Microsoft Visual C# .NET

Mickey Williams; Microsoft Press; ISBN 0-7356-1290-0; 746 Seiten + CD-ROM (ca. 100 MB) + DVD-ROM (ca. 2,15 GB); ca. Euro 57,90


Der erste Absatz aus der Bespre­chung des Buches „Programming Microsoft .NET“ von Jeff Prosise (ebenfalls in diesem Heft der PCNews) gilt sinnge­mäß auch hier: Das vorliegende Buch ist ebenso massiv.

Inhaltlich handelt es aber um eine nicht ganz so schwere Lektüre. Es wird zwar Erfahrung mit der ob­jekt­orien­tierten Programmierung voraus­ge­setzt, aber die Bestandteile von C# (englisch ausgesprochen: „C sharp“) und einigen ausgewählten Teilen des Microsoft .NET Frame­work werden in einem deutlich ge­mütlicheren Tempo eher aus­führlich vor­gestellt.

Der Autor konzentriert sich allerdings fast ausschließlich auf den Einsatz von Visual Studio. Wer also diese Entwicklungsumgebung nicht besitzt oder (aus welchen Gründen auch im­mer, zum Beispiel wegen einer Ab­neigung gegen per Mausklick auto­matisch generier­ten Programmcode) nicht verwenden will, sollte sich viel­leicht lieber gleich nach ei­nem ande­ren Buch umsehen.

Im ersten großen Abschnitt, den Ka­piteln 1-5, wird Visual C# .NET zu­nächst einmal im Überblick und mit seinen grundlegendsten Bausteinen vorgestellt. Nach einer „Tour“ durch die Entwicklungsumgebung, die sich natürlich auf das übliche minimalisti­sche Pro­gramm „Hello, World“ stützt, geht es um Daten­ty­pen, Ope­ra­toren, Referenzen, Eigenschaften und die Steuerung des Kontrollflusses.

Mit fortgeschrittenen Elementen von C# geht es in den Kapiteln 6-10 wei­ter. Delegates, Attribute, Enu­me­ra­to­ren, Kollektionen und vieles mehr werden mit Beispielen illustriert und sehr gründlich erklärt. Die Feh­ler­su­che wird in verschiedenen Vari­anten diskutiert, und auch das für kom­ple­xere Anwendungen oft unverzicht­bare Multithrea­ding kommt nicht zu kurz.

Mehr als ein Drittel des Buches ist dem deutlich um­fangreichsten drit­ten Teil gewidmet, der sich mit Windows Forms beschäftigt und aus den Kapi­teln 11-17 besteht. Es handelt sich da­bei nicht etwa um ein völlig neues Konzept, sondern im .NET Frame­work werden Programme mit einer unter Windows lauffähigen grafi­schen Benutzeroberfläche einfach als „Windows Forms“ bezeichnet. Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit den grundlegenden Kontrollele­men­ten und der Behandlung von Be­nutzer­ein­gaben, aber auch mit der grafischen Schnittstelle GDI+ und komplexen Elementen wie z.B. Grids, Listen oder Baumdarstellungen.

Die Kapitel 18-19 beschreiben den Zu­griff auf Datenbanken mit ADO.NET und die Speicherung strukturierter Daten mit XML.

Erst der fünfte und letzte Teil, beste­hend aus den Kapiteln 20-21, behan­delt schließlich die Implementierung von Web-Formularen mit ASP.NET sowie SOAP und Web Services. Der vergleichsweise vernachlässigbare Umfang von ganzen 20 Seiten für das gesamte Kapitel über Web Services zeigt schon, dass die Prioritäten die­ses Buches eindeutig bei Windows-Anwendungen liegen. Das ist ja auch nicht prinzipiell etwas Schlechtes, aber es sollte ei­nem vor dem Kauf be­wusst sein.

Auf der beigepackten CD-ROM ist neben allen Beispieldateien auch das kom­plette Buch selbst als eBook in Form einer Hilfedatei mit ca. 5,0 MB ent­halten. Dadurch ist der Inhalt nicht nur leicht zu durchsuchen, sondern auch bei der Arbeit im­mer direkt ver­fügbar. Damit man sich gleich ins Programmieren stürzen kann, gibt es dazu auch noch eine auf 60 Tage be­fris­tete Testversion von Microsoft Visual Studio .NET Professional auf einer separaten DVD-ROM.

Unter dem Titel „Microsoft Visual C# Entwicklerbuch“ gibt es dieses Buch auch in deutscher Übersetzung. Die CD-ROM enthält hier als Bonus das eBook in beiden Sprachen.

Während das Buch definitiv nicht für den Einstieg in die Programmierung gedacht ist, eignet es sich sehr gut zum Umstieg aus einer anderen Pro­grammiersprache zu Visual C#. Vor allem mit Vor­kenntnissen in C++ oder Java ist es relativ leicht, die Bei­spiele nachzuvollziehen und rasch ein Ge­fühl für C# zu bekommen.

 (Martin Schönhacker)