Duden Korrektor Plus

Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus AG
ISBN 3-411-06558-3; CD-ROM (ca. 450 MB); Euro 51,70
http://www.duden-korrektor.de/


Mit dem Duden Korrektur [Plus] ist der Hersteller zum Beweis ange­treten, dass es besser ist, Fragen der Recht­schreibung und Grammatik in seinen bewährten Händen zu lassen, als sich in dieser Hinsicht diversen Software­anbietern und deren (manchmal ziem­lich krausen) Vorstellungen von die­sem Thema anzuvertrauen. Und es sei vorweggenommen: Diese Prämisse stimmt wohl. Allerdings ist leider an­ge­sichts der Testergebnisse auch der Umkehrschluss nicht von der Hand zu weisen, denn die Software hat ein paar seltsame Eigenschaften.

Der Hauptbestandteil von „Duden Korrektor“ ist eine Rechtschreib‑ und Grammatikprüfung für Anwendungen aus Microsoft Office und Microsoft Works. Besonders hat man sich natur­gemäß um die Textverarbeitungs­pro­dukte gekümmert.

In Microsoft Word werden die einge­baute Silbentrennung und Recht­schreib­kontrolle durch „Korrektor“ ersetzt, was sich als durchaus segens­reich erweist. Die Erkennungsrate ist tatsächlich merkbar höher, die Kor­rekturvorschläge sind meist sinnvol­ler, und die Grammatik wird gründ­licher geprüft. Außerdem kann man auf Wunsch auch Erklärungen abfra­gen, die sich als recht ausführlich und schlüssig erweisen.

Zusätzlich zu den aus Word ge­wohnten Funktionen stehen eine wirklich stark verbesserte Silbentren­nung und eine Batchprüfung zur Ver­fügung. Letztere trägt dem Zeitauf­wand der Software bei Aktivierung aller Testoptionen Rechnung: Man kann mehrere Dokumente angeben und ohne Interaktion mit Korrektur­markierungen versehen lassen, die man danach gemütlich durchgehen kann. Besonders bei großen Doku­menten ist das dringend zu empfehlen (siehe unten).

Das Produkt wird über eine eigene Symbolleiste eingebunden, und hier beginnt der Ärger mit der Software: Es ist ja einzusehen, dass die Stan­dardvorlage „Normal.dot“ zwecks Einbindung verändert werden muss, und die entsprechende Sicherheits­abfrage (die hoffentlich aktiviert ist) beantwortet man gern positiv. Aber es ist nicht verständlich, dass der Kor­rektor es für nötig hält, bei jedem(!) Aufruf von Word etwas in der Normalvorlage zu ändern, auch wenn er weder umkonfiguriert noch über­haupt verwendet wurde.

Der sehr ärgerliche Effekt ist, dass die Sicher­heitsabfrage nun jedes Mal beim Beenden von Word auftaucht. Man ist nach einer Weile so genervt, dass man sie gern abschalten würde, aber genau davon muss dringend ab­geraten werden. Schließlich gibt es noch immer die latente Gefahr, sich über Dokumente irgendwelche Makroviren einzuschleppen, und das war ja der ursprüngliche Grund für die Einführung dieser Abfrage.

Der zweite Ärger betrifft die im Test eher unangenehme Hyperaktivität des Zusatzprogramms. Auch wenn man die Online-Prüfung abschaltet und der Korrektor daher eigentlich bis zu ei­nem manuellen Aufruf inaktiv sein sollte, scheint er im Hintergrund eif­rig Vor­arbeiten zu leisten.

Das ist zwar prinzipiell lobenswert, aber in der Praxis drängt sich die Sache viel zu sehr in den Vorder­grund: Die Prozessorlast geht bei längeren Dokumenten durchaus auch minutenlang(!) bis an den Anschlag. Das geht so weit, dass man besser abwartet, bis der geregelte Lüfter sich wieder auf eine normale Drehzahl eingependelt hat, denn vorher kann man nicht einmal vernünftig im Dokument blättern. Von sinnvollem Editieren ist in dieser Phase ohnehin keine Rede.

Es sei aber an dieser Stelle nochmals betont, dass die Qualität der äußerst umfangreichen Kontrol­len und Vor­schläge außer Zweifel steht. Nur die softwaremäßige Umsetzung macht den täglichen Umgang mit Word sehr mühsam. Aber es hat auch etwas Positives: Wer sich immer nach dem Öffnen eines Dokuments etwas zu trinken holt, solange der Korrektor den Prozessor mit Beschlag belegt, leistet jedenfalls einen Beitrag zur Gesundheit seiner Nieren …

Die „Plus“-Variante (getestet wurde Ver­sion 3.51) enthält zusätzlich eine sogenannte „Office-Bibliothek“. Das ist eine erweiterbare Sammlung von Buchtiteln aus der Duden-Reihe, in denen einzeln oder parallel gesucht werden kann:

·       Das Fremdwörterbuch

·       Das Synonymwörterbuch

·       Richtiges und gutes Deutsch

Die Suche gestaltet sich einfach und funktioniert blitzschnell, auch wenn man im Volltext aller Bände zugleich sucht. Man hat die Möglichkeit, die Bibliothek als eigenständiges Produkt oder direkt aus di­versen Anwen­dungsprogrammen auf­zurufen.

Insgesamt begeistert der Duden Kor­rektor durch Qualität und eine gute Einbindung in die genannten Anwen­dungen. Wenn man jetzt noch ein Up­date herausbringen könnte, das eine wirksame Abschaltung der Online-Kontrollen ermöglicht und im täg­li­chen Gebrauch seine elektronischen Finger von der Standardvorlage lässt, wäre das Produkt vorbehaltlos zu empfehlen, zumal auch der Preis durchaus angemessen erscheint.

(Martin Schönhacker)