„NICHTINSDUNKEL“
Kunst und Behinderung
1.ASO Klasse der Allg. Sonderschule Langenstein
Pädagogisches Zentrum Perg
A4222 Langenstein, Schulstraße 6 – pzperg@gmx.at
Projektadresse
Die Allgemeine Sonderschule Langenstein im Bezirk Perg Oberösterreich ist eine Schule, die versucht, mit modernen Methoden der Behindertenpädagogík Kindern eine neue Chance zu geben.
Kinder, die zu uns kommen, sind meist in ihrer persönlichen und schulischen Laufbahn einmal gescheitert und wir versuchen ihnen neue Perspektiven zu geben.
Dazu sind verschiedene Voraussetzungen notwendig:
Verkleinerte Gruppenstrukturen, ein pädagogisches Personal, das sich inhaltlich und mental mit dem Kind auseinandersetzen will und natürlich Kinder, die bereit sind, diesen Prozess mitzugehen.
Es sind unterschiedlichste Kinder in der Klasse. Methodisch wurde umgestellt auf das System einer virtuellen Klasse, d.h. jedem Kind steht an seinem Lernplatz ein Computer mit Internetanschluss und geeigneten Lernprogrammen zur Verfügung.
Der Klassenlehrer Herr Leopoldseder hat innerhalb kürzester Zeit ein beispielgebendes Konzept entwickelt, das den Kindern Rechnung trägt. Alle modernen Varianten einer individualisierten Behindertenpädagogik kommen zum Einsatz:
Innere Differenzierung und Individualisierung, was z.B. heißt, dass sich jedes Kind in einer anderem Lehrplanstufe befindet, die Lehrpläne sind entweder VS Lehrplan oder ASO Lehrplan. Genau dieser Aspekt, des individuellen Eingehens ist eine Stärke (des Computers), erfordert aber immensen Arbeitsaufwand seitens des planenden Lehrers.
Der pädagogisch-soziale Prozess wird von SchulhelferInnen, die zum Teil in der Klasse sind unterstützt.
Diese SchulassistentInnen
· Frau Schindelar Renate
· Frau Silvia Aigner und
· Frau Scharrer Ottilie sind mit (geringen) Stundenkontingenten individuellen SchülerInnen zugeordnet, um deren Lern- und Erziehungsprobleme unter Anleitung des Klassenlehrers zu bearbeiten.
Daneben gibt es
· Musiktherapie
· Ergotherapie,
· Sprachheiltherapie
· Einen Pränatalraum und
· stark projektorientiertes Lernen mit Schullandwochen und handelnd-aktionaler Pädagogik.
Ein sehr wichtiger Teil, der seinen Höhepunkt im „NICHTINSDUNKEL“ Projekt nunmehr gefunden hat, ist der Zugang via Kunst und bildnerischem Gestalten – computergestützt!
Projektablauf (was, wann, wie)
Im Rahmen des Bildnerischen Unterrichts wurden die Kinder gebeten, sich mit Zeichenprogrammen auseinanderzusetzen. Die Motivation dafür ist ohnedies sehr hoch und da die erforderliche Hard- und Software vorahnden war, ein Leichtes für alle Kinder.
Kein informatikorientierter Unterricht, dies ist sehr wichtig, sondern ein freies Experimentieren mit Zeichenprogrammen ist wesentlich. Es wird nicht ein Programm gelehrt, wie es leider in tausenden Kursen passiert, sondern ein „trial and error“ Lernen implementiert, das dem einzelnen alle Freiräume lässt. Eingesetzt wurden Paint (windows) und Photoshop. Nur unbedingt notwendige Teile der Bildkategorien und Dateitypen (jpeg, bmp) wurden praktisch besprochen.
Die Recherche im Internet, welche Künstler sind für mich relevant und interessant, war selbstverständlich, die Kinder sind längst gewohnt das Internet z.Teil sogar virtuos zu bedienen, unabhängig von ihrer Behinderungsart.
Projektziel (inhaltlich, pädagogisch)
Das Ziel des Projekts ist die eigenverantwortliche Auseinandersetzung mit meiner Zeichnung, mit den Großen der Kunst und die Kombination von diesen Aspekten zusammenfließend in einer Symbiose im Internet.
Pädagogisch ist eine konstruktivistische Weltsicht wesentlich.
· Welchen Eindruck macht ein Bild auf mich?
· Wer zeichnete ähnlich wie ich?
