Christian Dorninger (bm:bwk),Wien),
Katharina Cortolezis-Schlager (Fa. Team-Consult,
Wien),,
unter Mitarbeit von Jürgen Horschinegg (bm:bwk) und Karin Schubert (Bizconsult, Wien)
Changemodell für e-Learning-Cluster
Lehr- und Lernformen brauchen beim Übergang
zur Wissensgesellschaft entsprechende Rahmenbedingungen, um sich entfalten zu
können und den aktuellen Einflüssen wie der Individualisierung des
Lernprozesses, mehr Selbststeuerung der Lernenden oder dem elektronisch
gestütztes Lernen („e-learning“, in seiner gemilderten Form „blended learning“)
Raum zu verschaffen. Dabei sind Einflüsse auf europäischer Ebene (z.B. die
Lissabonbeschlüsse „eEurope 2000“, Juni 2000 oder die „5 Benchmarks for
Education and Training Systems in Europe to 2010“, EU-Kommission, COM (2002)
629, November 2002) genau so wesentlich wie die „alten“ nationalen Bedingungen
des Aufbaus des österreichischen Bildungssystems und deren langjährige historischen
Charakteristika?Irritationen (starke Gliederung, frühe
Selektion, tendenziell unterschiedliche Schulformen und Bildungsziele für
Mädchen und Burschen, u.a.). Vor allem die Weiterentwicklung von
Kollaborationsideen (siehe unten „e-learning Cluster) in Kooperation mit mittel- und
osteuropäischen Staaten erscheint hierbei besonders interessant.
Fokus aller Entwicklungen der letzten Jahre war, den Lernenden in den Mittelpunkt zu stellen (vom „Vermittlungs- zum Problemlöseparadigma“; pädagogischer Konstruktivismus, selbstorganisiertes oder selbstbestimmtes Lernen, persönliche Lernziele der Schüler/innen; neue Deutung reformpädagogischer Konzepte der 20er und 70er Jahre wie Daltonplan oder die Freinetsche „Erlebnispädagogik“, Medienlernen in vielen neuen Ausprägungen) und die Lernprozesse nicht nur an die Person des Lehrers, sondern an „Arbeitsumgebungen“, wo (ungezwungenes) Lernen stattfinden kann, zu binden.
Die Vielfalt der Anforderungen von
„Non-Profit-Märkten“ und der Gesellschaft, die Möglichkeiten des Wissens- und
Informationserwerbes, Globalisierung und steigende Bedeutung regionaler
Handlungskompetenz können nur dann erfolgreich bewältigt werden, wenn das
Unternehmen Schule sich radikal den Veränderungen stellt und eine
professionelle Change-Management Performance erlernt. Dazu ist eine begleitende offensive
Transformationskultur „top-down“ zu entwickeln. Der Erfolg kann letztendlich nur
am „Kunden“ (Schulpartner und „Stakeholder“ der Schule) und thematisch am
Kerngeschäft (der Organisation des Lernprozesses aller „Stakeholder“) gemessen
werden.
Aus diesen Ansätzen wurde für die österreichischen weiterführenden Schulen (allgemeinbildende, technische, kaufmännische, wirtschaftliche und Tourismusschulen) ein Modell geschaffen, das ein Entwicklungsprogramm an den Schulstandorten mit einer regionalen Schwerpunktbildung verbinden („e-Learning-Schulcluster“).
A. Acht Ziele für „e-Learning- Schulen
Eine „e-Learning-Schule“ in diesem Cluster muss 8 Ziele erfüllen und mittelfristig in ihrem Schulprogramm verankern Clusterschulen (K.Cortolezis-Schlager, K.Schubert, 8 Thesen zum Aufbau einer e-Learning-Clusterschule, Wien.2002); d.h. die Teilnahme am Clusterprojekt ist an die folgenden kritischen Erfolgskriterien gebunden (das Projekt läuft vorerst vom September 2002 bis zum August 2004):
1. Jede/r SchülerIn wird im
Projektzeitraum „e-Learning-Sequenzen“ im Unterricht ausprobieren.
Erfolgreiche Transformation
der Schule muss sich im Unterricht widerspiegeln. Der erste
Veränderungsparameter setzt daher direkt bei den Schülern im Unterricht an.
