Einerseits hoch gepriesen - andererseits als Hype abgetan. Was kann Voice over IP wirklich? Kann man es im praktischen Gebrauch einsetzen? Wir haben VoIP getestet und es sei vorab gesagt - wir waren positiv überrascht. VoIP kommt in den Bereich, wo es auch von einer breiten Masse verwendet werden kann und auch die Qualität stimmt.
Was ist VoIP? VoIP ist die Telefonie ohne Festnetz. Als Trägermedium wird nicht eine vom Telefonamt geschaltete Verbindung zwischen zwei Teilnehmern verwendet, sondern ein vorhandenes IP Netz. Hier sind wir schon bei der ersten Voraussetzung, die man für VoIP benötigt. Man benötigt einen Internet Anschluss. Am besten einen breitbandigen - und wenn möglich natürlich auch mengenmäßig unlimitiert (wenn man zu den vieltelefonierern zählt).
Wenn man nun IP als Trägermedium verwendet. Also die Steckdose sozusagen ein RJ45 Ethernet Stecker ist, was verwendet man dann als Endgerät? Ein POT (plain old Telephone) kann man ja nicht an ein Ethernet Kabel anstecken. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man verwendet seinen PC mit einer zusätzlich installierten Software, die Softphone genannt wird (z.B. X-Lite von XTen die es gratis gibt) oder man kauft einen Adapter (z.B. den Grandstream HandyTone 486). Dieser Adapter erlaubt es ein vorhandenes Telefon (auch z.B. ein schnurloses Telefon) an das IP Netz anzuschließen. Diese Adapter verfügen meistens über einen Ethernet Anschluss, einen Telefonanschluß (um weiterhin auch das Festnetz nutzen zu können) und einen Anschluss für das Telefon. Die erste Variante ist zum testen (kostet nichts) oder auf Reisen sehr praktisch. Man kann mit installiertem Softphone auf dem Notebook z.B. in einem Hotel mit Breitbandanschluss am Zimmer unter seiner österreichischen Telefonnummer erreicht werden. Die dritte und letzte Variante ist es ein SIP Phone (z.B. das Grandstream BudgeTone 100) zu kaufen. Diese gibt es in vielen unterschiedlichen Varianten. Ein SIP Phone sieht aus wie ein klassisches Telefon. Nur findet man auf der Rückseite nicht einen a/b – Telefonanschluss (RJ11 Stecker) sondern einen Ethernet Anschluss (RJ45). Das Telefon wird also direkt an das Ethernet angeschlossen. Konfiguriert können sowohl der SIP Adapter als auch das SIP Phone typischerweise über den Browser. Die Geräte beziehen Ihre IP Adresse (so nicht anders konfiguriert) automatisch über DHCP.
Hier sind wir auch schon beim größten Vorteil dieser Technologie. Sie ist ortsunabhängig. Man kann überall unter der gleichen Nummer erreichbar sein - Voraussetzung natürlich es gibt Internet Connectivity. Man kann also zu Hause mit dem vorhin beschriebenen Adapter ganz normal mit dem Schnurlostelefon telefonieren, in der Firma z.B. ein Softphone am PC installiert haben und auf Reisen mit dem Notebook im Hotelzimmer telefonieren. Dabei sind die Kosten immer gleich. Angerufen werden kostet (außer natürlich den Kosten für das Internet) typischerweise nichts - abgehende Anrufe z.B. aus den USA nach Wien sind gleich teuer (oder billiger) wie ein Anruf von Wien nach Wien - und ein Telefonat VoIP zu VoIP Anschluß ist überhaupt gratis!
Telefonnummer?
Grundsätzlich könnten wir jetzt telefonieren. Wie kommt man aber nun zu einer Telefonnummer im Internet? Feinerweise gibt es auch diese fast gratis! - Unter www.sipdiscount.com kann man sich registrieren und bekommt nach Vorauszahlung eines Guthabens von 10 € eine Telefonnummer zugewiesen. Um zuvor zu überprüfen, ob man mit dem Service zufrieden ist, kann man bei SipDiscount 1 Minuten anrufe gratis zum Test absetzen. Wenn man mit dem Service zufrieden ist, kann man sich über den Link „Sign up now“ registrieren und über Kreditkarte 10 € Guthaben aufladen. Das Guthaben is 90 Tage gültig, danach verfällt es. Mit Zahlung des Guthabens erhält man eine Wiener Rufnummer unter der man ab diesem Zeitpunkt erreichbar ist.
