JAVA und XSLT
Alfred Nussbaumer
Wie XML-Dokumente mittels DOM und SAX verarbeitet werden können, wurde in einigen Beispielen in PCNEWS-87 ([1]) und PCNEWS-89 ([2]) gezeigt. In diesem Beitrag soll JDOM vorgestellt werden: Mit JDOM stehen JAVA-Klasssen zur Verfügung, mit denen XML-Daten komfortabel ausgegeben und bearbeitet werden können. Konkret sollen XML-Dokumente transformiert werden, und zwar im Sinn von XSL (XML Stylesheet Language). XSL besteht aus drei Bereichen: XSLT (XSL Transformations), XPATH und XSL-FO (XSL Formatting Objects). Wie Sie JDOM beziehen und einfache Transformationen durchführen können ist Inhalt dieses Artikels.
JDOM wird von der Adresse http://www.jdom.org als komprimiertes Dateiarchiv bezogen; für die folgenden Beispiele wurde jdom-b9.tar.gz verwendet. Nach dem Entpacken können die Skript-Dateien build.bat (für Windows) und build.sh (für Linux) ausgeführt werden. Mit ihnen werden zusätzliche Dateien erstellt. Im einfachsten Fall kopieren Sie die Datei jdom.jar in das Verzeichnis $JAVA_HOME/jre/lib/ext, oder Sie geben den Pfad zu jdom.jar als CLASS_PATH an.
Jedenfalls sollten Sie die API-Dokumente durchsehen, die im Verzeichnis build/apidocs zu finden sind. In ihnen werden alle Klassen (analog zur Java-Dokumentation ([4]) behandelt.
Für das folgende Beispiel (und für die weiteren) verwenden wir die einfache XML-Datei „weblinks.xml“:
<?xml version="1.0" standalone="no"?>
<!DOCTYPE weblinks SYSTEM "weblinks.dtd">
<weblinks>
<eintrag id="0">
<kategorie>edv</kategorie>
<url>http://www.w3.org</url>
<notiz>W3-Konsortium</notiz>
<notiz>Technische Referenz</notiz>
</eintrag>
<eintrag id="1">
<kategorie>phy</kategorie>
<url>http://www.cern.ch</url>
<notiz>Europaeisches Kernforschungszentrum</notiz>
<notiz>Aktuelles zur Hochenergiephysik</notiz>
<notiz>Materialien zur Elementarteilchenphysik</notiz>
</eintrag>
...
</weblinks>
Die XML-Datei wird gegen folgende DTD (Document Type Definition, vgl. [5]) „weblinks.dtd“ validiert:
<!ELEMENT weblinks (eintrag*)>
<!ELEMENT eintrag (kategorie, url, notiz*, datum?)>
<!ATTLIST eintrag id CDATA #REQUIRED>
<!ELEMENT kategorie (#PCDATA)>
<!ELEMENT url (#PCDATA)>
<!ELEMENT notiz (#PCDATA)>
<!ELEMENT datum (#PCDATA)>
Im ersten Beispiel (jdom1.java) geben wir lediglich den kompletten Inhalt einer XML-Datei aus:
import org.jdom.Document;
import org.jdom.JDOMException;
import org.jdom.input.SAXBuilder;
import org.jdom.output.XMLOutputter;
public class jdom1 {
public static void main (String args[]) {
try {
SAXBuilder builder = new SAXBuilder();
Document document = builder.build("weblinks.xml");
XMLOutputter ausgabe = new XMLOutputter();
ausgabe.output(document, System.out);
}
catch (JDOMException je) {
System.out.println("JDOM-Fehler: " + je.getMessage());
}
catch (Exception ie) {
System.out.println(ie.getMessage());
}
}
}
Das angegebene XML-Dokument wird mit der SAXBuilder-Methode build() im Arbeitsspeicher abgebildet. Dazu wird im Beispiel das Document-Objekt document verwendet. Das Package input stellt die erforderlichen Klassen zur Verfügung. Die Klassen für die Ausgabe sind im Package output enthalten - die Klasse XMLOutputter erlaubt die einfache Ausgabe der XML-Daten; ihre Methode output() gibt das angegebene Document-Objekt an den festgelegten Datenstrom aus. Im Beispiel wird das Dokument über die Variable document referenziert; die Ausgabe erfolgt auf der Konsole. Wir erhalten:
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<weblinks>
<eintrag id="0">
<kategorie>edv</kategorie>
<url>http://www.w3.org</url>
<notiz>W3-Konsortium</notiz>
<notiz>Technische Referenz</notiz>
</eintrag>
<eintrag id="1">
<kategorie>phy</kategorie>
<url>http://www.cern.ch</url>
...