Pädagogischer Hintergrund dieses ersten Zieles ist die Erfahrung, dass sich
jeder Lernende selbst ein Bild von seinen ganz persönlichen Möglichkeiten
machen muss, von elektronisch unterstützten Lernumgebungen profitieren zu
können (oder auch nicht). Diese Reflexionsbasis an Hand von Unterrichtssequenzen
im Fachunterricht muss daher allen Schülern zumindest im Rahmen der
Oberstufenausbildung angeboten werden.
2. Eine Mehrheit der Lehrenden hat Erfahrungen mit e-Learning-Sequenzen im eigenen Fach gesammelt und diese Erfahrungen allen KollegInnen der Fach- und Klassenlehrerteams zur Verfügung gestellt.
Dieser Veränderungsparameter
spiegelt die Durchlässigkeit des Transformationsprozesses bis zu den lehrenden
Lehrenden wider. Ziel ist, eine
qualifizierte Mehrheit von Lehrenden an einem Standort für die Ziele des
e-Learning-Einsatzes zu gewinnen. Transformation im Sinne von an die Wurzeln
gehend bedeutet allerdings, dass alle im System Schule sich mit den neuen
Anforderungen beschäftigen müssen. Erst dadurch ist gewährleistet, dass auch
alle Schüler die Ergebnisse bei ihren Arbeiten bemerken und davon profitieren.
3. Die Fachgruppen und
Klassenlehrerteams erproben gemeinsam und aufeinander abgestimmt die Chancen,
Möglichkeiten und Grenzen von „e-Learning“ im Unterricht.
Dieser Parameter misst die
Team-Performance. E-learning fördert und fordert die Zusammenarbeit der Lehrer
auf Klassen- und Fachebene. Dies kann einerseits durch
professionelle Organisationsumgebungen wie Lernplattformen zeit- und
ortsunabhängig erfolgen, andererseits sind die neuen Entwicklungen so
umfassend, dass nur durch Teamarbeit wirkliche Innovationen im Unterricht
realisiert werden können. Bei der Erstellung von „e-Content“ und
„Unterrichtssequenzen“ ist ein hohes Maß an Kooperation der Lehrenden
erforderlich.
4. Die Modellschulen entwickeln
miteinander im Cluster konkrete Modelle zur Erprobung von
„e-Learning-Sequenzen“ im Unterricht und stellen ihre Erfahrungen allen zur
Verfügung.
Auch auf
Schul(management)ebene sind neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten.
Der Bildungscluster stellt den organisatorischen Rahmen dieser fach- und
schulartenübergreifenden Kooperation zur Verfügung.
5. Das Schulprogramm (kurz- und
mittelfristige Schulziele und Umsetzungsmaßnahmen) bezieht die Erkenntnisse
über „e-Learning“ laufend in die Gestaltung des Schulalltages ein.
Um von einmaligen
Transformationsprozessen in eine kontinuierliche Alltagshandlung zu kommen, ist
es erforderlich, dass eine „e-Learning-Organisation“ im Schulprogramm verankert
wird. Das Schulprogramm schafft die Basis für die operative jährliche
Zielplanung und Zielüberprüfung am Schulstandort. Dabei sind Innovationen in
der Lernorganisation in das Schulprogramm zu integrieren und in einem
Jahresprogramm zu verankern. Nur dadurch ist vom Managementansatz her
gewährleistet, e-Learning-Prozesse nichts als
Eintagsfliege, sondern als gelebte Alltagsroutine erscheinen zu lassen.
6. Der Schulleitung ist die
Erprobung von „e-Learning“ im Unterricht ein wichtiges Anliegen. Das Projekt
hat hohe Priorität im Schulalltag.
Professionelle Führung entscheidet
letztendlich bei Veränderungsprozessen über Erfolg und Nichterfolg: In der
Evaluierung der e-Learning-Notebook-Klassen zeiget sich, dass Standorte nur mit
einer Schulleitung, die eine starke Unterstützung derartiger Projektes kundtut,
letztlich zu flächendeckenden Innovationen gelangen können.
7. Es gibt eine
Steuerungsgruppe, die die „e-Learning“-Contententwicklungen und –Erprobung im
Unterricht koordiniert und aufeinander abstimmt.
Die Schulleitung ist für
sehr viele Managementaufgaben gleichzeitig verantwortlich und hat derzeit an
Österreichs Schulen wenig Möglichkeiten, auf eine mittlere Führungsbene zu
delegieren. Um eine breite Involvierung des Lehrerkollegiums einer Schule in
e-Learning-Projekte sicherzustellen, braucht es am Standort eine projektbegleitende
Managementorganisation.