· Was verändert sich, wenn das Bild sich zu bewegen beginnt,?
· Welche Ausdrucksformen werden – im Vergleich zu konventionellen Methoden – erweitert?
· Welchen Bildeindruck nehme ich mit, wenn das Bild plötzlich mit weltberühmten Originalen verschmilzt?
· Wie sehen andere mein Werk?
· Welches Gefühl entsteht, wenn plötzlich tausende, das betrachten können?
· Natürlich ist auch eine ganz banale Computerhandlingsabsicht damit verbunden, steht aber nie im Vordergrund.
In dieser Alterstufe ist natürlich auch das genuine Herangehen an Namen wie Michelangelo, Andy Warhol, oder z.B. Eric Clapton mit seinem „tears in heaven“, das ja die Tragödie eines Kindes besingt, ein wichtiger Prozess.
Lernprozesse
· Arbeiten mit Zeichenprogrammen
· Arbeiten mit Designerprogrammen
· Digitalbilder machen
· Verfremden von Digitalbildern
· Recherchieren im Netz
· Kennen lernen berühmter Künstler
· Symbiosen und Anpassungen Musik-Bild
· Multimediales Ziel, also Kombination möglichst vieler Sinne
· Sprechen über das eigene Werk
· Gefühl für virtuelle Kunst entwickeln
· Möglichkeiten andenken, was virtuelle Kunst sein kann
Herausforderung (inhaltlich, organisatorisch, kreativ, technisch)
Die Herausforderungen waren vor allem pädagogischer Art, obwohl es eigentlich Zeichen- und Malprogramm seit Bestehen des Computers in Hülle und Fülle gibt, gibt es kaum methodisch-didaktische Konzepte, diese auch sinnvoll einzusetzen.
Die Anfangsängste und Berührungsproblematik ist bei uns längst überwunden, es geht in erster Linie um einen sinnvollen Einsatz des Geräts, als (künstlerisches) Werkzeug.
Bewusst erfolgt dies auch deswegen, weil immer zu sehr kopflastig der Computer eingesetzt wird. Die übliche Einsatzschiene, z.B.: nur des ECDL mit Büroprogrammen ist gerade bei behinderten Kindern dieser Alterstufe kein sinnvoller Weg. Gefördert werden muss der multimediale Zugang werden.
Was kann ich sinnvoll mit den Bildmöglichkeiten anfangen, wenn das „Symbollesen“ dem Kind so sehr Probleme macht?
Gibt es tragbare Varianten, um Musik im Lernprozess einzusetzen?
Insgesamt muss der Weg von der Alphabetisierung herkömmlicher Art zur Bildalphabetisierung zur Computeralphabetisierung in der ganzen Bandbreite gehen. Die Kinder mit handicaps zeigen es ja sehr deutlich, dass der lineare eindimensionale Weg des herkömmlichen Lernens eine Sackgasse für sie war.
Die Neuigkeit diese multimedialen Lernprozesse zu beschreiten ist ein unendlich wichtiger Vorgang per se.
Arbeitsverteilung, Durchführung
Die Arbeitsweise ist geprägt durch Versuch und Irrtum. Ständiges Experimentieren, Entdecken und Verwerfen neuer Lösungen. Einfachste Computerbedienung bis zur punktuellen Entdeckung neuer Features bei Digitalkameras oder im Internet sind dabei ständig wechselnde Methoden.
Auch der Lehrer ist dabei ein permanent Lernender, sowohl was den technischen Zugang betrifft als auch die künstlerischen Aspekte. Da es sich um ein erstmaliges pionierhaftes Vorgehen handelt, ist auch das Ergebnis vollkommen offen. Es regt auch an, weiterzumachen, zuhause und ich glaube noch nie wurde die eigene Zeichnung nachher so oft und so häufig betrachtet wie jetzt – ablesbar an den Klickraten der Domain.
Das so wichtige Gefühl, „ICH“ habe etwas zusammengebracht, „ICH“ bin im Internet ist immens wichtig, zumal es ja eine Ausnahmestellung ist – trotz der Tatsache, dass ich in eine Sonderschule gehe, dass ich behindert (genannt) werde.
Erfolge
Der größte Erfolg besteht vermutlich darin, dass neben der technischen Fertigkeit, die erworben wurde ein gewaltiger Zugewinn an Selbstwert und damit Persönlichkeitsbildung stattgefunden hat. Etwas zu können, was viele Erwachsene und manche Altersgenossinnen nicht können, obwohl man ja immer als behindert abgestempelt wird, ist nicht abzuschätzen. Dass darüber hinaus auch die Anerkennung vieler Besucher aus dem Internet schon eingetroffen ist, ist da schon die Sahne auf dem Kaffee des Erfolgs.
