Mir“ inzwischen als permanente For­schungsplattform nachgefolgt ist.

(Martin Schönhacker)