8. Die Schule bietet ihren
Schülern (freiwilliges Angebot) mindestens ein über den europäischen
Computerführerschein hinausgehendes IT- oder e-Learning-Zertifikat an.
Der Schulstandort muss im
Sinn einer Begabungsförderung den Schülern auf freiwilliger Basis praxisnahe
IT-Abschlüsse anbieten. Dadurch wird auch gewährleistet, dass die Realität der
Wirtschaftspraxis an e-Learning-Schulen sehr konkret umgesetzt wird. Typische
IT-Zerifikate sind bescheinigte Kenntnisse in den Bereichen „ECDL-Advanced“
(Computerführerschein für Fortgeschrittene), Netzwerktechnik,
Netzwerkbetriebssysteme, ERP-Betriebswirtschaftssoftware, bescheinigte
Kenntnisse im Open-Source- (LINUX) -Bereich, Kenntnisse über Scriptsprachen
(JAVA,..) oder Lernplattformen, Hardwarespezifika. Je internationaler die
Bescheinigung anerkannt wird, desto mehr Vorteile für die Schüler und Lehrer!
Das grundsätzliche Ziel des Programms ist die Möglichkeit für jede/n SchülerIn, den persönlichen Lern- und Arbeitsstil hinsichtlich von erweiterten Möglichkeiten des elektronisch unterstützten Lernens (Weblektionen, Webquests, Fragemodelle, Simulationen) zu überprüfen und zu entwickeln. Die Clusterstruktur hilft beim Austausch von Konzepten und Erfahrungen bei der Entwicklung von „e-Learning“-Arbeitsformen im Unterricht.
B. Erfahrungen mit bisherigen
e-Learning-Cluster-Projekten
Leider ist die systematische konsequente,
flächendeckende Umsetzung systematischer pädagogischer Konzepte im
pädagogischen Dienstleistungsbetrieb „Schule“ nur äußerst schwierig zu
erreichen. Ein Grund dafür ist die unterrichtszentrierte,
vermittlungsorientierte Arbeitsweise im österreichischen Schulwesen, die
weder „freie Lernprozesse“ (vgl. Daltonpädagogik) noch straffe
betriebsorganisatorische Konzepte auf der Organisationsebene der Schule – im
Unterschied zu Betrieben - zulässt. Daher müssen alle Konzepte, die
Veränderungen an den Schulen erreichen wollen, eine Mischung aus vielen
Change-Ansätzen anbieten können (siehe Kap.D)
Bei den Projekten zu den e-Learning-Clusterschulen gab es recht unterschiedliche Erfahrungen mit den gemeinsam vereinbarten Zielen und Ansprüchen:
Was bisher gut funktioniert hat:
· Die Einzelleistungen der Unterrichtsarbeit in den Klassen waren teilweise hervorragend und konnten bei Vorführungen überzeugen.
· Die Kommunikation der besten Lehrenden über Entwicklungsideen, Werkzeuge und didaktische Ansätze zu e-Learning gestalten sich sehr positiv.
· Es gibt viele Vorschläge zu neuen Plattformen, Lernformen, technischen Auslegungen, didaktischen Innovationen.
· Die Versorgung der Unterrichtsprozesse mit „e-Content“ beginnt gut anzulaufen.
Was bisher weniger funktioniert hat:
· Das Erreichen einer Breite von e-Learning bei Lehrenden (und Schüler/innen) lässt absolut zu wünschen übrig. Die Diskussionen mit „schwierigen Lehrern“, die Grundbegriffe eines innovativen Lernprozesses mit Hinweis auf „persönliche Stilfragen“ nicht anerkennen wollen, nehmen zu.
· Schulleitungen und Funktionsträger an den Schulen sind äußerst vorsichtig, das ausbalancierte Verhältnis im Lehrkörper auf eine Veränderung hin auch nur anzusprechen.
· Die Fragen und Diskussionen zum „Informationsdefizit“ jedes einzelnen ange-sprochenen Lehrenden bestimmen weite Teile der Diskussion. Dahinter verbirgt sich die „alte Frage“ des Stellenwerts jedes Einzelnen in einem Veränderungsprozess, ob Informationen jeden persönlich angeboten werden oder auch nur an einer Stelle (z.B. einer Webseite oder eines elektronischen Forums) abgeholt werden müssen.