Für die Schule selbst ist es natürlich ein Zugewinn an Reputation und auch wichtig im Sinne einer qualitätsvollen Weiterentwicklung.
„Den Kindern das Lernen zurückgeben, eigenverantwortlich den Weg finden, ist ein unendlich wichtiger Lernprozess. Der Lehrer als Modell für „ein lernendes Medium“ das im Sinne des Beispiellernens modellhaft Werte übermittelt (auch der Erwachsene ist Lernender) ist ein (heimlicher) Lehrplan, der dabei umgesetzt wird.
Akzeptanz (intern, extern)
Intern ist die Akzeptanz natürlich sehr hoch, man muss aber sicher auch berücksichtigen, dass die hervorragende Ausstattung des Hauses der glückliche Umstand, dass Herr Leopoldseder mit seinem profunden know how, sowohl in pädagogischer als auch künstlerischer Hinsicht nicht an jeder Schule die Regel sein wird.
Verschwiegen sollen aber auch nicht die permanenten Finanzprobleme werden. Dazu muss gesagt werden, dass die Hardware und Software zu einem großen Ausmaß gesponsert wurde.
Eine kleine Gemeinde wie Langenstein leistet zwar Hervorragendes, kann aber nie und nimmer solche Aufwändungen tätigen.
Die Hardware ist leider veraltet, wir hätten gerne eine WLAN Anbindung, wir möchten gerne Notebooklasse sein. Leider ist es kaum möglich in dieses Programm reinzukommen. Hier werden nach wie vor die weiterführenden Schulen bedient.
Die Finanzierung hängt aber sehr entscheidend damit zusammen, dass das Gefühl entsteht (bei den verantwortlichen Geldgebern) es wird ein sinnvoller Mehrwert geschaffen.
Wir hoffen weiterhin auf eine Finanzierungsvariante, die uns aus dem Bettlerimage heraushilft.
Warum sind es immer wieder behinderte Kinder, die um alles betteln müssen?
Wäre dies an weiterführenden Schulen vorstellbar?
Keines der Kinder kann etwas für seine Behinderung!!!
Extern ist natürlich hohe Akzeptanz gesichert, weil es ja ein Kontinuum ist, dass unsere Schule moderne neue Inhalte in allen Bereichen entwickelt.
Übertragbar ist es sicherlich nicht 1:1 – es ist aber durchaus möglich, neue Inhalte zu entwickeln, die in ähnliche Richtungen gehen. Die Akzeptanz wird durch Öffentlichkeitsarbeit sicher weiter steigen, weil auch hier das Internet völlig neue Perspektiven eröffnet hat, die wir zu gehen gewillt sind.
Einsatz im Unterricht
Im Sinne eines Trends, der sagt, dass Jugendliche die Neuen Medien längst zum Alltagsinstrumentarium haben, wäre ein vermehrter Einsatz solcher Strategien enorm wichtig. Es besteht die Gefahr, dass die herkömmliche Pädagogik sich immer mehr von den Lebenswirklichkeiten der Kinder abkoppelt, mit dem Effekt, dass der Lehrer eines Tages zum verzopften und uninteressantesten Medium wird. Erst wenn wir wieder in diese Lebenswelten der Kinder eintauchen und sie dort abholen, was auch heißt, ihnen die Gefahren vor Augen zu halten, wird eine wirkliche Schulentwicklung stattfinden.
Öffentlichkeitsarbeit
Besteht hauptsächlich im Internet über die homepage, es wird aber auch versucht, in der lokalen Presse Gehör zu finden. Ideal wäre es, dafür fehlen aber die Mittel, in Hörfunk und TV reinzukommen. Verlinkungen, Serienmails usw. also Möglichkeiten, die das Internet bietet, werden konsequent eingesetzt.
Zusammenfassung
Insgesamt ist es ein sehr erfolgreiches Projekt, das allen Beteiligten spannende Lernzuwächse gebracht hat und fortgesetzt werden soll.
Kommentar
Die Bewertung überlassen wir den Besuchern und ersuchen um Eintragungen ins Gästebuch:
Partnereinrichtungen:
· Ars electronica Center Linz,
· CMC HS Ried/RM,
· Museumonline,