Details zu allen JDOM-Klassen sind in der Dokumentation enthalten (vgl. [5]).
Mit JDOM lassen sich bestimmte Elemente oder Attribute einer XML-Datei auswählen oder neue Elemente können eingefügt werden (vgl. dazu „6 Aufgaben, Ausblick“).
Mit XSLT kann eine XML-Datei nach bestimmten Regeln in eine andere XML-Datei (oder eine beliebige Textdatei, z.B. LaTeX, vgl [8], [9]) umgeformt werden. Zur Transformation ist ein so genannter XSLT-Prozessors nötig: Aktuelle Webbrowser enthalten einen solchen Prozessor. Auf der Kommandozeile können Sie beispielsweise XT (siehe [6]), XALAN (vgl. [7]) oder SAXON einsetzen. SAXON ist Teil aktueller Linux-Distributionen; das folgende Beispiel wurde mit Hilfe von SAXON durchgeführt.
Alle Transformationsregeln werden in einer eigenen XML-Datei zusammengefasst, die aus XSL-Elementen aufgebaut wird. Das folgende Beispiel zeigt, wie der Inhalt einer XML-Datei in eine HTML-Datei umgeformt wird:
<?xml version="1.0" encoding="iso-8859-1"?>
<xsl:stylesheet version="1.0" xmlns:xsl = "http://www.w3.org/1999/XSL/Transform">
<xsl:template match="/">
<html>
<head>
<title>WebLinks</title>
</head>
<body>
<h1>WebLinks</h1>
<xsl:apply-templates select="weblinks/eintrag">
<xsl:sort select="kategorie" />
</xsl:apply-templates>
</body>
</html>
</xsl:template>
<xsl:template match="weblinks/eintrag">
<h2><xsl:value-of select="kategorie" /></h2>
<p>
<xsl:apply-templates select="url" />
</p>
</xsl:template>
<xsl:template match="url">
<strong><xsl:value-of select="../url" /></strong>
<xsl:apply-templates select="../notiz" />
</xsl:template>
<xsl:template match="notiz">
<dd>
<xsl:value-of select="." />
</dd>
</xsl:template>
</xsl:stylesheet>
In dieser (wohlgeformten) XML-Datei kommen nach der XML-Deklaration HTML-Elemente und XSL-Elemente vor. Um eine Verwechslung auszuschließen, werden so genannte Namensräume verwendet: Der Namensraum für die XSL-Elemente wird durch das Präfix xsl angegeben.
Wie XSL-Transformationen ablaufen ist gewöhnungsbedürftig: Grundsätzlich bestimmten Templates (Schablonen, Vorlagen), welche Elemente für die Ausgabe gewählt werden und welche Elemente neu generiert werden. Mit Hilfe der angegebenen Muster (patterns) wird festgelegt, auf welche Elemente des Eingabedokumentes ein Template angewendet werden soll. Was mit diesem Element geschehen soll wird in den so genannten Vorlagenregeln (template rules) festgelegt, die zwischen dem Starttag und Endetag des <xsl:template>-Elementes stehen.
Das erste Template im Beispiel wird anhand des Musters „/“ auf das Wurzelelement der XML-Datei „weblinks.xml“ angewendet. Konkret werden einige HTML-Elemente ausgegeben und ein Template ausgeführt (<xsl:apply-templates>, das alle <eintrag>-Elemente anhand des Inhaltes des <kategorie>-Elementes alphabetisch sortiert (<xsl:sort>). Weiters legt das select-Attribut des <xsl:apply-templates> fest, welche weiteren Templates ausgeführt werden sollen: Hier soll das Template, das auf das Muster „weblinks/eintrag“ passt ausgeführt werden.