· Innovative Lehrende fühlen sich nach einiger Zeit ausgenutzt und ziehen sich in eine „Privatkarriere“ zurück. „Mittlere Karrieremöglichkeiten“ können nicht angeboten werden.
·
Viele Schulen haben “Leitbilder“,
die sie allerdings in der Breite nicht umsetzen können oder primär für die
Öffentlichkeitsarbeit entwickelt haben.. Die Diskussion über
Schulprogramme hat in der den letzten
3 Jahren an Schwung verloren, manche Leitbilder sind bereits vom Schulalltag
„verräumt“. Gleichzeitig zeigt die
Praxis aber, dass Schulen, die ein Schulprogramm entwickeln und jährlich neue
Umsetzungsziele formulieren viel rascher neue Innovationen
aufgreifen und im Schulalltag
umsetzen können.
Wahrscheinlich gibt es bei den schulischen Organisationsformen nur zwei Möglichkeiten, eine Change-Strategie effektiv zu betreiben. Man hat das Glück, eine Pioniersituation am Standort auszumachen (Schulgründung, neue Fachrichtung, neues Schwerpunktprogramm, viele Änderungen im Lehrkörper,...). Wahrscheinlich genügt es auch, Suborganisationen zu definieren, die etwas tun wollen und dies über längere Zeit hinweg unbelastet tun können (z.B. die COOL-Initiativgruppen (Cooperatives offenes Lernen) an den kaufmännischen Schulen, Fachbereiche mit „eigener Identität“, neue Lehrplanbereiche, die technische Fachschule mit besonderem Engagement von L2-Lehrern, spezielle pädagogische Modelle,...).
Oder man bleibt jahrelang mit einer gewissen Hartnäckigkeit an einer Entwicklungs-richtung, die man mit langem Atem durchzieht. Bei beiden Varianten ist die Schulleitung in ganz besonderem Maße gefordert. Einige sehr schöne Beispiele von „kollaborativen“ Prozessen an berufsbildenden Schulen bietet das kürzlich erschienene Buch „Schulprogramme entwickeln“ (M. Krainz-Dürr, P. Posch, F. Rauch, Schulprogramme entwickeln, Studienverlag, IBB-Forschung, Innsbruck 2002). Warum funktionieren die Entwicklungen an einigen Standorten so gut und an anderen weniger? Warum ist der Stellenwert von Change-Management an diesen Standorten hoch, im Schnitt aber eher niedrig? Diese Fragen sollen im folgenden, verstärkt durch Erfahrungen aus Schule und Unternehmen, mit einem systematischen Konzept angesprochen werden.
C. Haus des Lernens
Der Traum von der idealen Schule begleitet uns seit der Einführung der öffentlichen Schule. Die wesentlichen Inhaltsstoffe sind in der Literatur nachzulesen (die Autoren denken immer an Traumschulen, die idealtypisch „eingerichtet“ und mit speziellen ortsabhängigen Konzepten ausgestattet sind; vgl. H.G. Rolff, ein Traum von einer Lehranstalt, in: Zukunftsthemen, hekt. Dortmund 2002).
Die eingängigste Metapher der „neuen“
Lernkultur der letzten Jahres ist das Haus des Lernens – wo nicht nur mit Lehrern gelernt wird,
sondern klare Formen der Lehrer-Schüler-Interaktion vorhanden sind
(Arbeitsbündnisse, die „ausgehandelt“ werden), mit modernen, multimedialen
Einrichtungen gearbeitet wird, jederman/frau auf mehrsprachige
Arbeits-umgebungen trifft (vom Schulwart bis zu den Eltern in den
Sprechstunden), Blockunterricht und Epochalphasen vorhanden sind (Ergebnisse
sind echte Arbeitsleistungen von wirtschaftsnahen Produkten bis zu Aktionen zum
Schutz von Kultur und Umwelt, die auch „hergezeigt“ werden) und in Lernfeldern
gedacht wird (und nicht in einzelnen Gegenständen!). Der instruierte
Lernprozess („Erklärungen“ von Schlüsselbereichen durch Lehrende) und der
selbstorganisierte Lernprozess (Arbeiten der Schüler oder Schülerteams in
elektronischen Lernumgebungen) sind unterschiedlich angelegt, greifen aber
ineinander. Praxisphasen in echten oder simulierten Arbeitsumgebungen mit
Erfahrungsmöglichkeiten in Richtung Mündigkeit der Lernenden oder realer
Arbeitsorganisation ergänzen die (Aus)bildung.
