Überraschungen beim Neuaufsetzen eines Betriebssystems!

Von Walter Riemer

 

Was kann man nicht mit Bill Gates' Produkten an unterhaltsamen Überraschungen erleben!

 

Mein Bürorechner fungiert auch (neben dem Gatewayrechner) als Herz meines WLANs, zum Beispiel auch als Printserver für die beiden angeschlossenen Laserdrucker (S/W und Farbe). Außerdem werden täglich nach getaner Arbeit die wichtigen Dateien übers Netz auf das Notebook kopiert, um sie jederzeit mitzuhaben. Seit WinXP (statt des früheren WIN98) tut er das alles auch wirklich sehr verläßlich; Abstürze kommen äußerst selten (im Abstand von Monaten vielleicht) vor.

 

Das WinXP wurde ursprünglich als Upgrade auf Win98 aufgesetzt. Damit wurden allerdings einige Mängel mitgeschleppt, zum Beispiel kamen beim Öffnen der Systemsteuerung einige von McAfee-Dateien verursachte Meldungen („ … not found“), die weiter nichts schadeten, aber weggeklickt werden mussten. Kürzlich aber versagte der Netzteil des Bürorechners; da ich das nicht gleich erkannte und eher den Fehler am recht neuen Motherboard vermutete, ließ ich den Rechner (ausnahmsweise!) beim (durchaus renommierten) Lieferanten des Motherboards reparieren; dabei unterliefen diesem einige erstaunliche Fehler. So erhielt ich den Rechner mit Boot-Einstellung vom CDROM zurück (das war noch eine Kleinigkeit); ferner stellte sich heraus, dass die beiden IDE-Controlleranschlüsse vertauscht waren und daher meine Systemplatte jetzt statt HD0 zu HD1 geworden war. Da ich zu faul war, den unter dem Tisch eingebauten Rechner wieder abzuklemmen und auszubauen, stellte ich im BIOS einfach Booten von HD1 ein, und das Betriebssystem war wieder da. Eigenartigerweise funktionierte aber ein wichtiges Dienstprogramm (von mir persönlich vor Jahren geschrieben und seither auf vielen Rechnern verlässlich im Einsatz) plötzlich nicht mehr verlässlich. Aufgabe dieses Dienstprogramms ist es, mir eine Liste aller Verzeichnisse auf meiner Datenplatte auszugeben, in denen am betreffenden Arbeitstag Dateien angelegt oder geändert worden waren. Ich kann mir dann leicht aussuchen, welche Dateien ich auf das Notebook übertragen möchte (das mache ich sehr komfortabel mit Explor2000 von C. Maufroy). Das Programm arbeitet(e) sich rekursiv durch alle Verzeichnisse auf der Datenplatte hindurch und sieht nach, ab darauf Dateien mit heutigem Datum sind; wenn ja, wird das Verzeichnis gelistet (am Notebook und allen anderen Rechnern tut es das nach wie vor, auf dem Bürorechner jedoch lässt es viele relevante Verzeichnisse einfach aus).

 

Meine Vermutung ging in Richtung auf einen Fehler im Dateisystem; ich lagerte den ganzen Datenbestand aus, formatierte neu und spielte die Daten wieder ein – nutzlos! So tippte ich auf einen Fehler im Betriebssystem und beschloß, meinen Sonntag dem Aufsetzen eines neuen WinXP zu widmen (was samt erforderlichem Neuinstallieren etlicher Programme den ganzen Sonntag „verdarb“). Da ich in solchen Dingen sehr vorsichtig bin, teilte ich die bestehende XP-Partition (24 GB) auf zwei mal 12 GB auf und beabsichtigte, in die leere zweite zu installieren, die vorhandene erste aber zu belassen, um nicht im Ernstfall ohne Betriebssystem dazustehen.

 

Das Setup-Programm arbeitete auch tatsächlich ganz brav bis zu jenem Punkt, in dem ich die zu installierende Partition auswählen sollte. Siehe da: WinXP besteht darauf, auf HD0 installiert zu werden; HD 1 wird gar nicht angeboten. Also mussten doch die beiden IDE-Controller-Anschlüsse wieder vertauscht werden.

Dann ging die Sache recht erfolgversprechend voran. Interessanterweise hatte ich am Ende ein altes XP auf Festplatte C: und ein neues auf Festplatte L: ! Das letztere funktionierte auch tatsächlich; es war auch ganz praktisch, dass ich einige Dateien direkt vom alten (immer noch sichtbaren!) C: auf die neue Systempartition L: kopieren konnte. WinXP verträgt also (im Gegensatz zu früheren Betriebssystemen) durchaus auch zwei sichtbare Systempartitions.