Das zweite Template bezieht sich genau auf dieses Muster: Hier soll zunächst das HTML-Element <h2> ausgegeben werden, dessen Inhalt aus dem Textwert des <kategorie>-Elementes besteht. An dieser Stelle ist es wichtig, dass das <kategorie>-Element ein direktes Kindelement von <eintrag> ist, welches auf Grund des Musters „weblinks/eintrag“ ausgewählt wurde. Der Textwert wird mit Hilfe des XSL-Elementes <xsl:value-of> ausgegeben. Im folgenden HTML-Absatz (<p>) soll das Template für das Muster „url“ ausgewählt werden.
Im vorletzten Template für das Muster „url“ wird der Textwert des <url>-Elementes innerhalb des HTML-Elementes <strong> ausgegeben. Anschließend wird das letzte Template aufgerufen, das auf das Muster „notiz“ passt. Da der Pfad für das Muster korrekt angegeben werden muss, ist es innerhalb des „url“-Templates notwendig, mit dem Muster „..“ eine Elementebene höher zu steigen.
Das letzte Template passt auf die <notiz>-Elemente: Der Textwert jedes <notiz>-Elementes wird zwischen <dd>-Tags ausgegeben. Alle Notizelemente werden mit Hilfe des Musters „.“ gewählt.
Zu Testzwecken führen wir die Transformation auf der Konsole aus; dabei wird die Ausgabe in die Datei „weblinks.html“ umgeleitet:
$ saxon weblinks.xml weblinks.xsl > weblinks.html
Betrachtet man die erhaltene HTML-Datei mit einem Browser, so erhält man eine Ausgabe, die durch die verwendeten HTML-Elemente vorgegeben wird:
[Screenshot „weblinks_html.ps“ einfügen]
Mit entsprechenden Stylesheet-Angaben in einer CSS-Datei erhält man im Browser eine entsprechend formatierte Ausgabe.
JDOM verwendet zum Transformieren von XML-Dateien den XSLT-Prozessor XALAN. Dieser wird durch die Java API for XML Parsing (JAXP) zur Verfügung gestellt.
Das JDOM-Package transform enthält die Klassen zur Transformation: Die Klasse JDOMSource enthält die Methoden zum Einlesen eines XML-Dokumentes und bereitet das Dokument für die XSL-Transformtion vor. JDOMResult nimmt das Transformationsergebnis in Form einer Liste entgegen.
Das Beispiel jdom2.java zeigt eine einfache Anwendung der JDOM-Transformationsklassen:
import org.jdom.Document;
import org.jdom.JDOMException;
import org.jdom.input.SAXBuilder;
import org.jdom.output.XMLOutputter;
import org.jdom.transform.JDOMSource;
import org.jdom.transform.JDOMResult;
import java.util.List;
import javax.xml.transform.*;
import javax.xml.transform.stream.*;
public class jdom2 {
static List ergebnis;
public static void main (String args[]) throws Exception {
SAXBuilder builder = new SAXBuilder();
Document document = builder.build("weblinks.xml");
ergebnis = transform(document, "weblinks.xsl");
XMLOutputter xmlausgabe = new XMLOutputter();
xmlausgabe.output(ergebnis, System.out);
}
public static List transform(Document in, String stylesheet) throws JDOMException {
try {
Transformer transformer = TransformerFactory.newInstance().newTransformer(new StreamSource(stylesheet));
JDOMResult ausgabe = new JDOMResult();
transformer.transform(new JDOMSource(in), ausgabe);
return ausgabe.getResult();
}
catch (TransformerException e) {
throw new JDOMException(e);
}
}
}
Die Transformation geschieht innerhalb der Methode transform(): Das ursprüngliche XML-Dokument wird als Document-Variable übergeben; die Stylesheet-Datei wird über ihren Dateinamen referenziert. transform() gibt das Ergebnis der Transformation als Liste zurück. Sie wird im Beispiel mit Hilfe der XMLOutputter-Methode output() auf der Konsole ausgegeben.