Für die Umsetzung dieses sind folgende
Rahmenbedingungen notwendig (teilweise auch nach Rolff, s.o. ):
Einen sehr interessanten Ansatz für
selbstbestimmtes und handlungsorientiertes Unterrichten und
eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen der Schüler bietet die Arbeitsweise
des deutschen Pädagogen Heinz
Klippert (H. Klippert, „Methodentraining“, Weinheim 1994 und
„Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen“, Weinheim 2001), wo versucht wird,
Lernprozesse der Schüler recht konsequent nondirektiv zu begleiten. Eine
Externalisierung des Prinzips der Eigenverantwortung von Schülern im Sinn einer
Verhandlung und vertraglichen Absicherung von persönlichen Lernzielen kann zur
Unterstützung der Eigenverantwortung führen. Auch die Modelle des Daltonplans (1991) können hier
zur methodischen Absicherung von offenen Lernformen beitragen (z.B.
Schulversuch COOL, s.o., Steyr, 2002).
Der Begriff „Cluster“ steht in der
Wirtschaft für eine geographische Konzentration miteinander verbundener
Organisationen einer Branche. Sie stehen zueinander in Konkurrenz, profitieren
aber in klar abgegrenzten Bereichen vom gemeinsamen Know-How-Erwerb, der regionalen
Stategieentwicklung und einer gemeinsamen Infrastruktur. Ein e-Learning-Cluster im
Schulbereich übernimmt die regionale Ausrichtung; die Standorte werben
für eigene Ziele und betreiben in einem klar abgegrenzten Kooperationsbereich
einen gemeinsamen Know-How-Erwerb und eine gemeinsame Produktentwicklung
(e-Content für Gegenstandsbereiche).
Organisationsberater schlagen ihren
Kunden im Rahmen von Change-Management-Prozessen
vor, Veränderungen auf 3
Organisationsebenen gleichzeitig einzuleiten, zu begleiten und zu verstärken
(K. Cortolezis-Schlager, Change Management Online Modul 1, Wien 2001).
Durch eine synchronisierte Vorgangsweise des Wandels
auf
gelingt es rasch, einen
Transformationsprozess einzuleiten und nachhaltig erfolgreich wirken zu lassen.
Die Schule wäre in einer
betriebswirtschaftlichen Klassifikation ein wissensbasiertes Dienstleistungsunternehmen
im Umbruch: Grundsätzlich geht es dabei um verwendetes Wissen im Kontext
intelligenter Organisation im Unternehmen „Schule“. Wilke (H. Wilke,
Wissensarbeit, in: Zeitschrift Organisationsentwicklung 3/97, S 4-18) geht
davon aus, dass „eine wissensbasierte Organisation innovatives Wissen
generiert, wenn sie die Übergänge zwischen explizitem und impliziertem Wissen
in routinierte organisatorische Prozesse fasst“, d.h. das „schweigende“ Wissen aller am Lernprozess
beteiligter Schulpartner, aber vor allem des Lehrerkollegiums, muss in
Entwicklungsprozessen deutlich gemacht werden. Das Know-How und die Fähigkeiten
einzelner Lehrer sind eine (wichtige) Sache, die echte Entwicklung tritt aber
erst ein, wenn „diese unterschiedlichen
Wissensbestände koordiniert und gemanagt werden“ (Wilke, ebenda). Ein Schulleiter
hat bei einer Clusterbesprechung diese Entwicklung in die einprägsame Metapher
gefasst: „Von
einzelnen EDV-Gegenständen über Notebook-Klassen zur e-learning-Schule (und zum
e-Learning-Schulcluster in der Region)“.
Mit derartigen Transformationsmodellen
sollte es gelingen, den Wandel am einzelnen Schulstandort erfolgreich zu
etablieren. Besonders im berufsbildenden Bereich ist dies mit dem Hinweis auf
die Vorbildwirkung der wirtschaftliche Praxis („Bildung im Medium des Berufes“) leicht
möglich.
