Systhema / United Soft Media; ISBN 3‑8032‑9232‑8; DVD‑ROM (ca. 3,68 GB) oder 5 CD‑ROMs; Euro 49,90
Basierend auf Werner Steins erstmals im Jahr 1946 erschienenem, 1993 erweitertem und letztmalig 2003 ergänztem Buch „Der große Kulturfahrplan — Die wichtigsten Daten der Weltgeschichte“ legt Systhema mit diesem Werk eine sehr gute elektronische Umsetzung vor. Natürlich kann man immer noch mehr Bilder, Tondokumente oder Videos fordern, aber eigentlich bleiben in dieser Version 4.0 für die „normale“ Verwendung nur noch wenige Wünsche offen.
Bei der Installation hat man die Wahl zwischen vier Varianten: minimal (ca. 50 MB), Standard (ca. 90 MB), komfortabel (ca. 450 MB) oder komplett (ca. 3,5 GB). Besonders die letzte Option ist attraktiv, wenn man noch genug Plattenplatz frei hat. Man spart sich hier nämlich wirklich für die Zukunft das Einlegen der DVD bzw. CDs, und das Programm wird zu einem jederzeit unmittelbar verfügbaren Nachschlagewerk.
Aber auch die Option „komfortabel“ reicht für fast alle Gelegenheiten aus, denn die in diesem Fall nicht installierten Videos sind zwar eine nette Ergänzung, werden aber wohl nicht so oft gebraucht, dass sie unbedingt auf der Festplatte liegen müssen. Bei Bedarf wird man dann vom Programm dazu aufgefordert, die DVD bzw. eine der CDs einzulegen.
Für die doppelte Auslieferung wahlweise mit einer DVD-ROM oder 5 CD-ROMs hat sich der Verlag übrigens eine lobende Erwähnung verdient. Ein DVD-Laufwerk kann man eigentlich noch nicht bei jedem PC voraussetzen, und vor allem nicht bei Geräten, die z.B. in öffentlichen Bibliotheken stehen. Es ist sehr erfreulich und wohl auch strategisch klug, die Nutzung auch mit etwas älterer (aber durchaus noch nicht „historischer“) Hardware zu ermöglichen.
Den Fortschrittsbalken bei der Installation sollte man übrigens nicht allzu ernst nehmen. Im Test schaffte er es binnen zwei Minuten bis 90%, aber dann dauerte es noch ca. 15 Minuten, bis tatsächlich alles installiert war. Im Vergleich zu den historischen Zeiträumen, die danach winken, nimmt man aber solche Kleinigkeiten geduldig in Kauf.
Der Programmstart fällt leider durch ein etwas zu laut untermaltes animiertes Logo und erzwungenen Vollbildmodus ein bisschen unangenehm auf. Ein kleiner Hinweis für alle, denen der Krach des Logos auch auf die Nerven geht: Die Datei ist im Unterverzeichnis „Data\Video\DVD“ des Programmverzeichnisses (je nach den Einstellungen bei der Installation z.B. „C:\Programme\Chronik“) unter dem Namen „intro.wmv“ zu finden. Wenn man sie löscht oder einfach auf „intro.wmv.bak“ umbenennt, startet das Programm plötzlich ganz leise.
Nach dem Start erscheint eine sehr aufgeräumte und intuitive Benutzeroberfläche. In anfangs drei Spalten sieht man verschiedene Ausschnitte der gesamten Datenbank von 58.477 Ereignissen, die vom Aussterben der Saurier ca. 220 Millionen Jahre v. Chr. bis zu zahlreichen Einträgen im Jahr 2003 reicht.
Die nebeneinander liegenden Spalten können entweder verschiedene Zeiträume anzeigen oder auf Wunsch synchronisiert werden. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn man einen oder mehrere der verfügbaren Filter anwendet. Auf diese Art kann die erste Spalte zum Beispiel Ereignisse aus der Politik anzeigen, während man in der zweiten technische Entwicklungen und in der dritten Meldungen aus der Welt des Sports verfolgt.
Außerdem kann nach Einträgen gefiltert werden, mit denen bestimmte Medien verknüpft sind. Es gibt 6095 Einträge mit Bild, 778 mit Video (wobei sich hier offenbar ein kleiner Fehler eingeschlichen hat, denn es werden auch einige Beiträge angezeigt, die eigentlich nur Bilder enthalten), 207 mit Musikbeispielen und 57 mit Tondokumenten. Zusätzlich ist auch noch ein Filter nach Textinhalt verfügbar.
Auf graphisch schön gestalteten Zeittafeln kann man die wichtigsten Ereignisse nochmals separat sehen und natürlich direkt anklicken. Das spektakulärste Highlight ist aber die „Filmgalerie“ mit einer wirklich ausgezeichnet gestalteten Benutzeroberfläche. Man kann die Filme anhand einer Zeitleiste, Personenliste, Länderliste und insbesondere auch auf einem drehbaren Globus auswählen. Dabei leuchten zum Beispiel in der Zeitleiste jeweils die Jahre auf, zu denen Filme vorhanden sind, die mit einem am Globus angeklickten Land zu tun haben.
Für den Fall, dass Unklarheiten mit der Terminologie auftauchen sollten, wurde auch noch das „dtv Wörterbuch der Geschichte“ von Konrad Fuchs und Heribert Raab, erstmals erschienen im Jahr 1972, erweitert 1987 und ergänzt 1998, in das Produkt aufgenommen. Auch hier geht die Suche sehr einfach vonstatten, und man findet wirklich alle Begriffe aus der Geschichtsforschung, über die man in der historischen Datenbank vielleicht stolpern könnte.
Für ein derart komplettes Werk in so erfreulicher Umsetzung erscheint der Verkaufspreis durchaus angemessen, sodass das Produkt auch unter diesem Gesichtspunkt empfohlen werden kann. Die einfache Bedienung ist wirklich eine Freude und lädt regelrecht dazu ein, ab und zu einfach einen kleinen (oder auch etwas größeren) lehrreichen Streifzug durch die Geschichte zu unternehmen. Viel Spaß beim Lesen und Lernen!
(Martin Schönhacker)