National Geographic / United Soft Media; ISBN 3-8032-1641-9; DVD-ROM (ca. 1,36 GB); Euro 39,90
Bei der Installation dieses Produkts wird man vor die Wahl gestellt, entweder nur das Programm mit Basisdaten (253 MB), alles außer die Videos (452 MB) oder wirklich restlos alles (1.376 MB) zu installieren. Nur bei der letzten Version ist sicher gestellt, dass man danach die DVD-ROM nicht wieder einlegen muss.
Das erste Ärgernis nach dem Start des Programms — zumindest für den Rezensenten — besteht im leider allzu üblichen Selbstbewusstsein der Programmautoren, die gesamte Bildschirmfläche exklusiv für ihr Produkt reservieren zu wollen. Zwar ist die eigentliche Benutzeroberfläche nur 800 mal 600 Pixel groß, aber auch auf einem Bildschirm, der eigentlich die vierfache Fläche zur Verfügung hat, lässt man lieber drei Viertel schwarz, als sich mit einem Fenster zu begnügen und anderen Anwendungen auch ein bisschen Platz zu gönnen. Das ärgert nicht nur dann, wenn man daneben gleich eine Rezension schreiben will. Wozu hat man schließlich ein Betriebssystem, das mehr als eine Anwendung ausführen kann, und den dazu passenden großen Bildschirm?
Es gibt im Wesentlichen zwei Varianten der Navigation: Wer es systematisch mag, verwendet das Menü am linken Rand. Wer sich gern durch das Labyrinth einer „virtuellen Raumstation“ bewegt, kann auch das tun. Die verfügbaren Themen unterscheiden sich jeweils, wobei aber offenbar das Labyrinth verwirrend genug war, um sich auch der konsequenten Überarbeitung durch die Redaktion zu widersetzen. So gibt es zum Beispiel ein Video, das unter dem Titel „Raumteleskope nach Hubble, geplant ab 2008“ unvermutet in englischer Sprache ohne jegliche deutsche Hinweise abgespielt wird.
Die Logik des Menüs am linken Rand erschließt sich zumindest nicht jedem Beobachter (der Rezensent ist so ein Gegenbeispiel), denn warum es nach „Sonne“ und „Erdähnliche Planeten“ als nächstes Thema gleich mit dem „Urknall“ weiter geht, sich aber dann deutlich weiter unten die „Gasplaneten“ zwischen „Galaxienhaufen“ und „Quasare“ finden, ist doch eher undurchsichtig.
Zu jedem Thema gibt es jeweils einen „populärwissenschaftlichen“ Teil unter dem Titel „Aha!“ und einen eher wissenschaftlichen namens „Science“ mit Beiträgen zu unterschiedlichen Teilbereichen des jeweiligen Themas. Auf Wunsch werden auch Texte vorgelesen (siehe später), wobei man unterstellen könnte, dass die Wahl einer weiblichen Stimme für „Aha!“ und einer männlichen für „Science“ ein sexistisches Klischee bedient.
Die Qualität etlicher Abbildungen ist leider deutlich schlechter als jene von entsprechenden, im Internet frei verfügbaren Alternativen. Teilweise scheinen die Fotos und Grafiken mit wenig optimalen Einstellungen aus gedruckten Publikationen gescannt worden zu sein. Manchmal hat man das wohl auch mit ein bisschen zu viel blindem Eifer gemacht, denn es dürfte keinen vernünftigen Grund dafür geben, das gleiche Bild des Nobelpreisträgers Anthony Hewish (Physik, 1974) im Artikel „Signale von kleinen Grünen Männchen?“ gleich zweimal nacheinander zu verwenden.
Auch die Tonqualität lässt übrigens stellenweise stark zu wünschen übrig, wie etwa bei dem offensichtlich übersteuerten Video über Meteoriteneinschläge. Außerdem haben die Audio-Einspielungen zahlreicher Artikel die verwirrende Eigenschaft, dass der gesprochene Text sich von dem im Bild präsentierten deutlich unterscheidet. Man blättert also eine Seite auf, überfliegt instinktiv die ersten paar Zeilen und ist dann immer wieder verblüfft, dass man ja gar nicht hört, was man liest. Didaktisch ist das nicht optimal.
Trotzdem handelt es sich bei diesem Produkt um eine nette Sammlung von Daten, Bildern und (wenigen) Videos, die als Einführung durchgehen mag. Dem Anspruch, für ernsthafte wissenschaftliche Zwecke geeignet zu sein, genügt aber auch der „Science“-Teil sicher nicht. Die letzten Endes ganz persönliche Frage ist, ob man zu diesem Preis nicht an einem schönen Kunstdruckband zum gleichen Thema mehr Freude hätte.
(Martin Schönhacker)