Konfiguration
Die Konfiguration des Softphones, bzw. eines Adapters oder SIP Telfons ist denkbar einfach. Man muss nur einige wenige Parameter angeben, um das Telefon zu konfigurieren:
Einstellungen |
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Username: |
Die gewählte SIP Discount Benutzerkennung |
Password: |
Das SIP Discount Passwort |
SIP/Proxy registrar: |
sip1.sipdiscount.com |
Domain/Realm (optional): |
sipdiscount.com |
STUN server: |
stun.sipdiscount.com |
Installation Softphone
Wie kommt man zu X-Lite, wenn man einen anderen Provider verwendet? Die Lite Version von X-Lite kann gratis von unserer Site geladen werden (http://www.digitalhome.at/iportalx/show_entry.asp?EntryID=195) ( Nach dem Download installiert man die Software. Die Installation ist sehr einfach. Nach dem akzeptieren der Lizenzbedingungen wird der Installationspfad abgefragt, und ob ein Icon am Desktop oder im Quick Launch Bar installiert werden soll - und ob die Software automatisch gestartet werden soll. Wenn man X-Lite unter Windows XP SP2 startet, meldet sich die Firewall zu Wort und fragt, ob X-Lite geblockt werden soll (wenn man telefonieren will, sollte man das verneinen). Als nächstes wird ein Kalibrationstest durchgeführt. Um wirklich mit dem PC telefonieren zu können, ist es Empfehlenswert ein Headset anzuschaffen (ein einfaches Mono Headset mit einem Mikrofon und einem Lautsprecher ist am besten). Bei der Kalibration wird dann die Lautstärke für den Lautsprecher und auch der Aufnahmepegel für das Mikrofon eingestellt. Folgen Sie dazu den Anweisungen.
Damit ist alles fertig eingerichtet und schon kann es losgehen. Die soeben eingerichtete Telefonnummer dauert allerdings von Sipgate oft einige Stunden, bis sie freigeschaltet wurde. Daher sollte man mit Tests etwas (am besten einfach bis zum nächsten Tag warten). Sonst glaubt man es liegt ein Fehler in der Konfiguration vor und verbringt unnötigerweise viel Zeit mit Fehlersuche.
Tarife
Mit SipDiscount.Com sind Anrufe ins Österreichische Festnetz, sowie auch Festnetz in Canada, Dänemark, Finnland, Deutschland, Griechenland, Irland, Liechtenstein, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz, UK, Vereinigte Staaten sind vollkommen gratis. Das Telefonieren zum Österreichischen Mobilnetz schlägt sich mit 5 ct/min zu Buche (damit kann z.B. das Guthaben aufgebraucht werden). Die vollständige Tarifliste ist unter http://www.digitalhome.at/iportalx/show_entry.asp?EntryID=195 zu finden.
SIP oder SKYPE?
SIP ist ein Standardisiertes Protokoll, dass von fast allen Telekom Anbietern verwendet und angeboten wird. Es ist eine große Vielzahl an Hardware für SIP verfügbar. Skype ist ein proprietäres Protokoll – dieses Protokoll wird nur von Skype selbst unterstützt.
Vor- und Nachteile
Die Nachteile der VoIP Telefonie ist, dass sie noch nicht ganz so stabil ist, wie das gute alte Telefon. Gelegentlich spielt einem die Firewall einen Streich, der Provider ist vielleicht nicht erreichbar, oder das Netzwerk mag nicht ganz so recht. All das ist selten der Fall – aber doch öfter als man es vom Telefon gewohnt ist. Ein weiterer Nachteil ist, dass das gute alte Telefon auch bei einem Stromausfall erreichbar ist, denn es wird vom Wählamt mit Strom versorgt. Wenn der Strom bei VoIP ausfällt, dann geht nichts mehr. Auch bedenken sollte man, dass die Notrufnummern bei VoIP nicht immer der lokal am nächsten gelegenen Einsatzzentrale zuzuordnen sind. Wenn ich in den USA meine Österreichische VoIP Nummer verwende, wird mir die Österreichische Feuerwehr nicht weiterhelfen können.
Die Vorteile sind definitiv die wesentlich geringeren Kosten. Telefongespräche können teilweise gratis mit geringer oder keiner Grundgebühr geführt werden. Auch muss man sagen, dass der Benutzer bei Verwendung eines IP Telefons von der Bedienbarkeit keinen Unterschied zu einem „normalen“ Telefon merkt. Die Technologie ist auch von älteren oder nicht technisch interessierten mittlerweile zu verwenden.
Fazit
VoIP ist nicht mehr Fiktion sondern mittlerweile Wirklichkeit geworden. Es ist zu erwarten, dass mittelfristig immer mehr Benutzer auf VoIP umsteigen – alleine schon aus Kostengründen. Die Qualität von Telefonanrufen ist nicht von Telefonaten vom Festnetz unterscheidbar und die Endgeräte machen die Benutzung sehr einfach. Unsere Empfehlung: Einfach selbst testen!
Viel Spaß beim Telefonieren!