Kids Online

 

... mit farbiger Sonderbeilage für Kinder.

 

UT: Familienausflüge ins Web

 

Ein Buch als Wegweiser ins Web? Zugegeben  - ich war skeptisch (in Kenntnis der Publikationen A-online und ähnlicher Broschüren, meist herausgegeben mit Unterstützung des Familien- oder Bildungsministeriums). Warum skeptisch: die sich überschlagend verkürzenden Halbwertszeiten der Informationsverdopplung im Hinterkopf bin ich vorsichtig, wenn man mit Hilfe eines Mediums (Buch) ein anderes Medium (www) erklären, beschreiben und leitfädig aufbereiten will ...

 

Zielgruppe des Buches Kids Onlineist die Familie (lt. Untertitel); Tatsache ist aber auch, dass es „die Familie“ nicht mehr gibt – angesichts der Vorstellung der gemütlichen Runde am Bildschirm (wie weiland die nicht so gemütliche, weil übers Programm streitende traute Runde um den damals noch einzigen Fernseh-Hausaltar), also angesichts der Vorstellung der trauten Familie vor dem Bildschirm und der im www surfenden Kids (weil die es ja können – „Bua du kannst es – bestell mir ein Buch beim emesun oder so...“) war und bin ich skeptisch, ob das an sich sehr gut geschriebene, recherchierte und ausreichend kommentierte Buch die Zielgruppe je erreichen wird.

 

Genug der Skepsis: wohltuend ist die Nicht-Erhobener-Zeigefinger-Schreibe. Es ist was es ist, das www – die Haken, Klippen, Schwierigkeiten sind ebenso beschrieben wie die fast schon überbordenden Möglichkeiten. In den Fachartikeln werden unter anderem folgende Bereiche übersichtsmäßig und verständlich dem Leser nahegebracht: Jugendschutz im Internet, Sicher surfen (nicht mehr auf dem neuesten Stand), Wo, wann, wie lange?, Hinweise und Tipps zur sicheren Nutzung des Internets ...

 

Den Hauptteil (und den Zusatzteil für Kids) des Buches bildet aber eine Sammlung von Links  - mit dem Hauptaugenmerk auf Bildung, Schule, Information und Lernportale (Kapitel: Freizeit, Wissen, Rat und Tat). Hier wünschte man sich einen Verweis auf eine Linksammlung auf irgendeiner Seite (z.B. des Verlages), die man (www-gemäß) anklicken könnte und so im schönen Medienverbund Buch-Internet ohne URL-Tippen besuchen und benutzen könnte.

 

Ein Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen (wohl für die Eltern wichtiger als für die Kids) regt an, sich in die Abkürzungssprache und das Denglisch des WWW einzulesen.

 

Alles in allem: Es ist ein gutes Buch, zum Anlesen in Sachen Medienkompetenz (für Eltern), zum Schnuppern auf Bildungsportalen (für Kids, wenn die das nicht ohnehin schon von der Schule kennen); es ist auch eine brauchbare Sammlung von Bildungs- und Lernportalen im deutschsprachigen Raum. Aber: da der Trend zum Zweitbuch nicht so rasant ansteigt wie der Trend zum Zweit/Dritt-PC – mir fehlt die Vernetzung dieser beiden so wichtigen Medien – „Kids online“ hätte das Zeug zum e-book, es bleibt aber (in der vorliegenden Form) „nur“ ein Gutenberg-Produkt.