Der Ergebnisbaum wird im Beispiel jdom2.java als Abfolge von XML-Elementen (also „serialisiert“) auf der Konsole ausgegeben. Für komplexere Aufgaben ist es notwendig, die Ausgabe in einem neuen XML-Dokument zu speichern. Dazu importieren wir zunächst das Package java.io und erzeugen das File-Objekt ausgabedatei.
import org.jdom.Document;
import org.jdom.JDOMException;
import org.jdom.input.SAXBuilder;
import org.jdom.output.XMLOutputter;
import org.jdom.transform.JDOMSource;
import org.jdom.transform.JDOMResult;
import java.util.List;
import javax.xml.transform.*;
import javax.xml.transform.stream.*;
import java.io.*;
public class jdom3 {
static List ergebnis;
static File ausgabedatei = new File("weblinks_out.html");
public static void main (String args[]) throws Exception {
SAXBuilder builder = new SAXBuilder();
Document document = builder.build("weblinks.xml");
ergebnis = transform(document, "weblinks.xsl");
XMLOutputter xmlausgabe = new XMLOutputter();
try {
FileOutputStream ausgabestrom = new FileOutputStream(ausgabedatei);
DataOutputStream datei = new DataOutputStream(ausgabestrom);
xmlausgabe.output(ergebnis, datei);
}
catch (IOException e) {
System.out.println(e);
}
}
public static List transform(Document in, String stylesheet) throws JDOMException {
...
}
}
Die Methode transform() wird so wie in Beispiel jdom2.java verwendet.
1.Bestimmte Elemente einer XML-Datei sind mit Hilfe der JDOM-Methoden auszuwählen. Falls vorhanden sollen die Attribute und Attributwerte und die Elementinhalte ausgegeben werden.
2.Ein neues XML-Dokument ist mit den JDOM-Methoden addContent(Element) und setAttribute(Attributname, Attributwert) zu erzeugen (Hinweis:
Element wurzelelement = new Element("wurzel");
wurzelelement.setAttribute("id","1");
Element kindelement = new Element("kind");
kindelement.addContent("Textinhalt");
wurzelelement.addContent(kindelement);
Document dokument = new Document(wurzelelement);
liefert den einfachen XML-Datenbaum
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<wurzel id="1"><kind>Textinhalt</kind></wurzel>
(vgl. dazu auch [13]).
[1] „JAVA und DOM“, PCNEWS-87 April 2004, S. 26
[2] „JAVA und SAX“, PCNEWS-89 ....
[3] http://www.s3.org/TR/REC-xml (W3C-Empfehlung zu XML, Version 1.0)
[4] http://java.sun.com/j2se/1.4.2/docs/index.html (Dokumentation aller verfügbaren Packages)
[5] JDOM-Dokumentation (im Verzeichnis build/apidocs der entpackten JDOM-Distribution enthalten)
[6] http://www.blnz.com/xt/index.html (Homepage für den XSLT-Prozessor XT)
[7] http://xml.apache.org/xalan-j/ (XSLT-Prozessor XALAN im Rahmen des Apache-Projekts)
[8] August Mistlbacher, Alfred Nussbaumer, „XML Ge-Packt“, mitp-Verlag
[9] August Mistlbacher, Alfred Nussbaumer, „XML Ent-Packt“, mitp-Verlag
[10] Herbert Schildt, „Java 2 Ent-Packt“, mitp-Verlag
[11] Christian Ullenboom, „Java ist auch eine Insel“, Galileo Computing
[12] http://www.gymmelk.ac.at/nus/informatik/xmlneu/ (Unterrichtsbeispiele zu XML)
[13] http://nus.lugsp.at/informatik/wpf/JAVA (Unterrichtsbeispiele zum Programmieren mit JAVA)