 

Mein beliebter PowerQuest Bootmanager war allerdings weg, dafür protzte WinXP mit seinem eigenen Bootmanager und bot mir zweimal mit gleicher Bezeichnung „Windows XP professional“ an; ich musste erst experimentell herausfinden, dass das erste das neue und das zweite das alte war. Ich vermute (aber meine Begeisterung für Experimente reicht derzeit nicht mehr aus, wie nachstehend gleich erklärt werden wird), dass nach Sichtbarmachen der WIN98-Partition (mit PowerQuest Partition Magic) auch diese im Boot-Menü erscheinen wird.

 

An eine Systempartition namens L: konnte ich mich schnell gewöhnen, aber mein lieber PowerQuest Bootmanager ging mir doch ab, und so versuchte ich, ihn mit der dazu bestimmten bootfähigen Diskette wieder zu aktivieren, was auch formal gelang. Allerdings war damit wieder die normale Konfiguration verbunden, dass nur eine Systempartition sichtbar ist (bei mir die Win98, wo die Bootmanager-Software residiert), und die anderen werden erst nach Auswahl vom Bootmanager sichtbar gemacht. Die im Nachhinein leicht erklärbare Folge war, dass die Boot-Partition natürlich als C: gesehen wurde, was bei WinXPalt richtig, bei WinXPneu jedoch katastrophal falsch war: das System blieb schon beim Hochlaufen hängen, offenbar weil Dateien auf L: gesucht und auf C: nicht gefunden wurden (dass man das über Systemvariablen steuern könnte, hat sich möglicherweise bei Bill Gates’ Mannen noch nicht herumgesprochen).

 

Kurz und gut: ich musste mich doch vom PowerQuest Bootmanager trennen und fahre wieder mit dem XP-eigenen.

 

Der Internetzugang übers WLAN wurde konfiguriert und funktionierte auf Anhieb; nicht so jedoch das WLAN-Intranet: Auch das danebenstehende Notebook wurde anscheinend angesteckt und zeigte ebenfalls nur Internetzugang, aber nichts aus dem lokalen Netz an (andere Rechner im Netz funktionierten dagegen normal). Da so etwas ähnliches auch schon früher einmal passiert war, gab ich spät abends auf und hoffte auf ein Wunder (wie schon früher einmal). Und tatsächlich: am Morgen des nächsten Tages bequemte sich das Notebook wieder zu normalem Verhalten, nicht jedoch der Bürorechner. Alle Einstellungen waren richtig (angezeigt von WNTIPCFG.EXE, downladbar vom Microsoft; das alte WINIPCFG.EXE ist unter XP nicht geeignet, das erstere ist aber anscheinend nicht im Lieferumfang des Betriebssystems). Der Bürorechner schaute mit blinden Augen ins Leere, nicht einmal anpingen ließ sich das Notebook (wohl aber der Gateway-Rechner). Als letzter Versuch blieb mir, die Datenpartition am Notebook mittels „Netzwerkumgebung (Rechtsklick) – Netzlaufwerk verbinden“ anzubinden: Zur großen Überraschung (und Freude) wurde das ferne Laufwerk sogar mit „Durchsuchen“ gefunden und auch einwandfrei verbunden (theoretisch sollte dies auch mit NET USE lw: \\rechnername\lwname als DOS-Kommando funktionieren, und funktionierte auch tatsächlich, vorausgesetzt, das Ziellaufwerk ist freigegeben, zum Beispiel mit NET USE U: \\M510\F-WINPROG). Die größte Überraschung war aber, dass von diesem Moment an auch alle anderen freigegebenen Daten am Notebook ganz normal, also wie seit eh und je gewohnt, zugänglich geworden waren und das Netz seitdem auch am Bürorechner völlig einwandfrei funktioniert.

 

Da ich diese Dinge eher pragmatisch sehe, verzichte ich darauf, die Ursache im Detail zu erforschen, aber wenn mir das jemand erklären könnte, wäre ich aus purem Interesse sehr wohl dankbar. So manche Ungereimtheiten gibt es nach wie vor: so ist am Notebook auch einmal WinXP ganz neu installiert worden; trotzdem existiert in einer DOS-Box die Funktion DOSKEY völlig normal, auf dem Bürorechner ist sie nicht vorhanden. Nun kommt es beim Eingeben eines DOS-Befehls doch leicht zu einem Tippfehler, und da ist das Wieder-Holen des Vorherigen sehr angenehm. Auch Laden des DOSKEY-Programms von Hand aus nützte nichts.

 

Bill Gates und seine genialen Mitarbeiter mögen leben!