Eine Beobachtung aus den bisherigen
Arbeiten ist dabei, dass der „trockene“
Transformationsprozess von eingängigen fachlichen und pädagogischen Visionen (oder längerfristigen
„Betriebsphilosophien“) begleitet werden muss, die allen Schulpartnern
zugänglich sind. Als Metaphern („große Themen“) würden sich dabei eignen:
·
„e-Education“ oder „Blended Learning“ als grundlegende Transformation jedes
Lernprozesses, wo man als Schulstandort einfach dabei sein sollte;
·
Bilinguale
Ausbildungsmodelle mit perfekter Beherrschung der Fachinhalte in zwei
„Verkehrssprachen“;
·
Entsprechende fachliche Vertiefungen, die sich
entsprechenden Praxismustern
in der Wirtschaft radikal anpassen (meist ebenfalls als „Neue Technologien“ anzusehen).
·
Die Ergebnisse eines Standortes auf internationale Studien mit
Leistungsbegleichen ihrer SchülerInnen (PISA et al. s.u.)
Unsere These besteht nun darin, im Laufe
des Prozesses erkennen zu können, dass nur mit den „großen“ direkt den Lernprozess des
einzelnen Schülers (oder Lehrers) betreffenden Themen Transformationen im
Sinne der Startpunkte eines Change-Managements bewirkt werden können. Nur sie
gestatten, die Veränderung eindrücklich klarzumachen. Betuliche
Organisationsmodelle allein werden von den Lehrenden in den weiterführenden
Schulen, die sich als gegenstandsorientierte Fachleute oder als auf die
Gestaltung von Lernprozessen orientierte Pädagogen fühlen, nicht wahrgenommen.
Wenn aber viele von den entscheidenden Änderungen im Lernprozess durch externe
e-Learning-Angebote und „International Educational Services“ (Begriff aus der
internationalen Diskussion über „Lernpakete aus der Dose“, globale Abkommen wie
GATS) erzählen, wirkt dies im Sinne des Anstoßes einer Veränderung.
Daher gilt es, die Zielsetzungen einer
Schulentwicklung, eines Change-Managements für die Standorte mit diesen
pädagogischen Ideen zu verbinden. Dies bestimmt die Innovationsfähigkeit dieser
Bildungseinheiten. Dabei sollte man den teilnehmenden Organisationseinheiten
bewusst auch selektive
strategische Ziele und Prioritäten für den Wandel setzen. Auch wenn in
einem ersten Schritt nur 10% der Schulen diese Änderungen erreichen, bilden sie
einen Kern für alle anderen, solange die Ausstrahlung dieser Innovationen
regional kommuniziert und vorangetrieben wird (Bundesländer
e-Learning-Bildungscluster). Dabei kommt gerade der Alltagsorganisation beim Transfer der
Innovation in die Praxis eine große Bedeutung zu.
Eine Idee, dem „Change-Prozess“ eine
Zielperspektive zu geben, wäre die sanfte Definition einer „Zwischenhierarchie“
an den Standorten. Ein Schulleiter (und Administrator oder Abteilungsvorstand)
soll nicht ca. 100 Lehrende „führen“, sondern eine Ebene von „Fachkoordinatoren“ (parallel oder
auch anstatt (!) der Kustodiate), die gezielt mit den KollegInnen der einzelnen
Fachbereiche zusammenarbeiten. Als Veränderungsmoment wäre eine klar limitierte
Funktionsdauer (etwa fünf Jahre) mit einer Wahl der Fachvertreter vorzusehen.
Wir fassen die Bedingungen für erfolgreiche Transformationsprozesse zusammen (Cortolezis-Schlager,
Erfolgskriterien für Changeprozesse, Wien 2002):
Internationale Studien zum Vergleich von Schülerleistungen wie PISA
(programme for international student assessment) zeigen, dass Lernprozesse
vielschichtige Konsequenzen haben: Die Balance zwischen Fachkenntnissen in
Schlüsselfachbereichen (Textverständnis, mathematische Strukturen,
naturwissenschaftliche Arbeitsformen) und Schlüsselkompetenzen (bei PISA „CCC“
= „Cross curricular competences“ genannt) ist eines der Erfolgsge-heimnisse von
hohem Leistungsstandard bei den Schülern. Dabei spielen Umfeldbedingungen (Management
von Changeprozessen, Umgang mit Kräften, die von „außen“ einwirken u.a.)
genauso eine Rolle wie ein nüchternes Verhältnis zu Standards und Zertifikaten.
Gerade dieses Bewußtsein muss bei den
angesprochenen Transformationsprozessen der „e-Learning-Cluster“ dann in
besonderem Maße angesprochen werden.
Anhang:
Organigramm
Clusterstruktur: