Richtpreis ca. Euro 529,—; schon gesehen ab Euro 479,— (vertragsfrei)
Seit Anfang März 2007 ist das neueste Handy aus der Walkman-Serie von Sony Ericsson auf dem österreichischen Markt erhältlich, und man war so freundlich, der PCNews eines der ersten Exemplare leihweise für einen Testbericht zur Verfügung zu stellen.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gerät ungewöhnlich dünn ist. Mit nur 9,4 mm Dicke passt es problemlos auch in die kleinste Tasche, ohne aber deshalb schlechter in der Hand zu liegen. Im Gegenteil: die Rückseite besteht aus orangem „soft touch“-Kunststoff. Durch die gebürstete schwarze Edelstahl-Front sieht das Gerät auch noch ziemlich edel aus. Und wenn man es dann einschaltet, sticht sofort die ungewöhnlich hoch auflösende Anzeige (320x240 Pixel) ins Auge.
Es wurden die mittlerweile seit rund eineinhalb Jahren eingeführten Walkman-Funktionen eingebaut, deren Erläuterung an dieser Stelle müßig erscheint. Neu ist allerdings, dass man erstmals auch einen Stereo-Kopfhörer über Bluetooth anschließen kann. Das beeinträchtigt nach Angaben des Herstellers die Akkulaufzeit nicht, sodass mit einer Akkuladung auch drahtlos bis zu 20 Stunden lang Musik gehört werden kann.
Als Telefon lässt das W880i keine Wünsche offen. Es ist mit GPRS 900, 1800 und 1900 sowie UMTS 2100 auf der ganzen Welt einsetzbar. Weil das Flugreisen impliziert, ist auch der eingebaute Flugmodus wichtig, in dem entsprechend den üblichen Vorschriften alle Telefonfunktionen deaktiviert sind, während man den Walkman-Teil ganz normal nutzen kann, falls das Bordprogramm doch nicht dem individuellen Geschmack entsprechen sollte.
Für Schnappschüsse ist eine 2-Megapixel-Kamera eingebaut. Sie genügt mit ihrem winzigen Fixfokus-Objektiv zwar keinen übertriebenen Qualitätsansprüchen, aber für das schnelle Foto zwischendurch ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden. Eine zweite Kameralinse entdeckt man an der Vorderseite das Handys: Hier ist die Verwendung für Videotelefonie vorgesehen. In dieser Betriebsart kann man übrigens auch auf die andere Kamera umschalten, um während des Gesprächs statt des eigenen Gesichts wahlweise auch Eindrücke von der Umgebung übermitteln zu können.
Bei der schon im Lieferumfang recht beeindruckenden Speicherkapazität von 1 GB (in Form eines winzigen Memory Stick Micro, der nicht größer ist als ein Daumennagel) drängt sich natürlich auch die Frage auf, ob man sich mit diesem Handy das Mitführen eines separaten USB-Sticks ersparen kann.
Die Antwort fällt zwiespältig aus: Im Prinzip wird das Gerät beim Anschluss über das mitgelieferte USB-Kabel und bei Auswahl des „Dateimodus“ problemlos als Wechselmedium erkannt. Zu diesem Zweck müssen keine Treiber installiert werden. Allerdings verliert das Telefon in dieser Betriebsart leider nicht nur seine wesentlichste Basisfunktion (bei der es sich ja wohl immer noch um das Telefonieren handelt), sondern restlos alle Funktionen außer der Dateiübertragung.
Es existiert auch die Variante, das Gerät im „Telefonmodus“ an einen Computer anzuschließen. Dafür wird dann ein (mitgelieferter) Treiber gebraucht, und man muss auch sonst die mitgelieferte Software verwenden. Jedenfalls sind so die normalen Telefonfunktionen nutzbar. Das USB-Kabel bietet in dieser Betriebsart allerdings keine klaren Vorteile gegenüber dem Anschluss über Bluetooth, und zwar auch nicht bezüglich der Übertragungsgeschwindigkeit.
Apropos: In dieser Hinsicht ist das W880i keine wirkliche Konkurrenz für einen USB-Stick. Das Kopieren einer 127 MB großen Einzeldatei dauerte im USB-Modus immerhin 7 Minuten. Für eine Vielzahl kleinerer Dateien mit einem Gesamtvolumen von rund 86 MB waren es sogar 11 Minuten.
Wer jetzt meint, das sei doch nur eine unwichtige Nebenfunktion des Handys, hat nur bedingt Recht: Man soll ja mit einem Walkman-Handy Musik hören können, und diese muss zunächst irgendwie ihren Weg in das Gerät finden.
Nach den Messungen im Test ist also zu erwarten, dass man für eine komplette Befüllung des Speichers mit Musikdateien eine Wartezeit von mindestens einer Stunde einzukalkulieren hat. Und das gilt auch nur bei der schnellen Verbindung mittels USB-Kabel, denn per Bluetooth werden nur rund 40-60 KB/s übertragen. Auf diese Art würde ein volles Gigabyte also sogar mit zumindest 5(!) Stunden Übertragungszeit zu Buche schlagen. Da ist es wohl doch ratsam, sich einen Kartenleser anzuschaffen und die Speicherkarte aus dem Handy zu entnehmen, um sie extern (und wesentlich schneller) neu zu bespielen.
Der Anschluss über USB hat aber einen anderen Vorteil: Der Akku wird nebenbei aufgeladen. Man kann sich also das Mitnehmen des Ladegeräts sparen, wenn man einen Computer und das USB-Kabel dabei hat. Nicht ganz verständlich ist allerdings, dass die Aufladung per USB leider nur im Dateimodus funktioniert. Das ist ein technischer Rückschritt gegenüber anderen Modellen des Herstellers wie z.B. dem W810i.
Eine andere Seltsamkeit ist im Test auch noch aufgefallen: Man kann über das Menü des Handys zwar auf die Dateien im Speicher zugreifen, aber seltsamerweise sind sie nicht löschbar (auch nicht nach Rückfrage), wenn sie über den Computer mit einem Schreibschutz versehen wurden. Zur Entfernung muss man das Gerät wieder an den Computer anschließen.
Die Akkulaufzeiten sind beeindruckend und konnten auch während des Tests verifiziert werden. Im Lauf von sieben Tagen ließ die Kapazität trotz einiger Tests nur auf 50% nach. Der Hersteller gibt eine Standby-Zeit von bis zu 425 Stunden an, also rund 2½ Wochen. Außerdem werden bis zu 20 h Musikspieldauer und bis zu 6,5 h reine Gesprächszeit genannt. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch das leichte, kompakte, sehr leistungsfähige und international einsetzbare Ladegerät, das mit einem Nennstrom von 700 mA den kräftigen Akku innerhalb von maximal 1½ Stunden vollständig laden kann.
Die Gesamtbilanz nach rund zwei Wochen Testdauer fällt durchwegs positiv aus. Es war sehr vergnüglich, dieses leistungsfähige Gerät zu verwenden. Mit seinen geringen Abmessungen und dem geringen Gewicht kann es wirklich problemlos in der Hemdtasche getragen werden, ohne das Hemd auszubeulen. Und was den Preis angeht, so hat sich ja auch bei den Spitzenmodellen der Vergangenheit gezeigt, dass man nicht allzu lange warten muss, bis es zumindest im Vertragsbereich deutlich günstigere Angebote gibt.
Steht eine Neuanschaffung ins Haus und stimmt das grundsätzliche Anforderungsprofil, so ist das W880i sicher eine Überlegung wert. Man sollte aber wirklich sicher sein, denn wenn man die SIM-Karte erst einmal eingelegt hat, lässt sie sich aufgrund der kompakten Bauweise nur noch mit einer spitzen Zange wieder aus dem Gerät entfernen, was das Ende des Tests ein bisschen schwierig gestaltete…
(Martin Schönhacker)