Lexikon der Informatik, 5. Auflage

Peter Fischer; Smart Books Publishing AG; ISBN 3‑908492‑22‑X; Taschenbuch, ca. 544 Seiten; Euro 20,50


Ein gängiger Scherz unter Informati­kern lautet: Was bedeutet PCMCIA? — Antwort: People Can’t Memorize Computer Industry Acronyms. Wenn Sie allerdings den korrekten Begriff wissen wollen, obwohl Sie dem oben genannten Phänomen zum Opfer ge­fallen sind und die Bedeutung des Akronyms vergessen haben, dann kommt Peter Fischers handliches „Lexikon der Informatik“ gerade recht. Dort lesen Sie dann schnell nach und finden Fol­gendes:

PCMCIA: Personal Computer Me­mory Card International As­so­ci­ation; >Schnittstellen‑ und Erwei­terungskonzept als Nach­folge von >JEIDA; 1994 wurde das zungen­brecherische >Akronym in >PC Card umge­tauft (siehe dort für mehr Details); dies hält Hartge­sot­te­ne indessen nicht davon ab, es weiter zu verwenden…

Diese Definition erfüllt so ziemlich al­le Wünsche, die man an ein Lexi­kon haben kann: sie ist korrekt, es gibt hilfreiche Querverweise, und bei aller Seriosität geht es doch nicht nur tierisch ernst zu, sondern die Formu­lierung ist durchaus locker und witzig gehalten.

Es folgt ein weiteres Beispiel aus dem Fundus der mehr als 5.000 Definitio­nen unter über 4.500 Stichwörtern:

Referenzlokalität: Phänomen, dass innerhalb kurzer zeitlicher Bandbreiten wiederholt die gleichen >Ressourcen (>In­struktionen, >Daten, >Adres­sen, …) gebraucht werden; al­so: >Lokalität der >Refe­ren­zie­rung; Vergleich: je kleiner das Zeitfenster, in welchem wir uns in einer alltäglichen Verrich­tung beobachten (Kochen, Gartenpflege), desto eher grei­fen wir zum selben Hilfsmittel; siehe auch >Lokalitätsmenge

Hier ist besonders deutlich zu sehen, wie zahlreich die Querverweise in manchen Erklärungen gesät sind. Au­ßerdem fällt der praktische Vergleich sehr positiv ins Auge, denn das ist in einem Lexikon nicht gerade üblich.

Wer sich darauf einlassen will, in das Netz der gebotenen Informationen ein­zutauchen, kann problemlos von ei­ner Referenz zur nächsten springen und sich plötzlich dabei ertappen, in einem Lexikon gelesen zu haben, was man ja sonst eher nicht tut. Aber der freundliche Stil bietet sich dazu ein­fach an, und so lernt man selbst dann noch etwas dazu, wenn man eigent­lich „vom Fach“ ist. Schließlich wer­den laufend viel mehr Abkürzungen erfunden, als man mit vernünftigem Aufwand lernen kann, und so ist ein Lexikon fast unerlässlich. Außerdem sind noch Kurzbiographien diver­ser prominenter Persönlichkeiten aus der Welt der Informatik enthalten.

Natürlich macht sich hier auch einer der gravierenden Nachteile des guten alten gedruckten Buches bemerkbar: eine Aktualisierung findet bei weitem nicht so oft statt wie bei einem (gut gewarteten) Online-Lexikon. Aber da­für kann man ganz ohne Stomver­sorgung und Internetverbindung in Sekunden herausfinden, was man an­derenfalls vielleicht aus Bequemlich­keit nie nachschlägt. (Ganz ehrlich: Schalten Sie extra den PC ein, wenn Sie zum Beispiel nur ei­nen einzelnen Begriff aus einem Fach­arti­kel in PCNews nachschlagen wol­len?)

Angesichts der Qualität des Datenma­terials scheint der Verkaufspreis für dieses Lexikon durchaus angemessen. Die 5. Auflage ist 2002 erschienen und dementsprechend aktuell. Der Autor ist Dozent für Informatik an der Fachhochschule Zentral­schweiz in Luzern, und man merkt sei­nen schulischen Hintergrund auf sehr po­sitive Weise. Daher ist das Werk auch und besonders für Schü­ler/innen, Lehrer/innen und natürlich die Schul­bibliothek wärmstens zu empfehlen.

(Martin Schönhacker)